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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Der rannte nicht einfach davon.
    »Habersack, irgendwas von Ihren Maulwürfen?«, fragte er in Richtung des Geheimdienstchefs, als er sich innerlich wieder aufgerappelt hatte.
    »Wir untersuchen das Schreiben. Bislang nichts. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, handelsübliches Schreibmaschinenpapier, kein Laserdrucker. Die drucken ja diese Codes auf das Papier, das wissen die Burschen natürlich. Also Tintenstrahler.«
    »Und die hinterlassen keine Codes?«
    »Nur die ab Baujahr 2008 oder 2009. Wenn die ein älteres Modell benutzt haben, dann sieht es schlecht aus.«
    »Und die haben tatsächlich einen Taxifahrer den Brief abgeben lassen?«
    »Ja, ein Mann am Hauptbahnhof hat den Auftrag erteilt. Er hatte graue Hose, graue Jacke an, dunkle Brille, Bart. Mehr weiß der Taxifahrer nicht mehr.«
    »Habt ihr den Fahrer auseinandergenommen?«
    »Und wie. Der hat uns sogar alle seine Schwarzfahrten gebeichtet. Und dass er ein Verhältnis mit einer Kollegin hat. Sie treiben es in einem Mercedes-Kombi und … Na ja, tut nichts zur Sache.«
    »Tut es nicht? Was ist das für eine Kollegin?«
    Stefan Habersack blätterte in seinen Unterlagen. »Eine gewisse Jamina Al-Hamad, gebürtige Libanesin.«
    Maler sprang von seinem Stuhl auf. »Was?«
    »Bevor Sie sich aufregen – wir haben sie schon längst gecheckt. Sie arbeitet für uns, wie viele der Zürcher Taxifahrer.«
    Maler schaute seinen obersten Spion fragend an.
    »Ja, das ist doch nichts Neues. So wissen wir, wer in unseren wichtigsten Städten wo ein und aus geht … äh, fährt.«
    »Nur nicht, wer Sprengstoff über unsere Grenzen schafft.«
    »Wenn er es denn getan hat, der Jemand«, wandte Habersack ein. »Ich bin schon längst davon überzeugt, dass sich jemand an unseren Bunkern bedient hat.«
    »Haben wir die endlich alle durch?«
    »Die in Karten verzeichnet sind, schon, nur die der P-26, da wird es schon schwieriger.«
    »Aber die Liste ist Ihnen doch bekannt.«
    »Wir müssen das nicht in der großen Runde besprechen, Herr Maler.«
    »Doch, sagen Sie es in der großen Runde. Ich habe die Schnauze gestrichen voll von Geheimnissen und Geheimarmeen.«
    »Wenn Sie es wünschen …«
    »Ich wünsche es nicht, ich befehle es!«
    »Gut. Es gibt Anzeichen, dass sich eine neue P-26 gegründet hat. Wir haben keine Ahnung, wer dahintersteckt, wer das finanziert, wo die Leute herkommen. Ob es Schweizer sind oder Fremde. Wir haben nur zufällig zwei Bunker gefunden, die weder auf den Listen der Armee noch denen der P-26 verzeichnet waren. Die Bunker waren bis zum Rand voll mit Waffen und TNT. Modernste Waffen. Baujahr 2010 und später. Ich gebe hiermit zu Protokoll, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach eine Untergrundorganisation in der Schweiz gibt, von der weder der Bundesrat für Verteidigung noch der Geheimdienstchef noch sonst irgendjemand, der der Armee, der Miliz oder der Polizei angehört, jemals etwas gehört hat.«
    Maler stöhnte. »Hat sich die P-26 also doch nach ihrer Auflösung selbständig gemacht? Das habe ich immer vermutet.«
    »Das glaube ich nicht. Es sind Waffen aus chinesischer Produktion. Schweizer Offiziere würden die nicht anfassen.«
    Maler stand wieder auf und stützte sich mit den Fäusten auf der Tischplatte ab. »Wie kommt es, dass ich erst jetzt davon erfahre?«, schrie er Habersack an.
    »Die Bunker wurden gestern gefunden. Wir wollten erst sichergehen, und ich wollte es Ihnen unter vier Augen …«, stammelte Habersack.
    »Nun ist es eben so. Wir müssen damit umgehen, Herrschaften. Die Schweiz wird also unterwandert. Von Terroristen. Von Mächten, die wir nicht kennen. Das ist ein Alptraum, weil wir den Feind nicht kennen.« Maler sah beschwörend in die Runde. »Gnade Ihnen Gott, wenn sich herausstellen sollte, dass jemand von Ihnen oder in Ihrem Umfeld mit diesen Verschwörern zu schaffen hat. Ich werde der Bundesratspräsidentin und dem Bundesrat umgehend vorschlagen, das Notrecht nach Artikel 185 zu verhängen. Sie wissen, was das bedeutet: Verräter werden gehenkt!«
    Jakob Maler drehte sich um und versetzte seinem Sessel einen Tritt. Bevor sich die Mitglieder des Krisenstabs gewahr wurden, was eben geschehen war, schlug die Tür, durch die Maler nach draußen gestürzt war, mit lautem Knall zu.
    Donnerstag, 21. Februar, 13 Uhr 45
Gemeindebibliothek St. Moritz
    Thien hatte keine fünf Minuten am Stück geschlafen. Zumindest fühlte er sich so. Obwohl er bereits während der ganzen fünfstündigen Rückfahrt aus Bern gegrübelt hatte,

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