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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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das?«, erkundigte sich Evi.
    Während er fühlte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann, klickte Tom auf das Bild, das Evi betrachtete, und vergrößerte es. Da war es. Der Beweis. Das Mädchen, an das niemand glaubte, von der Kamera eingefangen. Das Problem war nur …
    »Ist das Joe?«, fragte Evi. »Nein, Joe ist kleiner. Ein Freund?«
    … die Gestalt, die sich auf dem Foto hinter einem der höheren Grabsteine herumdrückte, war nicht scharf genug. Da er wusste, wer sie war, konnte Tom so gerade eben das seltsame, altmodische Kleid erkennen, das sie anhatte, und die langen Haare. Aber für jemanden, der dieses Bild zum ersten Mal sah, könnte sie jeder X-Beliebige sein. Tom klickte das Bild weg und rief das nächste auf.
    Er hatte fast zwanzig Minuten lang auf seinem Posten auf der Eibe ausgeharrt, hatte gefroren und war ganz steif geworden, und er hatte schon aufgeben wollen, als sie aufgetaucht war. Er hatte gesehen, wie sie den Friedhof betrat, am unteren Ende, und dann zu ihm heraufgekommen war. Sie war schnell, und sie bewegte sich lautlos. Einen Meter von der Mauer entfernt hatte sie angehalten, hatte dort gekauert und das Haus beobachtet. Tom hatte ein Foto nach dem anderen gemacht und kaum zu atmen gewagt.
    »Da ist sie ja noch mal«, stellte Evi fest. »Ist das eine Sie? Ich weiß nicht recht. Das da könnten Haare sein, es könnte aber auch Gras sein, schwer zu sagen. Oh, schau, schon wieder. Die sind gut, Tom«, meinte sie und warf ihm von der Seite her einen raschen Blick zu. »Schattenhafte Gestalt auf Friedhof, sehr stimmungsvoll. Oh, schau, da ist noch eins.«
    Unten öffnete jemand die Haustür. »Da ist jemand reingekommen«, sagte Tom. »Ich muss Dad holen.«
    »Tom, was ist denn los?«, fragte Evi erschrocken. »Wo willst du denn …?«
    Tom stand auf und ging zur Tür.
    »Tom«, rief Evi ihm nach, »das war wahrscheinlich dein Dad. Oder Harry, der irgendwas aus dem Auto geholt hat. Warum bist du …?«
    Tom wartete nicht ab, was Evi ihm zu sagen hatte. Er wusste, dass das unhöflich war, aber manche Dinge waren einfach wichtiger. Also rannte er über den Flur zur Treppe. Er hatte recht, die Tür stand ungefähr zehn Zentimeter weit offen. Er hatte sie nicht überprüft, warum hatte er sie bloß nicht überprüft? Hastig stürzte er die Treppe hinunter und hörte ein schwaches Klopfen hinter sich auf dem Flur. Unten angekommen drückte er die Tür zu und schloss sie ab.
    War sie jetzt hier drinnen? Tom sauste ins Esszimmer. Niemand unter dem Tisch. Die Vorhänge. Mit angehaltenem Atem, eine Armeslänge entfernt, zog er sie auseinander. Das Fensterbrett war leer. In die Küche konnte sie nicht gegangen sein, sein Dad und Harry waren dort. Sie hatte keine Zeit gehabt, nach oben zu huschen. Wenn sie im Haus war, dann im Wohnzimmer.
    »Tom!« Evi war oben an der Treppe angekommen. Tom tat so, als hätte er sie nicht gehört, und stieß die Wohnzimmertür auf.
    »Großer, was ist los?« Toms Dad und Harry waren aus der Küche gekommen.
    »Ich hab’ die Haustür gehört«, stieß Tom hervor. »Jemand ist reingekommen.« Er sah, wie Harry seinen Dad ansah und dieser die Lippen zusammenkniff.
    »Schauen Sie doch noch mal in der Küche nach, Harry, ja?«, bat Gareth, ohne den Blick von Tom abzuwenden. »Und vergewissern Sie sich, dass die Hintertür abgeschlossen ist.«
    »Okay.« Tom hörte, wie Harry den Flur hinunterging, zurück in die Küche. Sein Dad kam ins Wohnzimmer und ging zum nächsten Fenster. Er zog die Vorhänge zurück, dann tat er dasselbe beim zweiten Fenster. »Alles okay«, sagte er. Er stand genau hinter dem Sofa, um das Tom nicht herumsehen konnte. »Soll ich im Esszimmer nachsehen?«
    »Da war ich schon«, antwortete Tom mit einer ganz leisen Flüsterstimme.
    »War wahrscheinlich bloß der Wind«, meinte sein Vater.
    Tom nickte. Sein Dad hatte recht. Diesmal wenigstens war es wahrscheinlich nur der Wind gewesen.
    Er ging wieder nach oben, und er und Evi sahen sich seine Bilder an, bis seine Mum Evi zum Essen rief und Tom ins Bett schickte. Auf fünf von den Aufnahmen, die er gemacht hatte, war das Mädchen zu sehen, doch keine war scharf genug, um zu beweisen, dass sie irgendetwas anderes war als ein ganz normales Kind. Trotzdem schien Evi sie ungewöhnlich interessant zu finden. Immer wieder hatte sie Tom gefragt, wer das sei. Er hatte gesagt, er hätte keine Ahnung, er hätte nicht gewusst, dass noch jemand auf dem Friedhof gewesen sei. Sie hatte so getan, als würde sie

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