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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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das Stalking-Opfer, die von Roman auf meine Anweisung hin überwacht wurde. Das Rasiermesser, mit dem sie sich die Pulsader aufgeschnitten hatte, lag neben ihrer Hand, auf den kalten grauen Fliesen bildete sich eine Blutlache.
     
    25
     
    Innerhalb von Minuten waren die Rettungsassistenten vom nahegelegenen Beekman Downtown Hospital zur Stelle. Sie stillten die Blutung und legten der hysterischen Frau, deren Schreie Dutzende von Kollegen anlockten, einen Verband an, bevor sie sie in den Krankenwagen verfrachteten.
    Ich hatte eine halbe Stunde lang in der Toilette versucht, Carol Goodwin zu beruhigen und ihr gut zuzureden, während sich die Rettungsassistenten um sie kümmerten. Als sich die Aufzugtüren hinter ihnen schlossen, nutzte sie diese letzte Gelegenheit, um mich anzuschreien: »Das ist alles Ihre Schuld, Miss Cooper! Sie sollen Menschen wie mir helfen. An mich glauben. »Wenn ich sterbe, ist es Ihre Schuld.«
    Ich lehnte meinen Kopf an die Wand und wartete mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen, dass sich die Menge aus Anwälten, Sekretärinnen, Zeugen, Cops und Praktikanten zerstreute.
    Joe befahl allen, wieder an die Arbeit zu gehen.
    »Ich rühr mich nicht von der Stelle, bis alle weg sind«, flüsterte ich ihm zu. »Was auch immer mich bisher auf den Beinen gehalten hat, jetzt geht mir langsam die Luft aus. Ich will mit niemandem reden, ich will niemandem etwas erklären. Ich muss mich auf meinen Mordprozess konzentrieren.«
    »Chapman hat Recht. Sie ziehen einen Haufen durchgeknallter Typen an, stimmt’s?«
    »Es ist meine Spezialität, Joe. Wie konnte das passieren?«
    »Carol Goodwin geht auf meine Kappe. Ich habe genau das getan, was Sie mir gesagt haben. Ich folgte ihr am Donnerstag von der Arbeit zur U-Bahn und nach Hause, und dann am Freitagmorgen zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Spätestens da wusste ich, dass sie sich das Ganze nur ausdenkt.«
    »Wie das?«, fragte ich und ging in Richtung meines Büros.
    »Sie behauptet, seit Monaten verfolgt zu werden, richtig?« Joe war größer als ich, hatte braunes Haar und ein unerschütterliches Lächeln. Er war immer lebhaft und sprach mit Händen und Füßen. »Sie hat schreckliche Angst vor einem Typen, der ihr aus einem ihr unbekannten Grund nachstellt, den aber noch kein anderer zu Gesicht bekommen hat. Sie beschwert sich, dass niemand genug für sie tut.«
    »Ganz genau.«
    »Die Frau steigt mit einem Buch in der Hand in die U-Bahn ein, setzt sich und liest.« Joe ahmte sie nach und tat so, als würde er ein Buch aufschlagen. »Die U-Bahn hält zwischen ihrem Büro und ihrer Wohnung zehn Mal. Sie hebt nicht ein Mal - nicht ein einziges Mal - den Kopf, um zu sehen, wer ein- oder aussteigt oder wer sich neben sie setzt. Sie liest einfach weiter, weder nervös noch aufgeregt, wie es jemand wäre, der Angst vor einem Stalker hat. Sie kann mich auf keinen Fall kennen, also war das sicher nicht der Grund. Die Frau lügt ganz einfach wie gedruckt.«
    Laura wartete mit einer Tasse Kaffee im Büro auf mich.
    »Und dann haben Sie als Zeitpunkt den heutigen Vormittag und als Ort mein Büro gewählt, um ihr das zu sagen?«
    Joe versuchte ernst zu bleiben. »Carol flippte erst aus, als ich sie verhaftete.«
    »Weswegen?«
    »Wegen Falschanzeige.«
    »Helfen Sie mir auf die Sprünge, Joey. Haben wir außer Ihrer Intuition noch andere Beweise?«
    Er lachte. »Als ich ihr am Donnerstagabend nach Hause folgte, machte sie einen Zwischenstopp in einem chinesischen Restaurant. Nach fünf Minuten kam sie mit einer Take-away-Tüte und einer Speisekarte in der Hand heraus. Gut, dass ich gewartet hatte. Am Freitagmorgen warf sie einen Umschlag in den Briefkasten in der Nähe ihrer Wohnung. Dann rief sie am Samstag Steve Marron an und sagte ihm, dass sie Todesängste hätte.«
    »Warum?«
    »Sie habe mit der Post die Speisekarte von einem Restaurant erhalten, in dem sie am Donnerstag gegessen hatte.«
    »Besagte Speisekarte?«
    »Genau. Sie sagte, sie hätte dort zu Abend gegessen, was nicht stimmte. Der Typ sei ihr offenbar gefolgt und habe ihr die Speisekarte geschickt, um ihr Angst einzujagen. Wenn nicht zehn, fünfzehn andere Kunden ihre Pfoten auf der Karte gehabt hätten, hätten wir saubere Fingerabdrücke von ihr, darauf wette ich.«
    »Also haben Sie zugeschlagen?«
    Joe hob entschuldigend die Hände. »Ich musste sie festnehmen. Der Stalker existiert nicht. Genau so wie sie sich diese blöde Speisekarte selbst geschickt hat, so hat sie sich

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