Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
bereits ein paar Stufen vorausgegangen war, den Tunnel, während ich noch immer wie angewurzelt dastand. Der Aufzug ruckelte und begann seinen geräuschvollen Aufstieg, aber das furchterregende Klopfen schien immer lauter zu werden.
    »Beeil dich«, sagte Mercer. Er kam wieder die Stufen herauf und streckte mir eine Hand entgegen.
    Dann sah ich sein Gesicht, als er mich anschrie, in Deckung zu gehen.
    Als ich mich vorbeugte, glitt mir der Helm vom Kopf und polterte über die Treppenstufen in den Schlamm hinunter. Direkt hinter mir bohrte sich etwas Spitzes in die Holzplanken - ein Stemmeisen.
     
    13
     
    »Bringen Sie sie von dort weg!«, befahl Golden.
    Ich richtete mich auf und schlurfte, so schnell ich konnte, vom Fuß des Schachts in den Schlamm.
    »Was zum Teufel war das?«, schrie Mike ihn an. »Holen Sie den Aufzug zurück, ich fahre wieder nach oben. Dieses verdammte Ding hätte sie fast umgebracht.«
    »Niemand kann Alex von oben sehen. Es muss -«
    »Erzählen Sie mir keinen Scheiß!« Mike wickelte das Stemmeisen in sein Taschentuch. »Da hat uns jemand eine sehr deutliche Nachricht geschickt. Sie sind als Letzter zu- und als Erster ausgestiegen, also wusste derjenige ganz genau, dass es Sie nicht erwischen würde. Wenn Sie mich fragen, war das für einen von uns gedacht.«
    Mein Herz raste, und ich glaubte es so laut klopfen zu hören wie zuvor das Stemmeisen, als es die Felswände herunterklapperte. Mike trat so dicht an Golden heran, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
    »Ihr bleibt hier und macht euren Job«, sagte Mercer und trennte die beiden. »Ich sehe nach, wer oben ist.«
    »Ich komme mit. Ich hole den Käfig wieder runter.« Golden ging die Treppe zur Schaltstelle hinauf und zeigte in den Tunnel. »O’Malley wartet auf Sie.«
    Ich blinzelte in den langen schwarzen Tunnel vor uns, der, so weit ich sehen konnte, mit Gleisen ausgelegt war, und sah in ungefähr zehn Meter Entfernung Teddys massige Gestalt, die sich im Dunst abzeichnete.
    »Beeilen Sie sich, Alex«, sagte er. »Der Letzte, den wir hier unten verloren haben, hatte die schlechte Angewohnheit, bei der Aufzugtür zu trödeln. Als es im Frühjahr taute, brach ein Eiszapfen von der Wand im Schacht ab und spaltete ihm den Schädel wie eine Wassermelone.«
    Alles an dieser Arbeit war gefährlich. Diese unterirdische Welt war in Dunkelheit und Nebel gehüllt, nur vereinzelt baumelte eine Glühbirne an einem Draht, der mit Klebeband an der Decke befestigt war. Die grellen Farben der Schutzhelme und Regenjacken bildeten einen starken Kontrast zu den vorherrschenden Schwarz- und Grautönen.
    »Es tut mir leid, ich kann nicht schneller.«
    »Vorsicht bei den Gleisen«, sagte Teddy. »Zwischen den Schwellen steht überall Wasser.«
    »Wofür braucht man die Gleise?«, fragte Mike, während wir im Gänsemarsch vorsichtig erst den einen, dann den anderen Fuß über die Schwellen setzten und dabei mit jedem Schritt im Schlamm einsanken.
    »Können Sie sehen, was vor Ihnen ist?«
    Wir blickten beide in den düsteren, ungefähr dreieinhalb Meter breiten Tunnel, durch den nebeneinander zwei Gleise verliefen.
    Mike bejahte.
    »Dieser Tunnel hier wird fünfzehn Kilometer in südlicher Richtung verlaufen und an einen identischen Tunnel in Brooklyn anschließen«, sagte Teddy. »Hier unten wird alles auf Schienenwaggons transportiert. Sie werden durch denselben Schacht, durch den Sie gekommen sind, in den Tunnel gebracht und dann hier unten montiert.«
    Mike drehte sich um und blickte über meine Schulter. »Und was ist da hinter uns?«
    »Die andere Hälfte des Tunnels, zwanzig Kilometer lang. Er verläuft von Upstate New York durch die Bronx - Sie erinnern sich an den Eingang, den wir uns gestern Nacht angesehen haben - und dann unterhalb des Central Park bis hierher.«
    Ein über fünfunddreißig Kilometer langes tückisches Höhlenlabyrinth und nur ein einziger Ausgang zur 30. Straße! Ich blickte wieder nach unten, als eiskaltes Wasser über den Rand meiner Stiefel schwappte.
    Teddy zog einen Plastikbeutel aus seiner Tasche und entnahm ihm eine Zigarette. Er zündete sie gerade an, als ich ihn einholte. »Die Spurensicherung wartet weiter hinten im Tunnel auf Sie, beim Maulwurf. Dort passierte die Explosion.«
    »Was ist ein Maulwurf?«, fragte ich.
    »Das ist die Maschine, die sich durch das Gestein frisst. Sie ist zum ersten Mal hier in den Vereinigten Staaten im Einsatz«, sagte Teddy. »Mit ihr hat man den Kanaltunnel zwischen England

Weitere Kostenlose Bücher