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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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einzusteigen?«
    »Wenn du so willst – ja, ich habe Angst. Um genau zu sein, ich habe Angst davor, das Geschäft zu machen. Und noch viel größere Angst, das Geschäft nicht zu machen.«
    »Den Kerl kauf ich mir.« Sie richtete sich in ihrem Sessel auf und reckte das Kinn kampfeslustig vor.
    »Annemarie, mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen. Die Tote bei der Schneefuchsjagd …«
    »Die Südsee-Prinzessin?«
    »Deren Vater ein langjähriger Kunde von uns ist. Und der sich in Afrika engagiert hat.«
    »Ein Unfall. Bleibt im Jagdgalopp mit dem Hals in einer Astgabel hängen …«
    »Das war kein Unfall. Dieser D’Annecy hat es mir vorher angekündigt.«
    »Und … das glaubst du?«
    »Annemarie, er hat es vorher angekündigt! Verstehst du nicht? Genau wie diese Enthauptung bei der Oldtimer-Rallye. Er hat mir jeweils gesagt, was am nächsten Tag passieren wird!«
    »Aber der Mann im Auto war Investment-Banker, kein Großgrundbesitzer.«
    »Der einen riesigen Deal in der Lebensmittelindustrie eingefädelt hatte. Zwischen Unternehmen, die nun auf der ganzen Welt den Getreidepreis bestimmen können. Der Mann hatte zudem noch ein privates Aktiendepot bei uns, in dem er Rohstoff-Optionen hortet.«
    Käppli öffnete ein Tonic Water und schenkte sich ein. Sie nahm einen großen Schluck, unterdrückte ein Aufstoßen und stellte das Glas wieder ab. Dann schüttelte sie ungläubig den Kopf. »Und was passiert als Nächstes?«
    »Ich weiß nicht. Er hat sich nicht mehr gemeldet.«
    »Und was tust du?«
    Ein so ratloses Gesicht hatte Annemarie Käppli bei Albert Sonndobler noch nie gesehen. »Erst einmal nichts«, sagte er und stand auf. Er zog den Knoten seiner Krawatte nach und die Anzugjacke an. Dann verließ er wortlos die Suite und fuhr mit dem Aufzug hinunter in die Lobby, um die junge Deutsche zu treffen, die sich in Afrika so gut auskannte.
    Donnerstag, 24. Januar, 19 Uhr 02
Steigenberger Grandhotel Belvédère Davos
    Die Osterbacher betraten die Präsidentensuite einzeln. Jeder von ihnen hatte eine handgeschriebene Einladung des Vorsitzenden des Lenkungsausschusses dieses exklusivsten Kreises von Politikern und Wirtschaftsführern bei sich. Im Vorraum der Suite stand ein Sicherheitsmann, der die Einladungen wortlos entgegennahm, um sie an Ort und Stelle mit einem amerikanischen Zippo-Feuerzeug anzuzünden und in einem Sektkühler zu verbrennen. Kein Außerstehender sollte je wissen, dass dieses Treffen stattgefunden hatte. Und sollte doch jemand davon erfahren, dann sollte es keinen Hinweis darauf geben, wer bei diesem Treffen zugegen gewesen war.
    Ein anderer Hüne im schwarzen Anzug und Knopf im Ohr sammelte die Mobiltelefone ein. Die Geräte kamen in einen großen Koffer, der neben dem Hünen auf dem Boden stand. Der Koffer hatte viele kleine Fächer und war mit dreieinhalb Zentimeter starkem Blei ummantelt, das kein Funksignal durchließ.
    Nicht umsonst hatte man jene Suite als Treffpunkt gewählt, die am Tag darauf der amerikanische Vizepräsident beziehen würde. Das gesamte Stockwerk war seit Wochen von den Spezialisten des U.S. Secret Service abhörsicher gemacht worden. Wenn hier jemand lauschte, dann war es das Weiße Haus selbst. Doch das spielte keine Rolle, denn die Amerikaner waren die treibende Kraft hinter den Osterbach-Treffen und würden ohnehin alles erfahren.
    Ein solch geheimes Treffen war äußerst ungewöhnlich. Auch im Normalfall schalteten die Osterbacher nicht gerade Fernsehwerbung, in denen sie ihre Meetings und die Inhalte ihrer Besprechungen bekanntgaben. Die dürren Protokolle, die eigentlich nur mitteilten, dass ein Treffen gerade stattgefunden hatte, wurden erst Wochen danach an handverlesene Journalisten verteilt. Daher berichtete auch nur sehr selten eine der großen Zeitungen über die Osterbacher. Doch immerhin versuchte man nicht, die Existenz des Geheimbundes komplett zu verschleiern, wie das andere, ebenfalls einflussreiche Zirkel taten.
    An diesem Tag war das anders.
    Ihren Namen hatten die Osterbacher von einem Luxushotel in den bayerischen Alpen, wo sie 1954 zum ersten Mal zusammengefunden hatten. Zu Beginn war diese Gruppe von Diplomaten einberufen worden, die sich jenseits der politischen und wirtschaftlichen Blockbildung für die Belange der Menschheit hatten einsetzen wollen, doch seit den 1970er Jahren hatte sich ein elitärer Zirkel daraus entwickelt, der für sich beanspruchte, den Lauf der Welt in die richtige Richtung zu lenken, also in jene Richtung, die die

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