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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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noch nie das getan, was ich tun sollte .
    Er sagte: »Ich habe bei der Polizei ziemlich lange eng mit einem Typen zusammengearbeitet. Er sagt immer, wenn man an einem Punkt ist, wo man nicht weiterweiß, kann man entweder dahin gehen, wo die Sonne aufgeht, oder dahin, wo sie untergeht.«
    Neuer Blickkontakt – lange.
    Dann sagte sie: »Was willst du?«
    »Ist das nicht ziemlich klar?«
    Sie blieb sitzen und musterte ihn von oben bis unten, nicht mehr abweisend, dachte er – nur herausfordernd. »Männer sind Tiere, ihr denkt wie Tiere.«
    »Was hast du eigentlich gegen Tiere?«
    »Du denkst nur an Sex, stimmt’s? Die ganze Zeit?«
    Er nickte schwerfällig, schon jetzt des vorhersehbaren Streits überdrüssig, der auf der Lauer gelegen hatte. »Die ganze Zeit«, gestand er.
    »Und du kennst keine Grenzen.«
    Er nickte wieder und gähnte. »Keine Grenzen.«
    »Sex um jeden Preis«, sagte sie. »Egal mit wem?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Würdest du zum Beispiel so weit gehen, Sex mit der Liebsten eines guten Freundes zu haben?«
    Ihr provozierender Ton reizte ihn dazu, ebenso provozierend zu antworten: »Es ist schon vorgekommen, dass ich mit der Freundin eines Freundes oder eines Kollegen geschlafen habe. Warum interessiert dich das?«
    »Was hat das mit dir gemacht?«
    »Jetzt verstehe ich nicht, was du meinst.«
    »Doch, du verstehst genau, was ich meine.« Sie lächelte plötzlich aufreizend.
    »Der Gedanke an die soziale Beziehung hat in dem Moment ein Gefühl der Erniedrigung ausgelöst.«
    »Ein Gefühl der Erniedrigung?«
    Er nickte. »Eine Mischung aus Scham und Schuldgefühl.«
    »Du hast es also bereut?«
    »Nein, ich würde eher sagen, dass es das Erlebnis umso intensiver gemacht hat, eine Art pikanter Würze.«
    »Das ist nicht wahr!«
    Er betrachtete die Reihe weißer Zähne in ihrem Lächeln. Sie war schön, wenn sie lächelte. Die etwas kühle Maske wurde weich, und ihre Augen funkelten.
    »Du solltest öfter lächeln«, sagte er. »Du bist schön, wenn du lächelst.«
    »Touché«, sagte sie und schlug den Blick nieder.
    In diesem Augenblick war die Stimmung mit einer ganz anderen Energie aufgeladen als ein paar Minuten zuvor. Er wurde nicht schlau aus ihr.
    Pink Floyd beendete gerade On the run . Sie fragte: »Warum stehst du da so rum?«
    »Weil meine Hose klatschnass ist. Ich mag nicht einmal daran denken, mich zu setzen.«
    Sie erhob sich vom Sofa, drehte ihm den Rücken zu und trat ans Fenster. So abgewandt blieb sie stehen, vornüber gebeugt, die Ellenbogen aufs Fensterbrett gestützt. »Zieh sie aus«, sagte sie.
    Ihre Blicke begegneten sich in der spiegelnden Fensterscheibe, als er sich aus der nassen Hose schälte. Aus den Lautsprechern erklang Time . Der Lärm von den Uhren.
    Sie verfolgte, wie er sein Hemd aufknöpfte und es über den Rücken des Sofas legte. Sie betrachtete ihn, als er die Boxershorts hinunterschob und herausstieg. In den Lautsprechern tickte die Uhr. Als er zu ihr trat, rieb sie ihren Kopf an ihm wie eine Katze, bevor sie ihn zu Boden warf und auf ihn kletterte, den Rock aufgerollt um ihre Taille. Als er den Oberkörper hob und sie umarmen wollte, grub sie zehn lange Fingernägel in seinen Rücken und kratzte – tief. Ihm blieb die Luft weg vor Schmerz. Wie rasend packte er ihre Hände und hielt sie umklammert. Sie wand sich wie eine Schlange. Aber er wagte nicht, die kratzenden Hände wieder loszulassen, nahm sie in einen eisernen Griff und wälzte sie auf den Bauch. Den Rock zerfetzte er mit einer einzigen Bewegung. Sie bäumte sich auf und kam ihm entgegen, hart und hitzig. So lagen sie da und kämpften, lange, Geschlecht an Geschlecht.
    Als die Grautöne eines neuen Tages sich auf die Wände legten, stand er auf und ließ sich aufs Sofa fallen, erschöpft. Sie blieb auf dem Fußboden liegen und sah ihn an, bevor sie hinterherkrabbelte und sich auf ihn setzte. Sie begannen einen letzten Tanz, Auge in Auge und Mund an Mund, als sei dies ein Ritual, das sie schon unzählige Male genossen hatten. Als er sich endlich ergab, hatte sie lange gewartet und biss ihn fest in die Lippe. Keiner von ihnen sagte ein Wort, nicht bis sie ihm nachher eine Rolle Wischpapier reichte.
    »Warum?«, fragte sie mit großen Rehaugen. »Warum haben wir das gemacht?«
    Er saß da und blickte auf das Wischpapier. Er wusste nicht, was er damit sollte. Hilfreich wickelte sie das Papier um seinen Penis. »Warum«, wiederholte sie und brachte ihn dazu, an eine Marktfrau zu denken, die

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