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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Binkel?«
    Weitz war deutlich anzusehen, wie er es genoss, im Rampenlicht des Geschehens zu stehen.
    »Der hat ein Alibi, aber das ist butterweich.«
    »War er beim Flashmob?«, bohrte Hensen nach.
    »Die Pfleger aus dieser Anstalt, wo er lebt. Sie sagen, es sei unmöglich, dass er längere Zeit abwesend gewesen sein könnte, ohne dass sie es gemerkt hätten.«
    »Das müssen wir nachprüfen«, sagte Mangold. »Tannen, kümmern Sie sich darum?«
    Tannen nickte.
    »Gut, wir müssen herausfinden, ob wir es hier mit einem verhinderten Künstler zu tun haben.«
    »Oder mit Familienrache«, sagte Tannen.
    Hensen beugte sich vor.
    »Sie wissen, warum Jens Binkel seine Schwester getötet haben könnte?«
    »Ja und nein«, sagte Tannen.
    »War es mein Museumstipp?«, wollte Hensen wissen.
    »Der was?«, fragte Mangold, doch Hensen sagte nur: »Später, später.«
    »Also, Tannen? Was gibt’s Neues aus der Opferfamilie?«
    »Na ja«, sagte Tannen. »Es war zu wenig, einfach zu wenig.«
    »Zu wenig von was?«, fragte Mangold.
    Ihm ging diese künstliche Dramatik zusehends auf die Nerven. Jeder hier wollte seine Ergebnisse verkaufen, als wären sie auf einem Basar.
    »Zu wenig Leben, zu wenig …«
    »Tannen, kommen Sie auf den Punkt. Predigten können Sie später halten.«
    »Aber es ist so«, protestierte Tannen. »Keine persönlichen Papiere, keine Familienbilder, nichts von dem, was man in seinem Leben aufhebt. Die erste Liebe, Kinderbilder von sich, der Familie …«
    »Der ganze Scheiß halt«, ergänzte Weitz. »Da hat Tannen mal Recht.«
    »Ich war im Museum …«
    »Bitte?«, fragte Mangold.
    »Mein Wunsch«, sagte Hensen und ergänzte: »Das hat was gebracht, ich wusste es. Manchmal muss man nur drei Schritte zurücktreten.«
    »Es gab dort ein gekacheltes Stadttor von Babylon.«
    »Pergamon-Museum«, sagte Mangold. »Weiter. Was hat unser Fall mit dem Stadttor von Babylon zu schaffen?«
    »Eher mit den Ausgrabungen in Brunnen, bei denen die Archäologen …«
    Mangold sah entnervt zur Decke, was den Redefluss von Tannen beschleunigte.
    »Kacheln, Brunnen, wie auch immer, ich habe einen Haufen Unterlagen in der Ummantelung der Badewanne gefunden. Hinter den Kacheln.«
    »Da haben die Berliner Kollegen nicht nachgesehen?«
    »Die Fugen der Klappe waren mit Silikon bearbeitet. Das sah ziemlich echt und auch alt aus.«
    »Und was haben Sie gefunden?«
    »Ich hab’s in den drei Kartons da«, sagte Tannen und wies auf die Umzugskartons neben seinem Schreibtisch.
    »Wir sehen uns das später genauer an, was ist das Wesentliche?«
    »Soweit ich das beurteilen kann … Neben allen möglichen Sachen gibt es eben Unterlagen zu ihrer Arbeit.«
    »Genauer, Tannen, genauer.«
    »Sie hat Opfer von Pflegediensten rechtlich beraten. Im ganz großen Stil.«
    Mangold schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Also doch diese Pflegedienstnummer. Was heißt beraten?«
    »Oft sind es Angehörige, die sich über mangelnde Ernährung, zu wenig Pflege und Ansprache und so weiter beschweren. Viele erst, nachdem die Pflegeperson gestorben ist. Ein Haufen schlimmer Schicksale. Tanja Binkel hatte einen ganzen Aktenordner mit Briefen von Angehörigen.«
    »Und was genau hat sie damit zu tun?«, fragte Mangold, der plötzlich meinte, einen Lichtstreifen am Horizont zu sehen. Das war doch endlich mal was, das er auch Wirch erzählen konnte.
    »Sie hat Selbsthilfegruppen von Pflegegeschädigten und deren Angehörigen beraten, Prozesse vorbereitet, Schmerzensgeld eingefordert, das ganze juristische Drumherum. Sie war auf diesem Gebiet richtig gut. Und gefragt.«
    »Und wieso versteckt sie die Unterlagen? Hat sich ein Beschuldigter gewehrt?«, fragte Kaja.
    »Schurmann, der Mann, der im Knast von Billwerder sitzt, ist solch ein Beschuldigter«, sagte Weitz.
    »Und genau deshalb hat Tanja Binkel ihn aufgesucht«, sagte Tannen. »Es gibt ein Erinnerungsprotokoll. Ihr ging es um die großen Fische, die Geschäftemacher im Hintergrund. Die Betreiber dieser Pflegeeinrichtungen, die daran verdienen, dass sie zu wenig Personal einstellen. Schurmann hat das inzwischen bestätigt. Und er hat gesagt, dass er ihr nicht weiterhelfen konnte.«
    »Was ist mit den staatlichen Einrichtungen?«
    »Nach den Unterlagen hat Tanja Binkel keine Unterschiede gemacht. Sie hat Fakten gesammelt. Alles, was gerichtsverwertbar war.«
    »Aber warum um alles in der Welt hat sie die versteckt?«, sagte Mangold. »Das müssen wir wissen. Wir haben die Verbindung zur Kunst, die

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