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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Kisi fragen.«
    »Kisi ist an allem schuld.«
    »Kisi war immer gut zu mir.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie holt die anderen aus dem Untergeschoss.«
    »Die Entführten?«
    »Wer ist entführt?«
    »Ihr. Du. Aus dem VIP-Zelt. Ihr habt im Gletscher gelebt.«
    »Wir hatten ein Seminar im Gletscherhotel belegt. Es ging um die Zukunft des Planeten. Damit wir unsere Unternehmen nachhaltig in die Zukunft führen können.«
    »Welches Unternehmen, Sandra?«
    »Na, die NAP Trading. Meine Firma. Ich heiße übrigens Natalija.«
    »Bist du sicher?«
    Sandra stutzte. »Und zum Abschluss haben wir eine Skitour gemacht.«
    »Drei Wochen lang. Ihr seid von St. Moritz bis hierher gegangen.«
    »Es war toll. Nur draußen den ganzen Tag. Und die Nacht auch. Wenn ich zurück bin in … Russland, oder? Jedenfalls, ich will nur noch draußen leben.«
    »Ist gut. Wir müssen hier weg.«
    »Frans kann Helikopter fliegen, hat er erzählt.«
    Thien erinnerte sich an seine Recherche zu den Hintergründen der Entführten. »Frans de Jong, der Südafrikaner?«
    »Du kennst ihn? Wer bist du gleich noch mal?«
    »Thien. Thien Hung Baumgartner. Ich bin dein Mann.«
    »So ein Quatsch.«
    Thien sah ihr traurig in die Augen. »Gib mir bitte deine Waffe«, sagte er.
    Sonntag, 7. April, 10 Uhr 23
Hotel Schloss Osterbach
    Die Mitarbeiter des Hotels, die Feuerwehrleute der immer zahlreicher ins Tal strömenden Wehren, die Soldaten der Bundeswehr, die Geheimagenten und Mitarbeiter der privaten Sicherheitsdienste standen um das lichterloh brennende Konferenzzentrum. Der Schock stand ihnen in die Gesichter geschrieben. Die Sicherheitsleute wussten, dass sie kläglich versagt hatten. Die Spitzen der meisten europäischen Staaten, wichtige Vertreter der USA, Russlands, Chinas, die Vorstandsvorsitzenden der größten, bedeutendsten, wertvollsten Unternehmen der Welt befanden sich inmitten der Feuersbrunst, der sie sich nicht nähern konnten, ohne selbst zu sterben. Für einige mochte der Gedanke einen Moment lang eine Rolle gespielt haben, genau das zu tun: ins Feuer zu laufen und sich der eigenen Verantwortung, den Anhörungen, den Untersuchungsausschüssen, den Verhören durch die eigenen und fremden Dienste, dem Ruch des Scheiterns, den sie ihr Leben lang nicht mehr losbekommen würden, zu entziehen. Doch keiner von ihnen zog die Konsequenz. Eines war klar: Nach diesem Tag, nach dieser nie da gewesenen Katastrophe, würde alles anders werden. Keiner, der zusah, wie das Gebäude immer heller brannte, und der sein Zusammenstürzen in wenigen Minuten, wenn nicht Sekunden, erwartete, sprach in diesem Moment darüber. Niemand sprach überhaupt ein Wort. Aber sie wussten: Nichts würde mehr so sein, wie es zuvor gewesen war.
    Sonntag, 7. April, 10 Uhr 28
Refuge du Goûter
    Thien war froh, dass er mit Sandra nicht um die Maschinenpistole kämpfen musste. Sie gab sie ihm ohne Widerstand. Wenn er nur verstanden hätte, was in ihrem Kopf vorging. Sie hatte ihn erkannt. Ihn gerettet. Um ihn kurz darauf nicht mehr zu erkennen. Und sie behauptete, eine russische Unternehmerin zu sein. Er erklärte es sich so, dass Sandra durch die Elektroschock- und weiß der Teufel welche Behandlungen eine neue Identität übergestülpt bekommen hatte und ihr Bewusstsein zwischen den beiden Identitäten hin- und hersprang.
    Er würde sich später um den Geisteszustand seiner Frau kümmern und sie wieder in die richtige Welt zurückholen müssen. Er sah das Bäuchlein, das sich unter ihrer abgetragenen Skijacke abzeichnete. Nach allem, was er gesehen und gehört hatte, musste er diese schwarze Frau, diese Kisi, unschädlich machen, damit Sandra und er endlich in Sicherheit waren. Er hoffte, dass die im Magazin verbliebene Munition reichen würde, und stellte vorsichtshalber den Schalter auf der rechten Seite der kurzen Waffe auf das weiße Symbol für Einzelschuss.
    Er wies Sandra an, im Helikopter auf ihn zu warten. Auch das tat sie widerspruchslos. Sie spürte wahrscheinlich, dass sie mehr zu ihm gehörte als zu Kisi und den anderen Entführten, die sich irgendwo im Refuge aufhalten mussten.
    Vorsichtig stieg Thien die Treppe zum Eingang hinauf. Er schlich durch den langen Gang und versteckte sich wieder hinter dem Getränkeautomaten. Von dort konnte er in den Speisesaal spähen.
    Was er sah, ließ ihn am Verstand der schwarzen Frau ebenso zweifeln wie an dem der Entführten. Sie standen alle auf der von ihm aus gesehen rechten Seite des Saales vor dem Tresen. Sie trugen alle sehr

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