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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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meinen Sie, Doc?«
    Evi schien einen Moment zu überlegen. »Ich persönlich bin froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist«, antwortete sie.

46
     
    Die Rollos an den Fenstern waren noch offen. Das kam nicht mehr sehr oft vor. Normalerweise zog Tom sie herunter, noch ehe es richtig dunkel wurde. Die ganze Familie, mit Ausnahme von Millie, war in der Küche. Der Vater stand am dichtesten am Fenster, er sprach mit dem Mann, der sich um die Kirche kümmerte. Am Tisch saß eine junge Frau mit dunklen Haaren und großen Augen. Alle tranken und redeten. Sie sahen fröhlich aus. Wo war Millie?
    Tom war auf den Küchentresen geklettert. Er starrte in die Dunkelheit hinaus. Dann griff er nach oben und zog an der Schnur des Rollos. Die Szene verschwand.
    Hatten sie die Haustür abgeschlossen?

47
     
    »Ich fasse es nicht, dass Jenny mich nicht gewarnt hat«, sagte Alice.
    »Vielleicht wollte sie dir die Überraschung nicht verderben«, meinte Gareth. »Tom, kommst du bitte da runter? Was möchten Sie trinken, Evi?«
    Gareth wandte sich von seinem Ältesten ab und sah Evi an, wodurch Tom gerade genug Zeit hatte, das Rollo am Küchenfenster herunterzuziehen. Er merkte, dass Evi ihn beobachtete, als er zu dem andern Fenster hinüberging, auf die Arbeitsplatte kletterte und dasselbe tat. Hatte er nachgeschaut, ob die Haustür abgeschlossen war?
    »Also, können wir nächstes Jahr auch einen Knochenmann haben?«, fragte Joe anscheinend zum zehnten Mal an diesem Abend. Joe dachte, wenn er eine Frage oft genug stellte, würde er früher oder später die Antwort bekommen, die er wollte. Das klappte meistens auch.
    »Nicht, wenn das heißt, dass deinem Vater die edelsten Teile gebraten werden«, erwiderte Alice, woraufhin Joe hemmungslos zu kichern begann. Wenn er so etwas hörte, lachte er sich unweigerlich kaputt. »Heute Abend gibt’s in Heptonclough bestimmt viele versengte Augenbrauen.«
    »Von anderen Körperteilen ganz zu schweigen«, warf Harry ein. »Danke, Gareth.« Er nahm ein Bier von Toms Dad entgegen und trank direkt aus der Dose.
    »Komm, Joe«, sagte Alice. »Ab nach oben. Tom, du hast noch eine Viertelstunde.«
    »Ich will mir aber erst meine Fotos ansehen«, wandte Tom ein.
    »Sind sie was geworden?«, erkundigte sich Evi.
    Jäh kam Tom ein Gedanke. »Ich glaube schon«, erwiderte er. »Sie können ja mitkommen, und wir schauen sie uns zusammen an, wenn Sie wollen.«
    Toms Mum drehte sich in der Küchentür um. »Tom, Liebling …«
    »Klar«, sagte Evi. »Das wäre toll. Wenn es Ihnen recht ist, Alice?«
    »Natürlich«, versicherte Alice. »Aber der Computer steht oben, ist das okay?«
    »Jep.« Evi stand auf. Sie griff nach ihrem Stock und schickte sich an, Tom aus der Küche zu folgen.
    »Sind Sie …«, setzte Harry an.
    »Ja«, sagte Evi und bedachte ihn mit etwas, was wohl ein böser Blick sein sollte. Aber ganz ehrlich, dachte Tom bei sich, wenn sie das für furchterregend hielt, dann sollte sie mal ein bisschen Unterricht bei seiner Mum nehmen.
    Tom rannte die Treppe hinauf, und Evi folgte ihm. Er konnte das leise Aufsetzen ihres Gehstocks auf jeder einzelnen Stufe hören. Als er oben ankam, konnte er sie außerdem atmen hören. Toms Mum hatte gesagt, Evi habe wahrscheinlich sehr oft Schmerzen und dass sie sehr tapfer sei, das nicht zu zeigen oder sich zu beklagen. Da hatte seine Mutter wohl recht. Er konnte nie still sein, wenn er sich wehgetan hatte, und bei Joe – also, da wusste die ganze Welt, was los war.
    Er ging ins Zimmer seiner Eltern, wo der Computer stand, und sie setzten sich. Tom schloss die Kamera an die Festplatte an und lud die Fotos hoch, die er an diesem Abend gemacht hatte. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sie sich anzuschauen.
    »Das sind die, die ich von den Knochenmännern gemacht habe, als sie noch in der Ruine waren.« Unten lachte Harry. Evis Kopf drehte sich nach der Tür, dann wandte sie sich wieder Tom zu.
    »Die sind gut«, meinte sie. »Das ist toll, wie man auf dem da den Mond gerade aufgehen sieht. Und auf den dreien da kommen die Farben prima raus. Den Sonnenuntergang hast du echt gut hingekriegt.«
    Tom wusste, dass sie ihm schmeichelte, aber es war trotzdem schön, das zu hören. Die Bilder waren gut. Seine Mum sagte immer wieder, er habe ihr gutes Auge für bildliche Gestaltungen geerbt, doch es waren nicht die Aufnahmen von der Klosterruine, die Evi unbedingt sehen musste. Er hatte sie nach oben geschleppt, um ihr etwas anderes zu zeigen …
    »Wer ist denn

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