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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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seine oder ihre Opfer viel weiter entfernt gesucht und damit die Wahrscheinlichkeit verringert, gefasst zu werden. Er oder sie ist im heimischen Umfeld geblieben, was für mich darauf hindeutet, dass es nicht einfach irgendwelche x-beliebigen kleinen Mädchen sein konnten, es mussten genau diese sein. Finden Sie die Verbindung, und Sie finden den Mörder.«
    »Oder ich finde Ebba.«
    »Genau. Was glauben Sie, wird der Arzt mit Ihnen reden?«
    Evi zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht fühlt er sich überrumpelt, wenn ich am Samstagmorgen in der Sprechstunde auftauche. Halten Ihre Knie das eigentlich aus, so lange so dazuhocken?«
    »In letzter Zeit hält keins meiner Körperteile besonders viel aus. Rufen Sie mich an, wenn Sie mit ihm gesprochen haben.«
    »Mach’ ich.«
    »Und hören Sie auf, sich wegen Harry Vorwürfe zu machen. Bis heute Vormittag haben Sie sich mustergültig verhalten. Für einen einzigen unbedachten Augenblick wird einem nicht die Zulassung entzogen.«
    »Ich bin Ihnen ja so dankbar, Steve.«
    »Also, sind Sie sicher, dass ich Ihnen nicht was gegen die Schmerzen holen soll?«
    Evi schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich nicht so schlimm. Ich nehme etwas, sobald ich zu Hause bin.«
    »Okay.« Steve richtete sich auf. Dann schien ihm etwas einzufallen, und er beugte sich abermals zum Fenster hinunter. »Irgendetwas an Joe macht mir zu schaffen. Evi. Er passt da nicht rein. Zumindest damit hat der Detective recht. Er wird für etwas anderes gebraucht.«

73
     
    Tom zitterte. Die Fensterscheibe war kalt, und die Wand war kalt, und alles war kalt, aber er konnte sich nicht wegrühren. Nicht, bevor er gesehen hatte, wie der dünne Lichtstrahl den Weg über den Kirchhof heraufkam. Er fing an zu zählen. Zehn, elf, zwölf. Bei dreißig würde sein Dad zu Hause sein.
    Er hörte das Geräusch eines Schlüssels, der sich unten drehte, und wie die Haustür aufging. Sein Dad kam von seiner Suche auf dem Friedhof zurück, und er würde Joe in den Armen halten, durchgefroren, müde und höllisch lästig, aber trotz allem Joe. Sein Dad hatte ihn gefunden, er wusste es ganz einfach. Tom sauste über den Teppich, riss die Tür seines Zimmers auf, erreichte die Treppe. Gareth stand unten im Flur, noch immer in seiner dicken Winterjacke. Er schaute zu ihm hoch. Er war allein.
    Tom sah zu, wie sein Dad die Jacke auszog und sie auf einen Stuhl im Flur schmiss, ehe er die Stufen hinaufstieg. Er kam oben an, legte seinem Ältesten die Hände auf die Schultern und drehte ihn herum. Die beiden gingen zurück in Toms Zimmer. Tom kletterte in Joes Bett. Sein Dad sagte nichts dazu. Er kniete sich auf den Teppich und streichelte seinem Sohn den Kopf.
    »Dad, es tut mir leid.« Tom hatte den ganzen Abend auf eine Gelegenheit gewartet, das zu sagen, doch dies war das erste Mal, dass er mit seinem Vater allein war.
    Sein Dad sah verwirrt aus. »Was tut dir leid, mein Großer?«
    »Dass ich nicht auf ihn aufgepasst habe. Ich weiß doch, dass ich auf ihn aufpassen soll.«
    Sein Vater holte tief Luft und schien zu erschauern. Plötzlich waren seine Augen feucht. Tom hatte seinen Dad noch nie weinen sehen. »Tom, es war nicht deine Schuld«, sagte er, und seine kalte Hand griff nach der seines Sohnes. »Es war nicht deine Aufgabe, auf ihn aufzupassen. Dafür waren die Lehrer da. Denk nie, niemals, dass es deine Schuld war.«
    Tom hatte seinen Vater noch nie lügen hören.
    »Wir finden ihn doch, nicht wahr, Dad? Versprich mir, dass wir ihn finden.«
    Gareths Mund verzerrte sich, und er zog ihn mit aller Kraft wieder gerade. »Ich werde den Rest meines Lebens damit zubringen, nach ihm zu suchen, Tom«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
    Er schlang einen Arm um seinen Sohn und legte den Kopf auf das Kissen. Tom, der fest entschlossen war, wach zu bleiben, bis Joe zurückkam, merkte, wie seine Augenlider schwer wurden. Sein Dad hatte nicht versprochen, dass Joe gefunden werden würde, nur dass er nicht aufhören würde, nach ihm zu suchen. Also nur die eine Lüge. Das war alles, was er bekommen würde.

74
     
    Der blau-silberne Sportwagen stand nicht vor Harrys Haus. Es war fast elf. Evi zog ihr Handy hervor und warf einen Blick auf das Display. Er hatte sechs Nachrichten hinterlassen, allesamt vor acht Uhr. Doch sie hatte einfach mit niemandem sprechen wollen, bevor sie nicht in Ruhe nachgedacht und eine objektive Meinung eingeholt hatte.
    Sie wählte seine Nummer und wurde aufgefordert, eine Nachricht zu

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