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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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und Frankreich gebaut. Bis dahin wurde jeder Tunnel auf der Welt so gebaut, wie es schon die alten Römer gemacht haben - sprengen und bohren, sprengen und bohren. Man kam nur im Schneckentempo vorwärts.«
    »Und jetzt?«
    »Das Ding ist ein Monster«, sagte er. Seine riesigen Füße sanken in den Schlamm ein und Wasser tropfte von dem uralten Schiefergestein über uns. »Sie wiegt dreihundert Tonnen. Man hat sie in Einzelteilen heruntergeschafft und genau wie die Waggons hier unten zusammengebaut. Sie werden es sehen - sie bohrt sich durch das Gestein, die Wände sind spiegelglatt, und es geht drei Mal so schnell wie beim alten System. Deshalb sind jetzt auch so viele Tunnelbauer arbeitslos.«
    Weiter hinten bewegte sich ein Lichtstrahl. Es sah aus, als würde jemand eine Taschenlampe kreisen lassen. Hinter mir setzte sich ratternd eine Maschine in Gang.
    »Runter von den Gleisen«, sagte Teddy. »Gehen Sie an die Seite. Das ist das Signal, dass ein Waggon zum Maulwurf geschickt wird.«
    Ich hielt mich an Mikes Schulter fest und drückte mich gegen die kalte, nasse Tunnelwand. Ich musste husten, als der Explosionsstaub durch die Wagenräder aufgewirbelt wurde. Die kleine Maske, die mir Golden gegeben hatte, hing an meinem Hals. Ich traute mich nicht, sie aufzusetzen, aus Angst, dass man mich nicht hören würde, wenn ich mich bemerkbar machen müsste.
    »Wo fährt er hin?«, fragte Mike.
    »Es ist ein Förderwagen. Nachdem sich der Maulwurf durch das Gestein gebohrt hat, muss der Schutt beseitigt werden. Er wird über ein Förderband hinter dem Schacht an die Oberfläche transportiert.«
    »Warum repariert man nicht einfach die alten Wassertunnel?«, fragte ich. »Wäre das nicht einfacher als der ganze Aufwand hier?«
    Teddy schüttelte den Kopf. Seine Stimme hallte durch den Tunnel. »Nennen Sie es Metallmüdigkeit oder wie auch immer, aber die gesamte städtische Wasserversorgung kann jede Minute zusammenbrechen.«
    Ich sah zu den riesigen Bolzen hinauf, die das Gestein über mir zurückhielten und die ebenso überdimensional waren wie alles andere in diesem dunklen Verließ.
    »Früher wurde mit Ventilen gearbeitet, Alex. Sie müssen sich das wie große Tunnelschleusen vorstellen, die man bei jeder Reparatur öffnen und schließen muss.«
    Ich sank bis zu den Knöcheln im Schlamm ein und hatte das Gefühl, im Treibsand zu waten. »Ja, und?«
    »Nach hundert Jahren können die Ventile dem Druck von Milliarden Litern Wasser einfach nicht mehr standhalten. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ungewiss, ob man sie jemals wieder öffnen könnte, wenn man sie schließen würde. Man will es erst gar nicht riskieren«, sagte Teddy. »Zum Teufel, das Aquädukt, das die alten Tunnel in Upstate New York versorgt, hat so viele undichte Stellen, dass das dabei entstandene Schluckloch die halbe Stadt verschlucken könnte.«
    Noch zwei Schreckensszenarien: Manhattan ohne einen Tropfen Wasser, und die gesamte Insel versank in den Fluten des Hudson und des East River.
    »Also Duke Quillian war gar nicht für die gestrige Abendschicht eingeteilt?«, fragte Mike.
    »Nein. Er hätte erst wieder nächste Woche Dienst gehabt. Keine Ahnung, was er hier unten wollte. Aber Sie werden die Namensliste sehen. Wir haben sie Ihren Kollegen heute Vormittag gegeben. Die beiden Jungs aus Tobago haben den Wasserhochdruckreiniger bedient. Sie waren als Einzige für diesen Tunnelabschnitt eingetragen.«
    »Was ist ein Wasserhochdruckreiniger?«, fragte ich. »Was haben sie gemacht?«
    »Wir haben gestern Vormittag ein paar Sprengungen durchgeführt. Sobald der Schutt weggeräumt ist, kommt die nächste Mannschaft und bläst Wasser und Luft in den neu gewonnenen Tunnelabschnitt, um ihn zu reinigen. Das haben die beiden Cousins gerade gemacht, als es zu der Explosion kam. Keine Ahnung, was Duke hier unten wollte.«
    Wir waren schon gut eineinhalb Kilometer durch den Schlamm gewatet. Von überall tropfte Wasser, riesige Belüftungsrohre verliefen entlang der gewölbten Wände, und darunter hatte man Befestigungshaken für die schwarzen Elektrokabel in das Gestein gebohrt.
    Als mich der nächste Hustenanfall überkam, blieb ich stehen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mike ungeduldig.
    »Sie wird’s überleben. Es ist nur der Staub, Mike«, sagte Teddy. »Um lungenkrank zu werden, so wie es die meisten von uns sind, muss man länger hier unten bleiben.«
    Obwohl ich wusste, dass er es gut meinte, baute mich sein Humor nicht gerade auf.
    »Dieser Geruch.« Ich

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