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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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man die Geschäfte unterbinden kann, die ich tätige?«, fragt sie zaghaft.
    »Korrekt.«
    »Nun, ich habe lange nachgedacht, Kisi. Meine Antwort ist einfach. Sie wird Ihnen aber nicht gefallen.«
    Kisi schwieg.
    »Es ist so: Sie können sie nicht verhindern. Oder gar verbieten.«
    Kisi schwieg weiter.
    »Geschäfte werden immer gemacht. Wenn ich sie nicht mache, macht sie jemand anderer.« Hoffentlich knallt sie mir nicht gleich wieder eine.
    »Langweilen Sie mich nicht mit diesen Stereotypen, Natalija. Das sagen alle Leute, die so sind wie Sie.«
    »So? Wie bin ich denn?«
    »Sie sind im Grunde einfach gestrickt. Sie sind zwar intelligent, waren auf den besten Schulen, haben exzellente Kontakte, und dennoch sind Sie und Ihresgleichen einfach gestrickt und kommen stets mit der gleichen Leier: ›Die Welt ist nun einmal so, der Mensch ist gierig, und wenn ich das Geschäft nicht mache, macht es ein anderer.‹ Es ist schon ein Zeichen von Kreativität, wenn einer von euch sagt: ›Lasst mich das Geschäft machen und nicht meinen Konkurrenten, denn der ist noch gieriger und skrupelloser als ich. Also ist es für Mensch, Umwelt und das Universum das Beste, wenn ich das Geschäft mache, denn ich bin eine Spur besser als der andere.‹ Das nennen Leute wie Sie dann ›unternehmerische Verantwortung‹ und schreiben das ganz oben auf ihre Webseiten. Nur, meine liebe Natalija: Das glaubt ihnen kein Mensch mehr. Wenn es denn jemals jemand geglaubt hat. Seien Sie doch mal richtig kreativ. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Topmanagerin wie Sie einen ganzen Tag auf diesem Eisblock auf einem Rentierfell liegt und nichts Weiteres zustande bringt als ›Wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer!‹«
    »Nun gut. Sagen wir, wir würden den Regierungen der Länder in Afrika helfen, Gesetze zu erlassen, die Landerwerb durch Ausländer verbieten und das Kleinbauerntum fördern. Was glauben Sie: Wären diese Gesetze das Papier wert, auf denen sie gedruckt wären?«
    »Das ist die gleiche Argumentation. Das heißt nichts anderes als ›Die Welt funktioniert einfach so. Die Präsidenten in ihren Palästen sind korrupt, und wenn ich sie nicht besteche, tut es ein anderer.‹«
    »Aber so ist es doch!«
    »So ist es, weil Sie es wollen .«
    »Ich?«
    »Sie und Ihre Freunde in den entsprechenden Zirkeln.«
    »Aha.« Ich habe keinen Schimmer, was sie meint.
    »Sie sind doch bei den Osterbachern, Natalija.«
    Wo bin ich? »Äh, ja.«
    »Ist das nicht die einflussreichste Organisation der Welt?«
    Ich habe keine Ahnung, was sie da redet. »Wenn Sie meinen.«
    »Na, also …?«
    »Wenn man also die Osterbacher …?«
    »Exakt. Wenn die Osterbacher eine neue Doktrin ausgeben würden. Wenn sie die andere Form der Entwicklung bevorzugen würden. Weil dadurch die Wirtschaft in den Ländern der Ersten Welt weitaus mehr profitieren würde …«
    »Ich beginne Sie zu verstehen, Kisi.« Ich habe immer noch keine Ahnung, was sie meint.
    »Sehen Sie, Natalija. Es ist nur eine Sache des Wollens.«
    Sandra hielt es für am intelligentesten zu schweigen, dachte aber: Natürlich, alles ist eine Sache des Wollens.
    »Und damit dieses Wollen auch fest in Ihnen und Ihren Kollegen verankert wird, werden wir heute mit der Behandlung beginnen«, erklärte Kisi. »Sie sind ja gedanklich bereits auf einem guten Weg. Ich werde Ihnen dabei helfen, diesen weiterzugehen.«
    Und mit diesen Worten rammte sie Sandra die Nadel einer Spritze durch die wattierte Skihose in den Oberschenkel.
    Sandra sah noch, dass sich zwei Männer durch den Durchschlupf in ihre Eishöhle zwängten. Einer der Männer zerrte einen metallenen Kasten mit dünnen Kabeln hinter sich her.
    Dann wurde es dunkel um Sandra Thaler.
    Das Nächste, was sie sah, waren Blitze. Doch sie würde sich später nicht an sie erinnern können. Sie würde sich an gar nichts erinnern können. Nicht an das, was an diesem Tag geschah, noch an das, was seit ihren ersten Tagen auf dieser Welt geschehen war.

Teil 3
    »Noch nie waren so viele so sehr wenigen ausgeliefert.«
    Aldous Huxley, amerikanischer Schriftsteller (1884–1963)
    Freitag, 8. März, 9 Uhr 15
Zentrale der Caisse Suisse, Zürich
    B eat Steiner stand wie eine Säule vor dem mächtigen Schreibtisch des Bankchefs Albert Sonndobler. Steiners Verzweiflung und Ratlosigkeit hatten sich in den letzten Wochen in Form neuer Stirnfalten in sein Gesicht gemeißelt.
    »Nichts? Ich kann das nicht glauben, Herr Steiner.« Auch Albert Sonndobler, der vor

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