Bluteis: Thriller (German Edition)
Schule macht, bis es immer mehr Investoren gibt, die Ihnen nacheifern. An die verkaufen Sie dann das Land mit gigantischen Gewinnen. Das ist es, was Sie tun.«
Die Frau hat wahrscheinlich mit allem, was sie sagt, recht. Wie komme ich aus dieser Nummer nur wieder raus? »Und worüber genau hätte ich da nun nachdenken sollen?«
Kisi schlug Sandra mit der offenen Rechten ins Gesicht. »Das wagen Sie zu fragen?«
Sandra schüttele die Ohrfeige ab. Es hilft nichts. Ich muss die Rolle weiterspielen. Wenn sie merkt, dass ich nicht Natalija bin, bringt mich diese Verrückte sofort um. Ich muss sie reden lassen. Ich muss mehr erfahren.
»Sie wollen, dass ich aus dem Geschäft aussteige? Dann macht es eben ein anderer.«
»Wir wollen, dass diese Geschäfte aufhören . Wir wollen, dass Sie Ihr Vermögen und Ihre Verbindungen dazu einsetzen, dass diese Geschäfte in Zukunft unmöglich gemacht werden.«
Um Himmels willen. Wie groß müssen der Reichtum und der Einfluss dieser Natalija sein? Wer ist diese Frau?
»Überschätzen Sie mich da nicht?«
Kisi lächelte. »Sie sind hier nicht allein, liebe Natalija. Wir haben die Köpfe dieses internationalen Monopolyspiels bei uns versammelt. Und wir haben bewiesen, dass wir jederzeit weitere Mitspieler ausschalten können.«
»Der Unfall beim Oldtimer-Rennen. Der Reitunfall. Der Cresta-Crash.«
»Schlaues Mädchen. Wobei ich erwartet hätte, dass Sie ein bisschen Dankbarkeit zeigen. Immerhin haben wir mit Prinzessin Myulalami eine Ihrer wichtigsten Konkurrentinnen beseitigt.«
»Und warum haben Sie mich nicht auch einfach umgebracht?«
»Weil wir Sie nicht töten, sondern verändern wollen, Natalija. Wir brauchen keine Toten. Wir brauchen lebende, handelnde Menschen, um die Welt zu verändern. Was Sie anbelangt, haben wir Hoffnung. Sie sind intelligent.«
»Und das waren die anderen nicht?«
»Ein amerikanischer Investmentbanker mit Porsche? Eine Südseeprinzessin mit rosa Hermès-Satteldecke? Ein deutscher Solar-Milliardär, der auf SM-Partys steht? Ich bitte Sie.«
Sandra Thaler schwieg zunächst. Dann, auch auf die Gefahr, wieder geschlagen zu werden, sagte sie: »Und was ist mit den Toten vom See? Es muss doch Tote gegeben haben. Alle unintelligent?«
»Kollateralschäden, Natalija. Fette Popanze in Nerzmänteln.« Kisi spie verächtlich auf den Boden des Gletscherverlieses. Dann aber strich sie Sandra auf einmal über die Wange. »Sie können sicher sein, dass wir die richtigen Leute bei uns haben.«
»Und was ist es nun genau, was ich tun soll?«
»Das ist die Denksportaufgabe für heute. Ich möchte von Ihnen heute Abend wissen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit diese Geschäfte in Zukunft unmöglich sind. Und was genau Sie dazu beitragen können.« Sie warf einen Schreibblock auf das fellbelegte Eisbett, drehte sich um und verschwand durch den Spalt in der Eiswand.
Donnerstag, 21. Februar, 8 Uhr
Bern, Bundeshauptstadt der Schweiz, Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport
Bundesrat Jakob Maler rannte in den bereits voll besetzten Besprechungsraum und knallte die Tagesausgabe der Neuen Zürcher Zeitung auf den Konferenztisch. Niemand im Raum musste darüber aufgeklärt werden, was da unter der für die seriöse Qualitätszeitung ungewöhnlich groß gesetzten Überschrift stand:
NEUE DROHUNG DER ENGADIN-TERRORISTEN?
Varrée soll weltweite Wasserpläne aufgeben – oder Genf wird atomar verseucht. Bekennerschreiben echt?
Zürich (eigener Bericht) – Die Attentäter, die am Sonntag das Eis des St. Moritzersees sprengten und damit den Tod von mindestens 500 Menschen herbeiführten, wollten angeblich mit ihrer Tat auf vermeintliches Fehlverhalten des schweizerischen Unternehmens Varrée hinweisen. Sie fordern die sofortige Einstellung aller Bemühungen der Varrée S.A. und ihrer Tochtergesellschaften, die Wasserversorgung in vielen Teilen der Welt zu privatisieren. Für den Fall, dass den Forderungen nicht Folge geleistet wird, drohen die Terroristen damit, eine sogenannte »Schmutzige Bombe« in der Altstadt von Zürich zu zünden. Ein Erpresser- und Bekennerschreiben ging am Abend um 20.00 Uhr dieser Zeitung zu. Experten halten es für echt.
Seit dem frühen Morgen durchsuchen alle verfügbaren Kräfte von Armee und Polizei Genf. »Autos, Abfallbehältnisse, Kanalisation sind unsere ersten Ziele, danach werden wir wohl jedes einzelne Haus unter die Lupe nehmen«, kündigte ein hochstehender
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