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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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er lebte.
    »Hey!«, schrie er, denn er konnte sich ums Verrecken nicht mehr daran erinnern, wie der andere Mann hieß.
    Gareth drehte sich um. Da war er wieder, dieser Gesichtsausdruck: nacktes Entsetzen. Er öffnete den Mund, und Harry konnte gerade eben noch verstehen, was Gareth ihm entgegenkrächzte. Also nicht Millie, mit Millie war doch alles okay.
    Joe war derjenige, der verschwunden war.

69
     
    »Also schön, Folgendes wissen wir.« Detective Chief Superintendent Rushton hielt inne und räusperte sich. Er musste auf Alices’ Scheitel blicken. Ihre Augen starrten auf einen verirrten Cornflakes-Krümel auf der Tischplatte.
    »Joe war zur Pause definitiv noch in der King George’s Hall«, fuhr Rushton fort, »und die war von Viertel nach drei bis Viertel vor vier. Der Theatermanager war sich sehr sicher, was die Zeiten angeht. Joe hat ein Eis bekommen, und mehr als ein Junge erinnert sich, ihn in der Schlange vor der Toilette gesehen zu haben. Was wir nicht sicher wissen, ist, ob er nach der Pause immer noch im Theater war.«
    »Wer zum Teufel hat denn neben ihm gesessen?«, knurrte Gareth. Er war in ständiger Bewegung. Seit er und Harry durch die Tür gekommen waren, tigerte er auf und ab, wippte von den Zehenspitzen auf die Fersen, marschierte von Zimmer zu Zimmer und brüllte seine Gedanken für alle heraus, die vielleicht zuhören mochten. Alice war das genaue Gegenteil, sie hatte sich seit drei Stunden kaum gerührt. Ihr Gesicht schien von Minute zu Minute kleiner und blasser zu werden.
    Harry schaute auf die Uhr – fast acht. Er zog sein Handy aus der Tasche und schaute auf das Display. Keine Nachrichten.
    »Nun, die Sache ist so«, meinte DI Neasden, »die Kinder hatten keine festen Sitzplätze, sie haben in der Pause alle die Plätze getauscht. Ein paar von den kleineren hatten Angst vor dem Schurken auf der Bühne und haben sich neben die Lehrer gesetzt. Das Theater war nicht ganz voll, also gab es freie Plätze. Niemand, mit dem wir gesprochen haben, kann sich definitiv daran erinnern, Joe nach der Pause gesehen zu haben. Wir haben mit den Platzanweisern gesprochen. Drei hatten Dienst, und keiner von ihnen erinnert sich daran, einen kleinen Jungen allein herumlaufen gesehen zu haben.«
    »Die von der Schule waren sich erst sicher, dass er weg war, als sie alle Kinder wieder im Bus hatten und durchgezählt haben«, berichtete Rushton. »Das war um zehn vor fünf. Die Lehrer sind wieder ins Theater gegangen, um ihn zu suchen, und haben nach einer halben Stunde aufgegeben. Wir wurden um fünf vor halb sechs verständigt.«
    »Da hätte er schon seit zwei Stunden verschwunden sein können.« Gareth drängte sich an DI Neasden vorbei, um ans Spülbecken zu kommen. Er füllte sich ein Glas mit Wasser, hob es an die Lippen und stellte es wieder hin. Als die Küchentür aufging und Tom hereinkam, drehte er sich zu seinem Sohn um. Der Junge stand im Türrahmen und blickte von einem Erwachsenen zum anderen. Niemand schien zu wissen, was er zu ihm sagen sollte. Dann tauchte Jenny Pickup hinter ihm auf, blasser und zerzauster als sonst. Sie hatte Millie auf dem Arm.
    »Komm, Tom, mein Schatz«, sagte sie. »Lass die Großen reden. Wollen wir am Computer spielen?«
    Tom öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch seine Unterlippe begann zu zittern. Er machte kehrt und rannte aus der Küche, gerade als Millie zu quietschen begann, weil sie zu ihrer Mutter wollte. Alice erhob sich und streckte die Arme aus. Sie nahm Jenny ihre Tochter ab und sank wieder auf ihren Stuhl, als wäre die Anstrengung, aufrecht zu stehen, einfach zu groß.
    »Ich bleibe bei Tom«, sagte Jenny leise.
    »Danke«, sagte Gareth. »Ich komme auch gleich. Wahrscheinlich sollten die beiden im Bett sein.«
    Harry schaute abermals auf das Display seines Handys, während Jenny hinausschlüpfte.
    »Also gut«, sagte Rushton. »Als Nächstes haben wir uns die Aufnahmen der Überwachungskameras angesehen. Das war nicht ganz leicht. Es ist ein Riesengebäude. Außer der Pantomime lief da noch eine Konferenz in der Northgate Suite, und an der Kaffeebar war, wenig verwunderlich so kurz vor Weihnachten, auch eine ganze Menge los.«
    »Und?«, fragte Gareth und schüttete das Wasser ins Spülbecken.
    Rushton schüttelte den Kopf. »Die Kamera im Foyer hat nichts aufgenommen. Natürlich sind da in der Pause jede Menge Leute rumgewimmelt, und es ist nicht unmöglich, dass er hinter jemand anderem rausgewitscht ist, aber die Schule hatte eine

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