Blutfehde
hat es ziemlich weit geschleudert.«
»Habt ihr irgendeine Zündvorrichtung gefunden? Irgendwelche Anhaltspunkte?«
KD bückte sich und nahm mit seiner behandschuhten Hand eine Dynamitstange aus einer Pappschachtel, die zwischen den Gleisen stand.
Die Stange war ungefähr zwanzig Zentimeter lang und vier Zentimeter im Durchmesser und war in Wachspapier gewickelt, das von dem Nitroglycerin ölgefleckt aussah.
»Wir haben auch eine Zündschnur gefunden«, sagte er. »Sie war wahrscheinlich durch die Dynamitstangen gewunden. Es ist alles unterwegs ins Labor.«
Mike blickte sich um. »Also was sollen die Arbeiter als Nächstes tun?«
»Den Schutt auf die Wagen schaufeln und zum Förderband bringen. Ich will nicht, dass sie alles abspritzen und damit unter Umständen Beweise vernichten.« KD klang verärgert.
Mike nickte Teddy zu, und die Männer machten sich wieder an die Arbeit.
KD stand neben dem zweiten Förderwagen und leuchtete mit der Taschenlampe auf den Schutt, der aufgeladen wurde. Als er in der Asche etwas glänzen sah, befahl er den Jungs aufzuhören.
»Was ist das?« Mike trat vor.
»Sieht wie eine Gürtelschnalle aus.« KD hielt den Gegenstand hoch, damit wir ihn besser sehen konnten. Es war eine silberne Schnalle mit zerfetzten Lederenden an beiden Seiten.
»Leuchte noch mal her!« Mike zog ein Paar Gummihandschuhe aus seiner Gesäßtasche und steckte förmlich seine Nase in den rußigen Wagen. »Genau hier.«
KD leuchtete Mike über die Schulter, während ich neben ihm in die Hocke ging.
Ich legte die Plastikmaske vor den Mund, als ich den dicken, weißen Finger oben auf dem Geröll sah.
»Eintüten, KD. Dieser Finger ist nicht von einer Bombe abgerissen worden«, sagte Mike. »Schau her, Coop.«
Er kratzte die Asche weg, sodass man den Finger von der Spitze mit dem erdverkrusteten Fingernagel bis hinab zu dem fleischigen Fingerknochen sehen konnte.
»Warum -«
»Der Schnitt ist zu gerade. Nach einer Explosion wäre der Finger viel zerfetzter. Ich wette auf ein Sägemesser«, sagte Mike. »Da hat jemand dem Kerl bei lebendigem Leib den Finger abgesäbelt. Abgeschnitten, als wär’s ein Stück Steak.«
14
»Was meinst du, Mercer? Ob sie danach gleich aus dem Bett springt und unter die Dusche rennt?«
Mercer schenkte gerade Drinks ein, als ich in Polohemd und Jeans aus dem Schlafzimmer kam und meine nassen Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte. »Sauber ist gut, Mr Chapman«, sagte er. »Ich war nicht halb so lang unten wie ihr zwei, aber ich kann es auch kaum erwarten, den Geruch aus der Nase zu bekommen.«
»Ich kenne keine Frau, die so oft duscht wie du. Magst du es nicht ein bisschen schmutzig? Ein bisschen verwegen?«
»Alles, was mit verwegen zu tun hat, kann mir dieses Wochenende fürs Erste gestohlen bleiben. Was hat die Rechtsmedizin gesagt?«
»Ah, Ms Cooper schaltet in ihren Vineyard-Relax-Modus. Ein Spaziergang am Strand, eine Massage am frühen Abend, ein Bad im Meer bei Sonnenuntergang. Und schon vergisst sie, dass Manhattan bald kollabieren wird. Hab ich Recht, Mercer?«
»An diesem Wochenende dreht sich alles um Joans Hochzeit, Jungs. Ihr könnt es euch immer noch anders überlegen. Ich kann euch noch bei mir unterbringen.«
Joan kannte Mike und Mercer fast so gut wie ich und hätte sich aufrichtig über ihr Kommen gefreut. Aber Mike hatte Vals plötzlichen Tod immer noch nicht verarbeitet, und als er Joans Einladung erhielt, sagte er ihr, dass er ihr durch seine Trübsal und distanzierte Art nicht den Tag verderben wolle. Mercer wiederum würde auf keinen Fall ohne Mike auf die Hochzeit gehen.
Mike lenkte das Gespräch wieder auf die Ermittlungen im Wassertunnel.
»Nach Auskunft von Dr. Kestenbaum ist der Finger vor dem Tod amputiert worden. Einblutungen im Gewebe. Er glaubt, dass es der hier ist.« Er wackelte mit dem Zeigefinger. »Duke Quillian - das mobile Labor hat die DANN bestätigt - war noch am Leben, als sich dieser Finger von seiner Hand verabschiedete.«
»Sind seine Fingerabdrücke gespeichert?«, fragte ich.
»Nein. Er war nicht vorbestraft.«
»Hast du schon rausgefunden, wie wir die Verbindung zu Brendan übersehen konnten?«
»Ich habe den ganzen Tag immer wieder darüber nachgedacht. Es verblüfft mich genauso wie dich. Aber es gibt keinen einzigen Anruf, der darauf hindeutet, dass die Brüder im letzten Jahr miteinander gesprochen haben.«
»Irgendwelche Neuigkeiten, was das Stemmeisen angeht?« Ich setzte mich mit meinem Scotch
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