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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Armeeangehöriger an.
Unterdessen ist der Verkehr in und um Genf vollständig zum Erliegen gekommen. Alle Zufahrten nach Genf sowie der Schiffsverkehr auf dem Genfer See sind bis auf weiteres gesperrt. Auf dem Aéroport International de Genève erhalten bis auf weiteres nur Militärflugzeuge Start- und Landeerlaubnis. Auf den Genfer Bahnhöfen finden Personenkontrollen und Leibesvisitationen statt. Bürgern wird empfohlen, ihre Wohnungen bis zu einer Entwarnung nicht zu verlassen. Im Laufe des Tages wird gut informierten Kreise zufolge eine Ausgangssperre für den gesamten Kanton Genf verhängt. Auch im benachbarten Frankreich wurden Militär und Grenzschutz damit beauftragt, um die Grenze abzusichern und strenge Kontrollen durchzuführen.
Das eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport enthielt sich bis zum verlängerten Redaktionsschluss dieser Sonderausgabe um 3.00 Uhr früh jeglicher Aussage. Auch die Unternehmensleitung der Varrée SA schweigt.
Die Explosion einer sogenannten »Schmutzigen Bombe«, so nennen Fachleute einen konventionellen Sprengsatz, der mit radioaktiven Substanzen kombiniert wird, würde unter Umständen Tausende von Menschen verstrahlen und die Stadt und das Umland Zürichs für Jahrzehnte oder Jahrhunderte unbewohnbar machen.
Ein konkretes Ultimatum nannten die Terroristen nicht. Sie verlangen, dass innerhalb der nächsten Wochen und Monate ein Moratorium von allen maßgeblichen Unternehmen (außer Varrée haben andere Firmen ähnliche Pläne bekanntgegeben) und den Regierungen ihrer Heimatländer unterzeichnet wird. Dies betrifft vor allem die Schweiz, Deutschland, die Niederlande, China und die Vereinigten Staaten. In diesem Moratorium soll ein universales Recht aller Menschen auf freies und sauberes Wasser festgeschrieben werden. Die Unternehmen und Staaten sollen sich verpflichten, alle Bestrebungen, die Wasserversorgung zu privatisieren, einzustellen.
Seit längerem steht der weltgrößte Lebensmittelhersteller Varrée in der Kritik von Umweltschützern und Menschenrechtsorganisationen. Im Mittelpunkt der Kampagnen gegen die Firma steht das erklärte Ziel des Varrée-CEOs Horst Blubacher, die Wasserversorgung von möglichst vielen Menschen auf der Welt zu privatisieren. Ein Internet-Video mit einem Interview Blubachers zu diesem Thema schlug hohe Wellen. Viele Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) warfen ihm skrupellose Gewinnmaximierung zum Schaden von Milliarden Menschen vor.
Varrée geriet bereits Ende der 1970er Jahre in den USA und schließlich in den 1980er Jahren in Europa in Bedrängnis, als die NGOs eine aggressive Kampagne des Unternehmens anprangerten, in der Müttern in der Dritten Welt die angeblichen Vorzüge von Varrée-Milchpulver gegenüber Muttermilch nahegebracht werden sollten. Der damals weltweit einsetzende Boykott von Varrée-Produkten wird bis heute fortgeführt und vom International Varrée Boycott Committee mit Sitz in London koordiniert. Von dort war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte die Varrée S.A. mit Sitz in Lausanne einen Gewinn von rund 40 Milliarden SFR bei einem Umsatz von knapp 120 Milliarden SFR. Das Unternehmen hat weltweit 249000 Mitarbeiter.

    »So eine Schweinerei!« brüllte Maler in den Raum. »Was denken die sich, diese Schmierfinken? Liefern uns das Schreiben um ein Uhr nachts und drucken um drei eine Titelgeschichte darüber! Wollen die uns aussehen lassen wie die größten Idioten der Welt? Ich werde diesen Chefredaktor festsetzen lassen! Das ist Landesverrat!« Sämtliche Blässe war aus dem Gesicht des Bundesrates Jakob Maler gewichen. Sein Kopf leuchtete wie eine überreife Tomate im Schnee. »Dabei handelt es sich mit Sicherheit um Trittbrettfahrer! ›Experten halten das Schreiben für echt …‹ Experten der Zeitung. Wir haben keinerlei Statement abgegeben. Oder?«
    Die um den Besprechungstisch Versammelten schüttelten beflissen die Köpfe.
    »Aber warum haben wir dann Räumungsalarm gegeben?«, wollte einer wissen.
    »Hätten wir nicht sollen? Ich habe nicht gesagt, dass es nicht echt ist, das Schreiben. Vielleicht ist es echt, aber von anderen Terroristen. Oder es ist echt und von den See-Sprengern. Woher soll ich das wissen?« Jakob Maler ließ sich in seinen Sessel am Kopfende des Tisches fallen. Am liebsten hätte er alles hingeworfen, sein Amt, seine Karriere. Doch Weglaufen war keine Option. Er war Verteidigungsminister der Schweiz.

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