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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Amerikaner und ihre europäischen, arabischen und auch israelischen Verbündeten als die richtige ansahen.
    Einmal pro Jahr traf man sich in einem Luxushotel, immer an einem anderen Ort, möglichst abgeschieden von der Außenwelt. Von kanadischen Bergtälern bis zu italienischen Inseln war schon alles dabei gewesen. Wichtige Voraussetzung für die Auswahl eines Tagungsortes war, dass ein Flughafen in der Nähe und das Hotel komplett abzuriegeln war. Dann kamen sie – meist an einem verlängerten Frühlingswochenende – im Fünf-Minuten-Takt eingeschwebt: die Unternehmens- und Regierungsflieger, die die mächtigsten einhundertfünfzig Menschen der Erde auf dem Flughafen abluden, von wo aus die wichtigsten der wichtigen in schwarzen Limousinen in die komplett abgeschottete Luxusherberge chauffiert wurden, die sie einige Tage später wieder verlassen würden.
    Was genau bei den Osterbach-Treffen besprochen wurde, kam nie ans Tageslicht. Die Communiqués, die im Abschluss verteilt und sogar auf der mageren Internetseite publiziert wurden, waren in allgemeinen Floskeln gehalten. »Politische, ökonomische und gesellschaftliche Themen wie transatlantische Beziehungen, Entwicklung der politischen Landschaft in Europa und den USA, Knappheit und Wachstum der entwickelten Volkswirtschaften, Cybersicherheit, Energiewandel, Zukunft der Demokratie, Russland, China und der Mittlere Osten« stand da über die Agenda des letztjährigen Meetings in Chantilly, Virginia, zu lesen. Man sprach also über alles und nichts – nur was genau und mit welchen Schlüssen, darüber ließ man die Weltöffentlichkeit im Unklaren.
    Verschwörungstheoretiker hatten schon längst die Weltregierung des Großkapitals hinter den Treffen ausgemacht. Natürlich hatten sie die Teilnehmerlisten studiert und waren zu dem nicht wirklich fernliegenden Schluss gekommen, dass hier die Leute versammelt waren, die wesentlichen Einfluss darauf haben würden, welche Entscheidungen in den kommenden Monaten auf höchster Ebene in den Staaten des Westens anstanden. Ein deutscher Journalist hatte sich die Mühe gemacht und sämtliche Namen von Teilnehmern und ihrer Organisationen in eine Datenbank eingegeben. Das Ergebnis zeigte, dass die Namen der Personen wechselten. Die Regierungen und Unternehmen waren aber immer dieselben.
    Albert Sonndobler hatte auch innerhalb der Osterbach-Organisation eine steile Karriere hingelegt. In diesem Jahr war er als Chef der Caisse Suisse in den Lenkungsausschuss berufen worden. Hier saßen die Großmächtigen. Und er war als Boss einer der wichtigsten Banken der Erde zweifelsfrei einer davon. Der Lenkungsausschuss bestimmte, wer zu den Meetings eingeladen wurde. Und er setzte die Tagesordnung fest. Innerhalb des Lenkungsausschusses wiederum gab es seit einigen Jahren den »Harten Kern«. Der langjährige Vorsitzende des Lenkungsausschusses der Osterbacher, der Boss der größten amerikanischen Versicherungsgesellschaft, hatte in diesen hypererlauchten Kreis die Vertreter der G8-Regierungen und der Industrien berufen, die das Rad am Laufen hielten. Nicht mehr als zwölf Männer machten diesen Kreis aus. Sie wussten, dass sie diejenigen waren, die über das Schicksal von Milliarden Menschen entschieden. Wechselkurse, Inflationsraten, Rohstoffpreise – nicht zuletzt der des Öls – wurden hier festgelegt. Nicht die dritte Stelle hinter dem Komma, aber die Richtung, in die sie sich entwickeln sollten.
    Auf Osterbach-Konferenzen wurden ganze Regionen neu geordnet. Der arabische Frühling, die Frage, ob Iran anzugreifen war oder nicht, welche afrikanischen Länder von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds gefördert und welche den Chinesen überlassen werden sollten, all das wurde hier besprochen. Natürlich immer nur die grobe Linie. Den Marschbefehl für eine Armee mussten die Regierungen schon selbst geben, immer in Einklang mit ihren nationalen Gesetzen. Sie gestalteten nach den Osterbach-Entscheidungen die Richtlinien ihrer Politik. Nicht, weil auf den Versammlungen Befehle erteilt worden wären – auf dieser Ebene befahl niemand, und niemand nahm Befehle an –, sondern, weil während der drei Tage Übereinkünfte getroffen wurden, deren Bruch das Ausscheiden aus dem illustren Kreis bedeutete. In diesem Sinne waren die Visionen, die hier erarbeitet und geteilt wurden, self-fulfilling prophecies. Natürlich würden sie eintreten, wenn sich die hundertfünfzig mächtigsten Menschen der Welt danach verhielten, um in

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