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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Kirche durch.«
    »Den haben wir gesehen, als wir damals die Krypta erkundet haben. Die Mönche haben eine Art Trinkbrunnen daraus gemacht.«
    »Genau. Also, wie wir wissen, verschwindet das Wasser durch einen Rost, läuft unter dem Keller durch und – jetzt kommt der wichtige Teil, hören Sie auch zu?«
    »O ja, wie gebannt.« Wenn ihr irgendetwas zustößt, ist es meine Schuld.
    »Gleich nachdem er unter dem Kirchenfundament hervorkommt, gabelt er sich. Die Hauptwasserader verläuft weiter den Hügel hinunter, durch den Friedhof, unter dem Garten der Renshaws hindurch und dann weiter das Moor runter. Die andere knickt nach Westen ab und folgt dem Verlauf der Kirchhofmauer.«
    »Und schwächt sie erheblich?«
    »Meiner Ansicht nach ja. Wenn Sie mich fragen, hat’s nicht allzu viel Sinn, das Ding wieder aufzubauen, bis sie diesen Nebenlauf des Stroms ablenken können.«
    »Wenn wir diesen Nebenlauf abblocken, läuft das Wasser dann zusammen mit dem Rest weiter den Hügel runter?«
    »Wahrscheinlich, allerdings muss ich das erst mit meinen Kumpels beim Wasserwirtschaftsamt absprechen. Soll ich das machen, bevor Sie mit Gott darüber reden, dass er die Kohle lockermacht?«
    »Ja, vielen Dank. Was ist denn das?« Um den Gedanken zu verdrängen, was vielleicht gerade mit Gillian und Evi geschah, hatte Harry versucht, auf der Karte Orte zu finden, die er kannte. Er hatte die Wite Lane entdeckt, war dem Weg gefolgt, dem er manchmal beim Laufen den Hügel hinauf folgte. Jetzt zeigte er auf einen Doppelkreis in einem Rechteck.
    »Sieht aus wie ein Bohrloch oder ein alter Trinkwasserbrunnen«, meinte Gareth. »Allerdings habe ich keine Ahnung, wieso’s so weit oben so etwas geben sollte.«
    »Das ist genau unterhalb des Tor, nicht wahr? Gab es da nicht mal eine alte Mühle?«
    »Stimmt. Das ist bestimmt in der Hütte. Die, die die Kinder Rotkäppchenhütte nennen.«
    Harry nickte. Er kannte die Hütte. »Gehört den Renshaws«, sagte er. » DCS Rushton hat mir erzählt, sie hätten sich da drin umgeschaut, als sie nach Megan Connor gesucht haben. Ich glaube, von einem Bohrloch hat er nichts gesagt.«
    »Wenn es abgedeckt und vergessen worden ist, dann wusste er vielleicht gar nicht, dass es da war.« Gareth trank sein Bier aus. »Hier gibt’s überall Brunnen und Bohrlöcher, von denen niemand weiß. Noch eins?«
    »Ich glaube, ich hab’ von gestern Abend noch immer einen sitzen«, meinte Harry. »Eins mehr macht da wohl auch nicht mehr viel aus.«
    Gareth grinste. Als er aufstand, vernahmen beide Männer die blechernen Töne der Titelmelodie von Bob der Baumeister.
    »Meins«, stellte Gareth fest und zog sein Handy aus der Tasche.
    Das Telefon am Ohr, ging er weiter. Er kam bis zur Bar, ehe er auf dem Absatz herumfuhr, Harry einen raschen Blick zuwarf und dann den Pub verließ, wobei er zwei Jungen zur Seite stieß, die aussahen, als wären sie kaum alt genug, um in der Öffentlichkeit zu trinken.
    Einen Augenblick lang rührte Harry sich nicht von der Stelle. Dann stand er auf. Bestimmt war es ein Problem mit Gareths Arbeit, redete er sich ein, nichts Wichtiges. Der Krach im Pub schien zugenommen zu haben. Drüben bei der Bürofete quietschten die Mädchen und bliesen in die Papptröten, die sie aus den Knallbonbons gezogen hatten.
    Er machte einen Schritt auf die Tür zu.
    Mit Millie war bestimmt alles in Ordnung. Sie war heute Vormittag mit ihrer Mutter beim Einkaufen gewesen, der letzte große Einkauf vor Weihnachten. Im Supermarkt konnte doch nichts passieren. Eine Kellnerin ging von einem Gast zum nächsten. »Sherry Trifle?«, fragte sie. »Wer hat den Sherry Trifle bestellt?« Selbst die Kasse auf der Bar klang unnatürlich schrill.
    »Fröhliche Weihnachten, Reverend«, riefen die Leute ihm nach, als er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Er achtete nicht auf sie. Mit Millie war alles in Ordnung. Dieser Tage ließ ihre Mutter sie nicht aus den Augen. Irgendjemand ließ direkt hinter ihm ein Glas fallen, vielleicht hatte er es sogar selbst umgestoßen. Es zerschellte auf dem Fliesenboden.
    Er stieß die Tür auf. Die kalte Abendluft traf ihn und ebenso die Stille. Harry holte tief Luft und schaute sich um. Es war vollkommen dunkel. Gareth war fünfzehn Meter weiter oben am Hügel gerade im Begriff, in seinen Truck zu steigen, und einen Moment lang wollte Harry ihn einfach fahren lassen. Er wollte nicht, dass er sich umdrehte. Er wollte diesen Ausdruck niemals wieder auf irgendjemandes Gesicht sehen, solange

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