Blutfehde
ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich schwör’s.«
Ich stützte mich gegenüber von Kate auf den Tisch. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich über jede einzelne Konversation zwischen Ihnen und Brendan Bescheid wissen muss - von dem Zeitpunkt an, als Amanda ihn das erste Mal verlassen wollte, von jener Nacht an, in der er sie geohrfeigt hat. Sie haben nie erwähnt, dass Sie allein mit ihm waren und nach dem Schneesturm im Kaminzimmer eine Flasche Wein mit ihm getrunken haben, ganz zu schweigen davon, dass Sie -«
»Dieser… dieser Vorfall hat mit dem Mord an Amanda nichts zu tun.«
»Aber er hat sehr viel mit Brendan zu tun, nicht wahr? Wie konnten Sie denken, dass er das nicht ausnutzen würde, diesen… wie würdest du es nennen, Mercer?« Ich blickte kurz zu ihm, dann wieder zu Kate. » Vorfall trifft es meines Erachtens nicht ganz. Dieses Stelldichein? Diesen Verrat an Ihrer besten Freundin?«
Ich bemühte mich, meine Wut und meine Zunge im Zaum zu halten. Wir hätten ihr Leben ruinierst? Wie lange hatte sie schon darauf gewartet, davon geträumt, mit Quillian ins Bett zu gehen?
»Amanda hat ihn nicht mehr geliebt. Das habe ich Ihnen doch gesagt. Ihre Versöhnung war ein Kompromiss, damit Brendan weiter in der Firma bleiben konnte. Deshalb hat Amanda ihrem Vater, der noch am Leben war, nichts davon gesagt, dass sie Brendan verlassen wollte. Nach seinem Tod musste sie die Charade fortsetzen, oder Brendan hätte sich mit der Hälfte des Keating-Vermögens aus dem Staub gemacht.« Kate schnitt eine Grimasse. »Es ging nur ums Geld«, bellte sie.
»Und Ihnen? Worum ging es Ihnen?« Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, aber sie schlug die Hände vors Gesicht.
»Ich hatte damals auch Probleme. Die keinen von Ihnen etwas angehen.« Sie zeigte mit dem Finger auf uns. »Und Sie, Ms Cooper, warum sind Sie nicht aufgestanden, als dieser… dieser Winkeladvokat fertig war? Warum haben Sie mich nicht gebeten, die Umstände des damaligen Abends zu erklären? Sie hätten -«
Ich sah sie erstaunt an. »Wie hätte ich wissen können, dass Sie noch etwas zu Ihrer Ehrenrettung zu sagen hatten, wenn ich nicht einmal von Ihrem One-Night-Stand wusste? Sie haben Brendan Quillian praktisch eine geladene Waffe in die Hand gegeben, mit der er meine ganze Beweisführung und uns beide aus dem Weg räumt. Haben Sie auch nur eine Minute lang gedacht, er würde diesen Abend nicht benutzen, um Ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen?«
»Das ist mir nie in den Sinn gekommen.«
»Von Ihren Drogen, Mrs Meade, hätte ich auch gern ein paar«, sagte Mike.
»Es gibt Regeln, Detective«, sagte sie mit abgehackter, wütender Stimme. »Es gibt ein paar Dinge, die man nie -«
»Träumen Sie weiter, meine Liebe. Vielleicht gibt es in Ihren Kreisen ein paar Regeln, von denen ich nichts weiß, aber dieses Schwein steht verdammt noch mal wegen Mordes vor Gericht. Quillian hat einen Killer auf seine Frau angesetzt, und wenn Sie dachten, er würde den Mund halten, damit Sie ihn dort in aller Ruhe vor der Öffentlichkeit an den Pranger stellen können, als hätten Sie nie die Beine für ihn breit gemacht, dann haben Sie nicht alle Tassen im Schrank.«
Bestimmt hatte so noch niemand mit Kate Meade gesprochen. Sie richtete sich auf und fauchte Mike wütend an. »Ich habe nicht darum gebeten. Ich wollte nie als Zeugin vor Gericht aussagen. Das wäre nie passiert, wenn Sie mich damals im Oktober nicht gezwungen hätten, hierher in dieses Büro zu kommen. Wie soll mein Leben denn jetzt weitergehen?«
»Mrs Meade, Sie waren diejenige, die den Notruf angerufen hat«, sagte ich. »Sie sind der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der gehört hat, was Amanda zu ihrem Mörder gesagt hat. Sie haben mir letzten Herbst sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass Sie alles Menschenmögliche tun würden, um uns bei der Suche nach dem Mörder Ihrer besten Freundin zu helfen. Niemand hat Sie zu irgendetwas gezwungen.«
»Ich bereue, dass ich jemals auch nur einem von Ihnen etwas davon gesagt habe, was ich gehört habe«, sagte sie und brach wieder in Tränen aus.
»Im Moment interessiert mich nur, ob das, was Sie im Gerichtssaal gesagt haben, wahr ist.«
Sie legte den Kopf auf ihre verschränkten Arme und sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte.
»Was sagten Sie?«
»Warum hätte ich lügen sollen?«
»Weil mir scheint, dass Ihre Gefühle für Brendan Quillian, gelinde gesagt, ein bisschen kompliziert sind. Mr Howell wird die Geschworenen
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