Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
absolviert hatte. Eine Methode, die auf den amerikanischen Psychologen Paul Ekman zurückging und bei der man anhand von Mikroausdrücken der Gesichtsmuskulatur Aufschluss über den Wahrheitsgehalt von Aussagen machen konnte.
    Wer wusste Nicolai schon einzuschätzen? Wenn jemand so scharf auf die Öffentlichkeit war, dass er einen Mord auf sich nahm, warum dann nicht auch einen Mord tatsächlich begehen?
    Andererseits gehörte zu einem derart brutalen Vorgehen weit mehr als der Wunsch, eines Tages auf der Titelseite zu stehen.
    Tannen sollte sich um die Pflegedienstspur kümmern und Weitz sich in den Künstlerkreisen umhören. Hensen mit seinem »polizeifernen« Blick würde er auf die Spur des gemeinsamen Nenners schicken, die diese Morde verband.
    Auch Sienhaupt musste stärker eingebunden werden. Wie sollte er Wirch erklären, dass sich der Autist damit abmühte, die Existenz von außerirdischem Leben auf der Erde zu beweisen? Und der mit seinen kleinen selbst gebastelten Pixelraumschiffen die Datenbank der Rentenversicherung anflog und hackte. Sienhaupt brauchte mehr Informationen, mit denen er im Netz Querverbindungen suchen konnte. Außerirdische und einen längst verstorbenen Kunstprofessor hatte er beigesteuert! Unfassbar. Aber in seiner Welt wohl absolut logisch.
    Überrascht hatte ihn vorhin die Anwesenheit von Carolus schon. Mangold überlegte, woher Wirch und Carolus einander kannten. Der Mann war eine graue Eminenz, jemand mit besten Verbindungen. Ein Mann außerhalb der Hierarchien und damit unberechenbar. War er mit Wirch befreundet? Alte Kumpel? Und was sollte sein Hinweis auf Opfer, die sich wehren könnten und zurückschlugen? Warum machte Carolus einen derartigen Druck? Fütterte sie mit Hinweisen? Ein persönlicher Rachefeldzug?
    Und was bedeuteten diese Schüsse auf Weitz und Kaja? Aus einem Kleinkalibergewehr. Zu ihrem außerordentlich kontrolliert agierendem Serientäter passte das keinesfalls.
    Andererseits hatte der Täter sofort reagiert, als der Berliner Augenzeuge aufgetaucht war. Aber woher wusste er von diesem Zeugen? Gab es gute Kontakte zur Berliner Polizei? Schließlich war sein Name nicht bekannt gegeben worden. Tannen würde sich um diese Spur kümmern.

Sie hörte das Einschnappen der Tür und spürte den kleinen Windhauch. Noch ein wenig warten mit der Tablette.
    Sie drückte sich in ihrem Bett hoch und bemühte sich, ein freundliches Gesicht aufzusetzen. Nein, sie konnte sich nicht erklären, warum er erst jetzt kam.
    Durch den schwarzen Vorhang drang die schwindende Helligkeit des Tages. Das Licht da draußen verweste. Wie sie diese Nächte herbeisehnte, in denen sie einen samtenen Vorhang über sich breiten konnte! Ihn traf! Und die Angst verschwand.
    Auf dem Nachttisch stand das Glas mit Orangensaft, das ihr die Pflegerin am Nachmittag bereitgestellt hatte.
    Es war ein Tag voller Ereignisse gewesen, und begonnen hatte er mit einem Traum. Sie hatte ein Kind geboren, ein Kind, das in ihren Armen lag und plötzlich die Augen aufschlug. Es war das Kind dieses Mannes, der Nacht für Nacht am Ausgang des Tunnels auf sie wartete.
    Nein, sie hatte keine Angst vor diesem Kind. Sie war die wenigen Schritte in die Küche gegangen und hatte sich einen Karton geholt, dann ein paar Kissen aus dem Schrank gezogen und ein weißes Laken.
    Sie blickte zur Seite und lächelte zum Karton, den sie auf den Boden gestellt hatte. Eine Wiege. So viele Jahre hatte sie sich das gewünscht. Ein Kind in einer Wiege, ein Kind, dem sie ihre ganze Liebe schenken konnte.
    Die Flurdielen knirschten.
    »Schatz«, sagte sie. »Schatz.«
    Die Tür wurde einen Spalt geöffnet, und sein Gesicht erschien.
    »Du schläfst nicht?«
    »Später«, sagte sie. »Komm, erzähl mir von deinem Tag.«
    »Zwei Tage«, sagte er. »Ich musste verreisen.«
    »Zwei Tage. Kommst du voran mit deiner Arbeit?«
    »Die weißen Leinwände sind schrecklich.«
    Sie lachte und streckte ihre Hand nach ihm aus.
    »Und es werden immer mehr«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Landschaften?«, fragte sie. »Sind es Landschaften? Oder Stillleben?«
    »Menschen, Liebes. Es sind Menschen. Stille Menschen.«

18.
    Hensen überreichte Sienhaupt den Karton mit der Pizza. Der roch an der Schachtel und setzte feierlich seine Brille ab.
    »Warum Beuys?«, fragte er Sienhaupt. Der biss in seine Pizza und begann, mit fettigen Fingern etwas in seine Tastatur zu tippen.
    Auf dem Bildschirm erschienen die Fotos der Gesichter von acht Männern und zwei Frauen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher