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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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mit schwarzem Gesicht. Wunderkerzen sprühten an den Griffen des Lenkers. Er funkelte Harry wütend an, ehe er den Hügel hinunter verschwand.
    »Ein Freund von Ihnen?«, erkundigte sich Evi.
    »Von wegen. Das ist Tom Fletchers Erzfeind, ein Bengel namens Jake Knowles. Ich habe dafür gesorgt, dass er Ärger gekriegt hat. Gleich an meinem ersten Tag hier. Das hat er mir nie verziehen. Und er ist der Hauptverdächtige bei dem ›Millie auf der Kirchenempore‹-Debakel.« Harry überlegte kurz. Ging die Puppe in der Kirche, die wie Millie ausgesehen hatte, tatsächlich auf Jake Knowles’ Konto? Das war ein ziemliches Ding, selbst für einen Schuljungen, der andauernd etwas Schlimmes anstellte.
    »Ich glaube, das ist einer von den Jungs, die damals Duchess erschreckt haben, an dem Tag, als ich runtergefallen bin«, meinte Evi. »Ich habe das Fahrrad wiedererkannt.«
    »War ja klar.«
    Es gab keine Straßenbeleuchtung in der Wite Lane. Altmodische Fackeln mit richtigen Flammen waren an Mauern und Zäunen befestigt worden, um den Weg zu erleuchten. Harry konnte Kerosin riechen, als sie daran vorbeikamen. Als das Kopfsteinpflaster Unkraut Platz machte, stolperte Evi und taumelte gegen Harry.
    »Wissen Sie, es wäre bestimmt einfacher für Sie, wenn ich Sie um die Taille fassen würde«, bot er an.
    »Netter Versuch, Reverend. Da muss ich erst ein paar getrunken haben, damit das funktioniert.«
    »Ich dachte, Sie trinken nicht?«
    Sie hatte so ein kleines Lächeln im Gesicht, wie eine Katze. »Ich habe gesagt, ich darf nicht trinken. Ich habe nie behauptet, dass ich’s nicht tue.«
    Harry lachte. »Na, endlich wird etwas aus diesem Tag.«
    Bisher keine Spur von ihr, aber Tom wusste, dass sie sich ganz besonders vorsehen würde, wenn all die Leute da waren. Sie würde irgendwo im Schatten sein, hinter einer Mauer, vielleicht auf einem niedrigen Dach. Durch den Sucher der Kamera zu spähen machte ihm die Sache leichter. Man wurde nicht so leicht abgelenkt, und niemand merkte, dass er etwas anderes tat, als auf ein gutes Motiv zu warten. Er hockte noch immer auf der Mauer. Tom hatte keine Ahnung, wie die Leute es schafften, noch näher am Feuer zu stehen. Die Hitze der Flammen auf seinem Gesicht war gerade noch erträglich, die Menge auf der Wiese jedoch war nur wenige Meter von dem brennenden Scheiterhaufen entfernt. Die Schattenmänner standen sogar noch dichter beim Feuer, und vor sich hielten sie die Knochenmänner, obwohl denen die Hitze wohl nichts ausmachte. Worauf warteten sie denn? Harry und Evi waren zu ihnen gestoßen, und sie standen alle da und warteten.
    Allmählich verstand Harry, was Evi mit Erwartungshaltung gemeint hatte. Er konnte es in den Gesichtern der Umstehenden sehen, wie Leute, die beim Schlussverkauf Schlange standen und darauf warteten, dass sich die Türen des Geschäfts öffneten. Sie versuchten, sich mit ihren Nachbarn zu unterhalten, gaben sich Mühe, ganz unbekümmert zu wirken, doch ihre Blicke huschten immer wieder zu dem schaurigen Kreis auf der Wiese hinüber, der doch gewiss gleich in Flammen aufgehen würde, so dicht standen die Knochenmänner am Feuer. Es schien ihm, als wären sie sogar noch näher an die lodernden Flammen herangerückt. Als zöge das Feuer sie an. Eine plötzliche Bewegung zu seiner Rechten ließ ihn aufmerken, und er drehte sich um. Gillian stand drei Meter entfernt, ganz nahe bei dem Gartentor ihres früheren Hauses, und starrte ihn unverwandt an. Sie trug seinen Mantel.
    Die Knochenmänner näherten sich langsam dem Feuer. Tom hatte sie gebannt beobachtet und darüber sogar seine Kamera vergessen, die unbeachtet an seinem Hals baumelte. Sehr langsam strebten die Männer mit kleinen Schritten auf das Feuer zu. Wie schafften sie das? Wie konnten sie die Hitze ertragen? Der Lärm der Menge erstarb ebenfalls nach und nach. Es schien, als verstummten die Leute einer nach dem anderen und schauten zu, wie die Knochenmänner den Flammen immer näher kamen.
    »Harry, hören Sie mir zu.«
    Evi sprach mit ihm, mit gedämpfter Stimme, die er durch das Lodern des Feuers hindurch nur mit Mühe hören konnte. Er riss den Blick von den Flammen los und beugte sich tiefer zu ihr herab.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte sie ihm direkt ins Ohr. »Gleich passiert hier etwas.«
    Er reckte sich in die Höhe und schaute von Neuem zu dem Feuer hinüber. Anscheinend hatte sich der ganze Ort in einem gewaltigen Kreis darum versammelt. Weniger als ein Dutzend Menschen – darunter er und

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