Blutfehde
Tunnelsystems bei sich, einschließlich des Einstiegs in der 30. Straße West.«
»Sprengstoff?«
»Man hat keinen Sprengstoff gefunden, weder an ihrem Körper noch in der Umgebung, der Fahrer, der auf sie wartete, konnte entkommen. Sie reden nicht, aber vor einer Viertelstunde meldete sich ein anonymer Anrufer und sagte, die Männer hätten einen chemischen Anschlag geplant. Angeblich wollten sie ein bakterielles Pathogen in die Wasserleitung der Stadt kippen.«
15
Ich hatte die Sicherheitskontrollen am LaGuardia Airport für meinen 9:30-Uhr-Flug nach Martha’s Vineyard passiert. Es war Freitagvormittag, und ich wartete immer noch auf ein Update von Mike. Obwohl ich mich seit Monaten auf die Hochzeit meiner Freundin Joan Stafford freute, konnte ich an nichts anderes als an die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden denken.
In der Lounge hatten die meisten Passagiere ihren Blick auf den Fernsehbildschirm an der Wand gerichtet. Julie Kirsch, dieselbe Reporterin, die auch über die Explosion im Tunnel berichtet hatte, stand jetzt auf einem dicht bewaldeten Hügel in Valhalla, einem Vorort im Westchester County, in dem sich das Kensico-Reservoir befand.
»Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen«, beantwortete Kirsch gerade eine Frage des Nachrichtensprechers im Studio. »Polizeibeamte aus New York City haben die ganze Nacht hindurch mit den örtlichen Behörden zusammengearbeitet, aber es ist nach wie vor unklar, ob zwischen den beiden Vorfällen ein Zusammenhang besteht.« Julie Kirsch blickte auf ihre Notizen. »Obwohl die Regierung wegen der Bedrohung durch biologischen oder chemischen Terrorismus in großer Sorge ist, wird das Risiko einer Massenverbreitung der tödlichen Substanz durch Einzelne von den Experten im Großen und Ganzen als relativ gering eingestuft.«
»Warum ist dem so, Julie?«, unterbrach der Studiomoderator.
»Ganz einfach aufgrund der Wassermassen, die aus Upstate New York in die Stadt geleitet werden. Auch nach Meinung der Terroragenten, mit denen ich heute Morgen gesprochen habe, wäre die Giftchemikalie so stark verdünnt, dass der Schaden sich höchstwahrscheinlich in Grenzen halten würde. Aber lassen Sie mich auf die grausige Entdeckung zurückkommen, die gestern in einem Tunnel in Manhattan gemacht wurde.«
»Höchstwahrscheinlich« war nicht gerade ein vertrauenerweckendes Wort. In nächster Zeit würde ich jedenfalls kein Leitungswasser trinken.
Der Nachrichtensprecher wollte es noch genauer wissen. »Würden Sie uns vorher noch sagen, welchen chemischen Wirkstoff man dafür verwenden würde? Wir erinnern uns alle an das tödliche Sarin-Gas in Tokio.«
»Nun, man hat mich gebeten, die Zuschauer nicht unnötig zu beunruhigen.« Sie zögerte. »Zum Beispiel hätte ein Gramm einer Typhuskultur ungefähr die Wirkung von vierzig Pfund Zyankali. Auch wäre es denkbar, dass jemand, der wenige Schlucke unbehandeltes, mit Salmonella typhi verunreinigtes Wasser aus einem Reservoir dieser Größe trinkt, todkrank wird.«
Ich war dankbar, als die Hostess von U.S. Airways die Nachrichten unterbrach, um zu verkünden, dass das Flugzeug - eine Turboprop mit zweiundvierzig Sitzen - zum Einsteigen bereit war.
An diesem wolkenlosen Vormittag hatte man während des fünfzigminütigen Flugs über den Long Island Sound einen fantastischen Blick auf die Küstenlandschaft, die mir seit Jahren vertraut war: North Fork, Montauk Point, kurz darauf Block Island, und dann der Landeanflug auf Martha’s Vineyard über Cuttyhunk Island und die Kliffküste von Aquinnah.
Mein Hausmeister hatte mein Cabrio am Flughafen geparkt, und ich fuhr die kurze Strecke zu meinem Haus mit offenem Dach. Die kurvenreiche Straße wand sich neben den Radwegen durch die Wälder von West Tisbury und über die sanft geschwungenen Hügel von Chilmark, vorbei an jahrhundertealten Steinmauern, die die einzelnen Farmgrundstücke voneinander trennten.
Ich war überglücklich, die Hochzeit von Joan und Jim ausrichten zu dürfen, obwohl es auch schmerzliche Erinnerungen an meine eigene Verlobung wachrief, die kurz nach meinem Juraabschluss ein so tragisches Ende fand. Bis vor kurzem hätte ich es nicht für möglich gehalten, an dem Ort zu stehen, wo Adam und ich hätten heiraten sollen, und das Glück von jemand anderem zu feiern. Aber in den letzten Jahren hatte ich durch meine großartigen Freunde und die Frauen, die mir in meiner täglichen Arbeit ihr Leben anvertrauten, Trost und Kraft
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