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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Leitung Angst vor internen Verschwörungen hatte und ihn heftig zurechtwies, um ihn in Schach zu halten. Das war ein Teil des Spiels. Aber der Mann, der seine Schreibtischschublade aufgebrochen und den Speicherchip gestohlen hatte, hatte eine ganz persönliche Grenze überschritten. Jetzt war Rache das einzig Sinnvolle. Er würde sich an Petter Bull rächen. Er akzeptierte diesen Rachewunsch ebenso unkritisch, wie er den Prozess gegen Killi in Gang gesetzt hatte. Doch um sich zu rächen, musste er mehr wissen, beispielsweise was Petter Bull zu seinem Handeln getrieben hatte. Gunnarstranda war völlig mit sich im Reinen, als er gerade so weit hinter Petter Bull herfuhr, dass er den Wagen mit der verbeulten Zierfelge nicht aus den Augen verlor. Er dachte nicht nach, konzentrierte sich nur auf das Fahren.
    Sie fuhren in Richtung Westen, durchs Zentrum, Pilestredet hinauf in Richtung Bislet, weiter in Richtung Ullevål Stadion, von dort auf den Ring 3 und weiter in Richtung Westen. Petter Bull fuhr beim Rikshospital ab und bog dann rechts in den Sognsvannsveien ein. Nach einer Weile fuhren nur noch ihre beiden Wagen den Hügel hinauf. Der weinrote ungefähr hundert Meter vor Gunnarstrandas dunklem Skoda. Bull fuhr langsamer. Sie kamen am Gaustadveien und einem Wohngebiet vorbei.
    Plötzlich fuhr Bull an den Straßenrand und hielt an – ohne vorher zu blinken. Gunnarstranda fuhr direkt an ihm vorbei und beobachtete ihn im Rückspiegel. Bull blieb im Wagen sitzen. Die Straße machte eine lange, sanfte Rechtskurve. Sofort als Bull hinter der Kurve verschwunden war, hielt Gunnarstranda ebenfalls an.
    Hatte Bull ihn bemerkt und angehalten, um ihn auszutricksen?
    Gunnarstranda wendete und fuhr zurück. Der Dienstwagen stand immer noch an der gleichen Stelle. Petter Bull saß immer noch am Steuer. Gunnarstranda warf einen schnellen Blick zur Seite, als er an ihm vorbeifuhr. Bull hatte ein Fernglas vor den Augen und spähte durch die Bäume auf der anderen Straßenseite.
    Gunnarstranda fuhr langsamer und verstellte den Rückspiegel. Auf dem Rasen stand ein Schild: Sogn Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie . In dem Bereich dahinter waren Menschen zu sehen. Manche saßen auf Bänken, andere liefen über den Rasen und warfen sich Frisbeescheiben zu.
    Fehlanzeige , dachte er. Bull hatte wahrscheinlich einen ganz gewöhnlichen Beschattungsauftrag – wahrscheinlich hatte ein Patient der Einrichtung eine kriminelle Vorgeschichte.
    Es war spät geworden. Gunnarstranda machte sich auf den Heimweg. Unterwegs klingelte sein Handy.
    »Mach’s kurz. Ich fahre.«
    »Ich bin’s, Frølich.«
    »Ich fahre jetzt nach Hause.«
    »Nun erzähl schon, war er da, in der Hütte?«
    »Nein, aber er ist da gewesen. Und weil sein Wagen immer noch am Riksvei steht, sollte die örtliche Polizei eine Suchaktion einleiten.«
    »Das ist sicher richtig«, sagte Frølich. »Er hat seine Kreditkarte das letzte Mal auf einer Tankstelle bei Lillehammer benutzt.«
    »Welches Datum?«
    »29. Juli.«
    »In der Hütte lag eine Quittung aus einem Buchladen, mit demselben Datum.«

17
     
    Am nächsten Vormittag war Frølichs Büro leer. Auf dem Schreibtisch lag noch immer der Ordner mit dem Material über Arne Werner Welhaven.
    Das liest sich ja wie ein Roman , dachte Gunnarstranda, den Ordner auf dem Schoß. Offenbar hätte Welhaven, bevor er verschwand, einen Gerichtstermin mit einem gewissen Edvard Røyse gehabt. Der Anklageschrift war zu entnehmen, dass Edvard Røyse Finanzmakler war. Er behauptete, Aktien einer Ölfördergesellschaft – Gydas Gamma – gekauft zu haben, die Welhaven vor ein paar Jahren erworben hatte. Damals war der Kurs sehr niedrig gewesen. Røyse behauptete, die Aktienbriefe nie zu Gesicht bekommen zu haben. Andererseits war der Kurs norwegischer Ölförderfirmen – auch der von Gydas Gamma – jetzt wegen des Irakkrieges im Besonderen und der Krise im Nahen Osten im Allgemeinen in die Höhe geschossen. Gunnarstranda las die Formulierung noch einmal. Hatte Frølich sich an einer wirtschaftlichen Analyse versucht? Er las weiter: Røyse forderte seinen Teil des Gewinns ein, konnte aber den Besitz der Aktien nicht nachweisen, solange er sie nicht in der Hand hatte. Deshalb also der Gerichtstermin. Welhaven betonte seinerseits, Røyse niemals auch nur eine einzige Aktie verkauft zu haben. Er wies die Forderungen als Phantasien und grobe Frechheit zurück. Gunnarstranda dachte: Entweder ist Welhaven ein Schurke oder Røyse .
    Er legte den

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