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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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begonnen. Aber die Spielkameraden waren in seiner Erinnerung nur Schatten. War Arne Werner Welhaven vielleicht auch dabei gewesen? Er hatte keine Ahnung. Es gelang ihm nicht, sich ihre Gesichter zu vergegenwärtigen. Die Erinnerung war wie die losgelöste Szene aus einem Film, den er vor langer Zeit gesehen und wieder vergessen hatte.
    Er öffnete die Augen und blickte über das schmale Tal und den Bach. Es hatte vor nicht allzu langer Zeit geregnet. Nebelfetzen umspielten die wenigen Bäume, die sich an den Hängen festkrallten. Es glitzerte in den Himbeersträuchern am Ufer. Wo die Polizisten das Gestrüpp niedergetreten hatten, lagen die Sträucher mit nach oben gedrehten Blättern da, die wie weiße, abgerissene Papierfetzen aussahen. Der Mann, der in Watstiefeln draußen bei der Leiche stand, war auch weiß im Gesicht, nicht ganz so weiß wie der Tote, eher wie die Unterseite der Himbeerblätter. Er schwankte, fand die Fassung wieder und atmete tief ein. Gunnarstranda deutete dies als Zeichen, dass eine Identifikation hier vor Ort nicht möglich war. Er wandte sich zu Frank Frølich um und sagte:
    »Es kann eigentlich niemand anderes sein als Welhaven. Wir haben in diesem Gebiet nur einen Vermissten. Aber da er nackt ist, müssen wir seine Kleider suchen.«  
    »Wir«, entgegnete Frølich verärgert. »Wir, wir. Wir, müssen, müssen, müssen! Verdammt noch mal, ich habe mich um diesen Job beworben, um deiner Herrschsucht zu entgehen. Bist du denn völlig außerstande zu spüren, was in anderen Leuten vorgeht?«
    Gunnarstranda antwortete nicht. Er drehte sich wieder zu dem Polizisten im Wasser um, formte die Hände zu einem Trichter um den Mund und brüllte: »Sie kennen sich hier doch aus, wie weit ist es bis zu Welhavens Hütte?«
    Der Mann brüllte zurück: »Meinen Sie, am Fluss entlang?«
    »Was glaubst du, Chef ?«, fragte Gunnarstranda maliziös. »Denkst du vielleicht wie ich, dass er unmittelbar in der Nähe ins Wasser gegangen ist?«
    Frank Frølich stand mit tief in den Jackentaschen vergrabenen Händen da und antwortete nicht.
    Gunnarstranda betrachtete missmutig den steilen Hang. »Ich bin nicht scharf darauf, wieder da hochzuklettern«, sagte er. »Aber die Kleider liegen vermutlich da, wo er sich hineingestürzt hat. Meinst du , wir sollten danach suchen?«
    Frølich schüttelte entnervt den Kopf und sagte kurz: »Du nimmst dieses Ufer.«
    Gunnarstranda warf einen letzten Blick auf die Leiche im Wasser. Der tote Körper hatte einem etwas fülligen Mann mit behaarten Schultern gehört. Der Versuch, das Bild von Arne aus seiner Jugend mit dem leblosen Körper im Wasser zu verbinden, kam Gunnarstranda vollkommen sinnlos vor. Er betrachtete Frølich, der von Stein zu Stein hüpfte. Als Frølich auf der anderen Seite angekommen war, setzte er sich ebenfalls in Bewegung und dachte, dass Welhaven wohl kaum unbekleidet in den Felsen herumgeklettert war. Er nahm den Pfad. Es war schwer. Er ging langsam und legte unterwegs Pausen ein. Als er oben angekommen war, saß Frølich auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses auf einem Stein und wartete. »Siehst du etwas?«
    Gunnarstranda ging noch ein paar Meter weiter und fand die Stelle. »Hier!«
    Auf der großen Felsplatte lag ein Haufen sorgfältig zusammengelegter Kleider. Ein kleinerer Stein beschwerte das Bündel. Die Sachen waren nass vom Regen. Ein rot kariertes Flanellhemd. Ein Paar Jeans, ein paar Bergstiefel, die so gut eingefettet waren, dass das Wasser vom Leder abperlte.
    Frølich sprang erneut von Stein zu Stein. Er rutschte aus, musste mit den Händen Halt suchen und wäre fast abgestürzt. Im selben Moment trafen sich ihre Blicke.
    »Verflucht, ist das tief«, stieß Frølich aus, als er sich an Land hangelte. »Der Kerl muss schon beim Sturz gestorben sein.«
    Gunnarstranda untersuchte das Heidekraut um die große Felsplatte herum.
    »Irgendein Brief?«, fragte Frølich außer Atem.
    »Sieht nicht so aus.«
    Frølich blickte auf die Kante, über die das Wasser hinausschoss, und verschwand. »Ekelhaft, was für ein Einfall, hast du Deliverance gesehen?«
    »Nein.«
    »Da gibt es auch so einen finsteren Wasserfall.«
    Gunnarstranda schöpfte Atem. »Welhaven war betrunken und vielleicht noch zusätzlich gedopt.«
    »Wieso glaubst du das?«
    »Deswegen.« Gunnarstranda bückte sich und griff nach einer Flasche, die im Heidekraut lag – Larsen Kognak . Am Boden der Flasche schwappte noch ein kleiner Rest.
    »Wenn du dir die Mühe machen

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