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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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ohne Kontrolle über die Zufahrtsrouten aus Klosters, Wiesen oder den Flüelapass herauf. Und es kam auch kein Spatz aus der Luft in den Talkessel hinein. Die Schweizer Luftwaffe wachte in einem Radius von fünfzig Kilometern um Davos und passte auf, dass sich neben Regierungsmaschinen nur diejenigen Privatflieger näherten, die vorher akkreditiert worden waren. Wo dieser Kreis Ländergrenzen überschritt, sicherten ihn die Jets und Kampfhubschrauber der Österreicher und der Italiener.
    »Gut. Also, die Afrikaner heute den ganzen Tag und die Chinesen heute Abend«, sagte Annemarie Käppli und riss Sonndobler aus seinen Skiträumen.
    »Mit der jungen Deutschen auf die Afrikaner los. Genau. Die soll mir jetzt gleich alles genau berichten. Hast du wirklich erstklassig gemacht. Wie kann ich dir dafür danken?«, fragte Sonndobler.
    Das Belohnungssystem zwischen den beiden war längst geklärt und austariert. Sonndobler hatte in Käppli eine loyale Vertraute gefunden, die zudem eine intelligente Sparringspartnerin und Zuträgerin aller möglichen Bankinterna war – und nicht zuletzt eine Lieferantin von schnellem, hartem Sex, wann immer er ihn zwischendurch brauchte. Er bezahlte ihr diese drei für ihn essentiellen Leistungen mit teuren Aufträgen für ihre PR-Firma, die sie auf den Namen ihrer Mutter zum Schein in Liechtenstein gegründet hatte, mit dem einen oder anderen wertvollen Glitzerstück und dem Gefühl, dass einer der mächtigsten Männer der Welt ohne sie nur halb so gut wäre.
    »Ich hätte schon eine Bitte. Eine ganz einfache und ziemlich gewöhnliche«, sagte Annemarie Käppli mit ernstem Gesicht.
    »Alles, was du willst.« Sonndobler lehnte sich im Sessel zurück.
    »Gut. Ich will, dass du mir gegenüber schonungslos offen bist.«
    Sonndobler schnellte wieder nach vorn. »Aber hör mal, wenn ich nicht offen …«
    »Umfassend. Komplett.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Die Sache mit dieser Luxor Fondsgesellschaft. Alexandre D’Annecy. Was läuft da?«
    Albert Sonndobler versuchte gar nicht erst, sich dumm zu stellen. Annemarie Käppli hatte also herausgefunden, dass er seit dem Besuch des schnieken Mannes in der Bankzentrale am Tag vor Weihnachten zweimal mit ihm zu Abend gegessen hatte. Klar, sie hatte ja jedes Mal die Reservierungen im Restaurant Mesa getätigt. Wenn Sonndobler ihr gegenüber auch beide Male behauptet hatte, er würde seiner Frau einen schönen Abend in Zürichs zurzeit schickstem Zweisternerestaurant machen.
    »Ach, das«, wand sich Sonndobler. Er rutschte auf dem Ledersessel herum, als hätte er auf einmal bemerkt, dass er sich in eine Ameisenstraße gesetzt hatte.
    Annemarie Käppli blickte ihm fest in die Augen. Wie er das helle Wasserblau liebte. Es war gut, dass er diese Frau als Vertraute hatte. Sie konnte schweigen. Und irgendjemandem musste er es erzählen. Vielleicht fiel Annemarie sogar ein Ausweg ein. Jemand sollte es vielleicht wissen, für den Fall, dass ihm etwas zustieß. In dieser Angelegenheit schloss Sonndobler nichts aus.
    »Na gut. Aber es muss wirklich zwischen uns bleiben. Annemarie, wir werden erpresst.«
    »Wir – die Bank? Dafür haben wir doch unsere Policies. Das erledigt doch die Sicherheitsabteilung.«
    »Ja, die Sicherheitsabteilung«, sagte er und verdrehte die Augen. »Die dafür sorgt, dass am Tag vor Weihnachten ein Mann unangemeldet bis zu meiner Chefsekretärin gelangen kann. Und die nicht bemerkt, dass ich seit zwei Jahren beschattet werde.« Er nahm sein iPhone vom Tisch, entsperrte es und klickte auf das Fotoalbum. Dann drehte er das Telefon zu Annemarie Käppli hin.
    Sie blätterte mit dem Zeigefinger die Bilder durch und wurde weiß wie die Wand. » Wir werden erpresst – du und ich.«
    »So ist es. Ich kann damit nicht zur Sicherheit gehen. Ich kann damit zu niemandem gehen.«
    »Was wollen sie? Geld?«
    »Das wäre ein kleineres Problem. Sie wollen Geld und etwas anderes. Sie wollen, dass wir etwas nicht tun.«
    »Dass wir keine deutschen und amerikanischen Steuersünder ausliefern?«
    »Nein, Kinkerlitzchen. Sie wollen …« Sonndobler machte eine Pause und atmete schwer durch. »Sie wollen, dass wir uns von einem Teil unserer Firmenkunden trennen. Von Kunden, die Geschäfte in Afrika tätigen. Mit Landhandel.«
    Sonndobler konnte die Zahnräder in Annemarie Käpplis Kopf rattern hören. »Dann hast du den Bericht gar nicht übersehen. Du hast ihn absichtlich ignoriert. Weil du Angst davor hast, in das Afrikageschäft

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