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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Zeitplan aufstellen. Wann bist du wieder im Hause?«
    »Was ist denn passiert?«
    »Darak Fares ist erschossen worden – wenige Stunden nach seiner Entlassung aus der U-Haft, gegen den heftigen Protest eines aggressiven Polizeikorps und so weiter und so weiter.«
    Gunnarstranda hatte viele Fragen. Er stieg aus schierer Aufregung aus dem Wagen. Doch die Glocken der Friedhofskapelle hatten zu läuten begonnen. Seine Fragen konnte er später stellen. Er schloss den Wagen ab und sagte: »Setz mich ganz unten auf die Liste.«
    Er fand einen freien Platz in einer der letzten Reihen, direkt am Mittelgang. In der ersten Bank saß eine junge Frau mit schmalem Rücken – allein. Der weiße Sarg war mit einem Kranz und einigen Trauergestecken geschmückt. Es waren ungefähr zehn Personen in der Kapelle.
    Die schweren Glockenschläge klangen hier drinnen gedämpft und wie von weit her. Die Tür ging. Ein Mann hastete herein und setzte sich ungefähr in die Mitte des Raums. Es wurde wieder still. Die Pastorin kam und reichte der Frau mit dem schmalen Rücken die Hand. Das erste Lied war »Herr, bleibe bei mir«. Die Pastorin und der Angestellte des Beerdigungsinstituts waren die Einzigen, die sangen.
    Die Pastorin erzählte, Arne Werner Welhaven sei mit vielen Freunden in Grünerløkka aufgewachsen. Dann habe er allen Widrigkeiten zum Trotz eine Ausbildung zum Juristen gemacht und seine Jugendliebe Emma geheiratet. Sie hatten zwei Kinder bekommen, Marius und Fride. Die Pastorin hob den Blick und lächelte der Frau mit dem schmalen Rücken zu.
    Gunnarstranda hörte schon nicht mehr zu. Er dachte an Emma und erinnerte sich plötzlich an eine Szene aus ihrer Schulzeit: Es war ein Frühlingstag gewesen, mit Matsch und Resten von Streusplitt auf den Straßen. Er war am Akerselva entlanggegangen, hatte die Frühlingsluft eingeatmet, den Duft von frischem Huflattich an der Böschung zum Fluss, der von der Schneeschmelze stark angeschwollen war. Er hatte ein Pärchen überholt, das sich an den Händen hielt. Der Anblick von Emma, die die Hand eines Jungen hielt, war schwer zu ertragen gewesen. Aber Gunnarstranda erinnerte sich nicht mehr, wer der Auserwählte war. Die eine Erinnerung ergab die nächste. Bilder seiner Mutter und seines Vaters drängten sich ihm auf. In eigene Gedanken versunken kam er erst wieder zu sich, als die Zeremonie mit dem Lied »Lobet den Herren« beendet wurde.
    Er verließ die Kapelle als Letzter. Man versammelte sich nicht vor der Tür, jeder ging seiner Wege. Er konnte Welhavens Tochter nirgendwo sehen. Er ging schneller und eilte zum Parkplatz. Nachdem er einen Blick nach links geworfen hatte, entdeckte er eine schmale Gestalt auf dem Fußweg, der nach Skøyen hinunterführte.
    Sie ging langsam zwischen den Gräbern entlang. Er holte sie ein, ohne außer Atem zu geraten.
    »Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen, ich habe Ihren Vater gekannt, wissen Sie«, platzte er heraus, als sie sich umdrehte. »Vor langer Zeit«, fügte er hinzu. »In unserer Jugend.«
    Er ergriff ihre Hand, fast überwältigt von der Ähnlichkeit. »Und Ihre Mutter auch.«
    Sie sah ihn abwartend an. Große braune Augen, fein geschwungene Augenbrauen und volle Lippen, die in einer Art Grimasse nach hinten gezogen waren, als graute es ihr vor dem, was da kommen würde.
    Er räusperte sich und sagte: »Ich wollte Sie nur begrüßen. Sie haben eine schwere Zeit hinter sich. Sie sind Ihrer Mutter sehr ähnlich.«
    Dann räusperte er sich noch einmal und fügte hinzu, wie um die Bedeutung der Mutter abzuschwächen: »Sie waren beide feine Menschen.«
    »Die meisten reden schlecht von meinem Vater.«
    »Es geht mir nicht darum, schlecht über Ihren Vater zu reden. Ich weiß so wenig von ihm. Aber wir waren Klassenkameraden.«
    Sie bewegte sich nicht von der Stelle und betrachtete ihn forschend mit dem unverändert braunen Blick.
    Er fragte: »Kann ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen?«
    »Ich trinke keinen Kaffee« Sie drehte den Kopf und blickte über die Gräber. »Gerade im Moment hätte ich Lust auf ein Bier.«

27
     
    Frank Frølich saß im Aufenthaltsraum des Polizeipräsidiums und blätterte in einer Boulevardzeitung. Als Lena Stigersand hereinkam und ihre Jacke und Tasche im Spind verstaute, blickte er auf. Sie fragte: »Warst du schon drin?«
    »Zur Vernehmung?« Er schüttelte den Kopf. »Sie reden gerade mit Yttergjerde.«
    Lena setzte sich. »Wer hat die Ehre, uns auszufragen?«
    »Keine Ahnung.« Er stand auf. Ihm war

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