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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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verbuddelte Dose mit dem Hemd darin.
Auch jetzt wartete sie nicht auf Lob oder Zuwendung, sondern eilte zum nächsten
Fundort, den kleinen feuchten Rüssel immer dicht über dem Boden.
    Die Hundeführer am Zaun lachten nun nicht mehr, sondern schauten mit
offenen Mündern der rosa Auszubildenden bei ihrer temporeichen Arbeit zu.
Staunend sahen sie, wie das Ferkel Jockel Fuchs in der Ausbilderfankurve eilig
hinter sich her schleppte. Die beiden Kommissarfrauen grinsten sich an.
    »So kenne ich unsere Riemenschneiderin«, flüsterte Manuela Rast
begeistert und schenkte sich und ihrer Freundin Wein nach.
    Michael Schuller war gerade dabei, die Dienstpläne seiner
Hundeführer für den nächsten Tag zu erstellen, als sich die Tür zu seinem Büro
öffnete.
    Sein jüngster Führer Fuchs kam mit diesem albernen Schwein an der
Leine herein. Na also, dachte sich Michael Schuller, das ging ja schnell. Jetzt
konnte er das lächerliche Kapitel endlich abschließen. Er würde gleich den
Kollegen Haderlein anrufen. Dann legte er den Kugelschreiber wieder auf die
Seite. Irgendetwas Sonderbares ging hier vor. Hinter Jockel Fuchs und dem
Ferkel strömte seine versammelte Hundeführerschaft in den Raum. Was hatte das
zu bedeuten? Die hatten doch schon alle Feierabend. Warum waren die noch nicht
zu Hause? Er blickte in ihre Gesichter, die teils amüsiert, teils nachdenklich
und ernst waren. Michael Schuller stellte sich vor seinen Schreibtisch,
verschränkte die behaarten Arme und lehnte sich mit den Oberschenkeln gegen die
Tischkante. »Also, da bin ich jetzt aber mal gespannt«, sagte er neugierig in
die Runde.
    Ein Hundeführer stellte eine Plastikwanne auf den Schreibtisch und
sagte: »Das Schwein hat hundertzehn Prozent gefunden.«
    Michael Schuller schaute ihn verdutzt an. »Wie, hundertzehn
Prozent?« Er lachte. »Man kann doch nur hundert Prozent finden, weil nur
hundert Prozent vergraben sind!« Er lachte lauter, dann räusperte er sich, als
er sah, wie Jockel Fuchs etwas aus seiner Hosentasche zog. Der junge Führer kam
mit Riemenschneider an der Leine auf ihn zu und überreichte ihm ein kleines
Stück Plastik. Verwirrt putzte er den Dreck von der Oberfläche, dann erkannte
er, was er da in der Hand hielt. Es war die Visa Karte, die er letztes Jahr im
November draußen im Matsch verloren hatte.
    »Hundertzehn Prozent«, wiederholte Jockel Fuchs ehrfurchtsvoll. »In
zwölf Minuten, das ist neuer Rekord. Mit Abstand.«
    Der Leiter der Polizeihundeschule Neuendettelsau schaute auf
Riemenschneider, dann auf seine wiedergefundene Visa Karte und wieder auf das
Ferkel, welches ihn in polizeilicher Habtachtstellung betrachtete. Michael
Schuller ging wieder hinter seinen Schreibtisch und setzte sich schweigend auf
seinen Stuhl. Er griff in die unterste Schublade, dann fragte er: »Möchte
jemand einen Schnaps?«
    Dreizehn Hände von ebenso vielen im Innersten erschütterten
Hundeführern hoben sich synchron in die Höhe.
    Haderlein erhielt den Anruf von Huppendorfer, als die Hundeführer in
der Lorbersgasse eintrafen. Er konnte und wollte nicht glauben, was er da hören
musste. »Ich komme sofort«, stieß er betroffen aus und legte auf. Lagerfeld,
der noch am Kopf verarztet wurde, ließ er auf dem Bartosch-Firmengelände zurück
und eilte zu seinem Wagen. Sollte sein Kollege sich doch um die Hundeführer
kümmern. So wie er die Sache sah, würden die wieder nichts finden, da ging er
jede Wette ein. Dann rief er Honeypenny in der Dienststelle an und gab eine
Fahndung nach einem weißen MP 3-Roller
der Firma Piaggio und dessen Fahrer Leonhard Pechmann heraus. Auch hier gab
sich Haderlein nicht der Illusion hin, Erfolg zu haben. Umgehend machte er sich
auf den Weg nach Sandhof. Als er fünfzehn Minuten später dort eintraf, war der
Platz vor dem Gutshof mit Polizeifahrzeugen überfüllt. Die hereinbrechende
Dämmerung und der dazugehörige blutrote Sonnenuntergang verbreiteten eine
passende Stimmung. Huppendorfer erwartete ihn am Eingang zu einer zumindest
äußerlich restaurierten Scheune. Sein Technikexperte sah gar nicht gut aus.
Irgendetwas schien ihm richtig an die Nieren zu gehen.
    »Hier entlang«, sagte er sichtlich bewegt zu ihm. Drinnen hatte sich
schon die Spurensicherung breitgemacht. Cesar Huppendorfer führte seinen
Vorgesetzten zu der schlaffen Gestalt, die mit vornüberhängendem Kopf an einen
Stuhl gefesselt dasaß.
    »Ich rate mal: ein toter Christian Rosenbauer, oder?«
    Huppendorfer nickte schweigend. Er war von dem

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