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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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auffordern, Ihre gesamte Aussage zu ignorieren. Glauben Sie mir, er wird einen Grund finden: entweder weil Sie Brendan dafür hassen, was er Ihnen an jenem Abend angetan hat, oder weil er nach jenem Abend nicht genug für Sie getan hatte. Vielleicht erzählt er den Geschworenen sogar, dass Sie ihn ans Messer liefern wollen, weil Sie sich schuldig fühlen, Ihre beste Freundin betrogen zu haben.«
    Sie schüttelte den Kopf, so als sei ihr dieser Gedanke noch nie gekommen. »Warum verachten die Geschworenen Brendan nicht ebenso sehr wie ich? Er ist es doch, der Amanda betrogen hat, und das nicht nur ein Mal.«
    Kate wusste, dass ich noch mehr Beweise für die Untreue des Angeklagten hatte. Aber ich hätte gut und gern darauf verzichten können, dass sie den Geschworenen diesen Tatbestand so drastisch und persönlich vor Augen führt.
    »Und was bekommen Sie?«, fragte Mike, der bereits an die Schlagzeilen in den morgigen Boulevardzeitungen dachte. »Den Preis als >Desperate Housewife des Jahres< der Park-Avenue-Nachbarschaftsvereinigung? Sie haben unsere gesamte Beweisführung zunichtegemacht. Die Geschworenen werden keinem einzigen Wort Ihrer heutigen Aussage Bedeutung beimessen.«
    Mikes Pager piepste, und er verließ das Zimmer.
    Kate Meade holte hörbar Luft. »Sie meinen, es war alles umsonst? Ich… ich habe mich dieser öffentlichen Erniedrigung für nichts und wieder nichts ausgesetzt?«
    »Fürs Erste haben Sie ein größeres Problem«, sagte ich. »Wir müssen Sie durch die Hintertür hinausbringen, damit Sie den Fotografen nicht in die Arme laufen. Meine Assistentin wird dafür sorgen, dass die Polizei Sie nach Hause bringt.«
    »Fotografen warten auf mich? Warum sollten -« Sie stockte mitten im Satz, als sie sich die Antwort darauf bewusst machte. Sie stand auf und kam auf mich zu. »Sie müssen mitkommen, Ms Cooper. Ich kann meiner Familie nicht allein unter die Augen treten.«
    »Ich muss in einer Dreiviertelstunde wieder vor Gericht erscheinen. In der Sache kann ich Ihnen nicht helfen. Ich bin Staatsanwältin, Kate, keine Sozialarbeiterin.«
    »Ich bringe Sie nach Hause. Ich bleibe bei Ihnen, bis Ihr Mann nach Hause kommt,« sagte Mercer. Er war seit zehn Jahren in der Sonderkommission für Sexualverbrechen tätig, einer der wenigen afroamerikanischen Detectives mit dem obersten Dienstgrad der New Yorker Polizei. Genau wie ich mochte er die spezielle Herausforderung dieser Verbrechenskategorie, deren emotional aufgeladene Situationen besonderes Feingefühl erforderten. Mike Chapman hingegen liebte seinen Job als Mordermittler. Er war glücklieh, wenn er kein Händchen zu halten hatte und der sterblichen Hülle eines Mordopfers und den physischen Beweisen die kalten, harten Fakten entlocken musste.
    Kate Meade zupfte an Mercers Ärmel wie ein Kind, das nicht verloren gehen will. »Sie müssen dafür sorgen, dass keine Bilder in die Zeitungen kommen.«
    »Ich gestatte Detective Wallace, Sie nach Hause zu bringen, Mrs Meade. Aber nur unter einer Bedingung: Sie erzählen ihm in allen Einzelheiten, was zwischen Ihnen und Ihrem Freund Brendan vorgefallen ist, egal wie intim oder peinlich das ist. Sollte Lern Howell heute Abend, wenn ich Mercer wiedersehe, noch immer mehr wissen als ich, dann kenne ich kein Pardon mehr.«
    Ich wandte mich zum Gehen, um in meinem Büro auf Jerry Genco zu warten.
    »Langsam, langsam«, sagte Mike und zog mich in die Nische neben dem Konferenzraum. »Tu mir einen Gefallen: Spiel heute nicht Lotto.«
    »Was ist denn jetzt wieder passiert? Steckt Genco im Stau?«
    »Jemand hat sich Marley vorgeknöpft.«
    »Wie? Was meinst du damit? Er ist doch auf Riker’s Island.« Mike hatte einen Zeugen gefunden, einen zweiunddreißigjährigen Jamaikaner, der zum Zeitpunkt des Mordes an Amanda Quillian wegen mehrerer Einbruchsdiebstähle im Untersuchungsgefängnis saß.
    »Nicht mehr. Er wanderte direkt vom Gefängnis in den OP-Saal des Bellevue Hospital.«
    »Weswegen?« Es hatte Wochen gedauert, mit Marleys Anwälten eine Kooperationsvereinbarung auszuhandeln, damit er aussagte, dass Brendan Quillian ihm sechs Monate vor Amandas Tod zwanzigtausend Dollar für die Ermordung seiner Frau angeboten hatte.
    »Spitzelfieber.«
    Die einzigen Gefangenen, denen es im Gefängnis noch dreckiger erging als Kinderschändern, waren Informanten. »Ist er krank?«
    »Das wärst du auch, wenn man dir ein Messer zwischen den fünften und sechsten Brustwirbel rammt, während du auf dem Gefängnishof deine

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