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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Paradies hineingeboren werden würde. Es hatte keinen Vater, dieses Kind. Es war von Kisi eingepflanzt. So wie Kisi ihr dieses göttliche Wissen einpflanzte. Dieses Wissen, das sie den Menschen bringen musste. Sie, Natalija, würde es verkünden. Oder das Kind von Kisi, das sie unter ihrem Herzen trug. Und alles würde gut werden.
    Sie legte die Hände auf ihren Bauch und hielt ihn ganz fest. Dann schlief sie lächelnd ein.
    Mitte März
Cannock, Steffordshire, England, Logistikzentrum der Firma West Midland Global Logistics
    Es war nichts Besonderes, dass das komplette Hochregallager von 40000 Quadratmetern Grundfläche von einem Kunden für mehrere Monate gemietet wurde. Es kam nicht jeden Tag vor, aber mindestens einmal im Jahr hatten Neil Brown und seine zwei Mitarbeiter, von denen einer die vollautomatischen Gabelstapler wartete und der andere das IT-System betreute, mit Hilfe der Aushilfsarbeiter die komplette Anlage zu räumen und die Warenlisten des Kunden in die Software einzupflegen. Dann warten, bis die ersten Trucks über die Autobahn M6 anrollten, aus Süden, also aus Birmingham und Coventry, oder Norden, aus Liverpool. Hin und wieder wurde das, was gelagert werden sollte, auch mit Güterwaggons auf der Chase Line gebracht. Doch dieses Mal nutzte man ausschließlich die Straße. Der Kunde wollte die Fracht offenbar nicht nachts auf Rangierbahnhöfen herumstehen haben, oder er vertraute der Britischen Eisenbahn nicht, so wie viele. In diesem Fall war das nachvollziehbar, es handelte sich um Lebendware.
    Es war nicht Neil Browns Art und schon gar nicht sein Job zu hinterfragen, warum jemand einhunderttausend Ratten und Mäuse in Käfigen zu je hundert Exemplaren in einem Hochregallager verstaute, um sie dort in Spezialboxen zu verpacken und wieder in Container zu stapeln, die dann ein paar Wochen später abholen zu lassen. Grundsätzlich war es ihm vollkommen egal, ob in der gigantischen Blechschachtel mit den deckenhohen Regalen, die er als Niederlassungsleiter für die West Midland Global Logistics zu verwalten hatte, Telefone aus China, Autoersatzteile aus Deutschland oder getrockneter Fisch aus Norwegen umverpackt und weiterverteilt wurde. Er machte seinen Job, der seine Familie ernährte. Das war in Zeiten wie diesen mehr, als man in Mittelengland erwarten durfte. Und die Branche boomte. Sie würden ihn nicht rauswerfen – so wie seinen Vater aus der Mine vor dreißig Jahren. West Midland Global Logistics ging es gut. Das Unternehmen hatte Aufträge aus der ganzen Welt. Sogar das britische Militär verließ sich auf die Dienstleistungen, wenn es darum ging, Nachschub in die hintersten Winkel der Erde zu verschiffen. West Midland Global Logistics wurde gebraucht. Und brauchte ihn. Er war ein guter Lagermanager. Er ging jeden Tag mit Freude zur Arbeit. Auch das konnte beileibe nicht jeder seiner Kumpel, die einen Job hatten, von sich behaupten.
    Doch dieser Auftrag war so seltsam, dass er doch ein paar Fragen stellte. Sein Vorgesetzter auf der anderen Seite des großen Teichs, der Amerikaner John Braxton, mailte nur zwei Zeilen zurück. Es handelte sich um ein Forschungsprojekt, bei dem pestresistente Ratten und Mäuse unter die bestehende Ratten- und Mäuse-Population gebracht wurden, um auf diese Weise die Pest aus Afrika zu verbannen.
    Neil Brown war stolz, als er diese Nachricht in seiner Mail-Inbox fand. Er tat mit diesem Job also etwas Wichtiges für die Bevölkerung Afrikas. Er half mit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, die Räder, die die Welt bewegten, in Gang zu halten. So stand es auch auf vielen der Poster, die die Geschäftsführung überall in den Büros, auf den Gängen und sogar auf den Toiletten hatte anbringen lassen: »We make the world go around!«
    Dass dieser Auftrag dennoch etwas Spezielles war, wusste Neil Brown sofort, als er das Briefing seines Vorgesetzten kurz vor Weihnachten erhalten hatte. Zum ersten Mal war John Braxton aus der Zentrale in Delaware an der amerikanischen Ostküste nach Cannock gereist, um die Pläne für diesen Job mit Neil Brown und den beiden Kollegen, die die Stammbesetzung des riesigen Logistikzentrums ausmachten, zu besprechen. Neil hatte gespürt, dass John diese Aktion viel bedeutete. Ob es für seinen Boss um eine Beförderung oder ein Extrapaket Aktien-Optionen ging, darüber konnte Neil nur spekulieren. Und obwohl John eine ganze Woche im Premier Inn in Cannock gewohnt hatte, um täglich und immer

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