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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Harry schob ebenfalls seinen Stuhl zurück. »Das sieht ja wirklich sehr gründlich aus, was Sie da in Blackburn veranstalten, aber was passiert hier?«
    Rushon sah ihn mit gefurchter Stirn an. »Hier?«
    »Wer sucht hier? Ich habe da draußen nichts von einer Suche bemerkt. Und wir haben dieses Mädchen noch immer nicht gefunden, von dem Tom gesprochen hat.«
    »Blackburn ist fast zwanzig Kilometer weit weg, Harry«, entgegnete Rushton. »Ich bezweifle, dass er aus dem Theater getürmt ist, nur um sich dann ganz allein auf den Weg nach Hause zu machen.«
    »Und Sie glauben, Joes Verschwinden ist einfach bloß ein Zufall?«, fragte Harry. »Dass das nichts mit dem zu tun hat, was hier oben vorgeht?«
    Rushton schien etwas erwidern zu wollen, besann sich dann aber eines Besseren.
    »Kommen Sie doch mal kurz mit raus, Reverend«, brummte er und zeigte auf die Tür. Harry stand auf und folgte ihm aus der Küche. Die beiden Männer gingen über den Flur zur Haustür. Gareth war dicht hinter ihnen.
    Rushton öffnete den Mund und setzte zu einem Protest an.
    »Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war er mein Sohn«, knurrte Gareth und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Im Garten dieses Hauses sind drei tote Kinder gefunden worden«, sagte Harry. »Und jetzt ist ein weiteres Kind verschwunden. Das kann doch keine normale Entfüh–«
    »Diese Kinder waren Mädchen und deutlich jünger als Joe«, schoss Rushton zurück. Einen Moment lang blickte er Harry finster an, dann schien er sich zu entspannen. »Ich schaffe morgen früh ein Team hier rauf«, sagte er. »Wir setzen die Hunde ein, ich schaue, ob wir den Hubschrauber kriegen, und wir können auch nach Toms Mädchen suchen. Aber heute Abend muss ich meine verfügbaren Kräfte dort einsetzen, wo die Wahrscheinlichkeit, den Jungen zu finden, am größten ist. Er ist irgendwo in Blackburn, da bin ich mir ganz sicher.«

70
     
    »Geht’s Ihnen jetzt besser?«
    Evi wischte sich die Nase und tupfte sich mit dem Taschentuch unter die Augen, damit ihr Make-up nicht allzu sehr verschmierte. »Ja«, sagte sie, obwohl das nicht stimmte. »Entschuldigen Sie.«
    Nach dem Vorfall in der Kirche war Evi auf kürzestem Weg zu Gillians Wohnung gefahren. Auf ihr andauerndes Klopfen hin hatte sich nichts gerührt. Schließlich hatte die Frau aus dem Laden unter der Wohnung ihr berichtet, dass Gillian vor noch nicht einmal zehn Minuten den Bus genommen habe. Evi war nichts anderes übrig geblieben, als wieder in die Praxis zu fahren. Nicht lange nachdem sie dort angekommen war, hatte die Polizei angerufen und ihr mitgeteilt, dass Joe verschwunden sei. Sie hatte sämtliche Termine für diesen Tag abgesagt und war dann fast eine Stunde gefahren, bis sie bei ihrem Supervisor Steve Channing ankam. Steves Frau war Partnerin in einer großen Steuerberaterkanzlei, und die beiden wohnten in einer großen alten Villa mitten im Wald von Bowland.
    »Aber nicht doch«, wehrte er ab. »Also, können wir jetzt reden?«
    Sie nickte.
    »Die Polizei bringt Joes Verschwinden nicht mit dem in Verbindung, was dort im Ort geschieht?«, fragte Steve. »Mit dem, was zweimal beinahe mit seiner Schwester passiert wäre?«
    Evi schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sagen, es ist unwahrscheinlich, dass da eine direkte Verbindung besteht, weil er in Blackburn verschwunden ist und weil er nicht in das Opferschema passt. Der Polizeibeamte, der für den Fall zuständig ist, denkt, all die Medienberichte über Heptonclough in letzter Zeit hätten Joes Entführung provoziert. Er glaubt, irgendjemand hat ihn kurz im Fernsehen gesehen und Gefallen an ihm gefunden. Das wäre wohl denkbar.«
    Steve stand auf und ging zum Fenster. Auf der anderen Straßenseite war im Licht der Verandabeleuchtung eine Reihe gemauerter Cottages zu sehen. In etlichen Fenstern standen Weihnachtsbäume. Am Ende der Straße führte eine Steinbrücke über einen schmalen Fluss. Vorhin war Evi zur selben Zeit hier eingetroffen wie ein Schwarm Wildgänse. Die Vögel waren unter großem Getöse am Flussufer gelandet. Evi glaubte, die Tiere immer noch hören zu können, die sich zur Nachtruhe niederließen. Dann konnte sie etwas anderes hören. Ein leises Piepsen aus ihrer Handtasche. Wieder versuchte jemand, sie anzurufen.
    »Und was glauben Sie?«, fragte Steve.
    Sie konnte den Anruf nicht entgegennehmen, sie konnte jetzt nicht mit Harry reden. »Mir scheint das ein zu großer Zufall zu sein«, antwortete sie und zwang sich zur Konzentration.

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