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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Lagerfeld
klar, welches Ziel Pechmann ansteuerte. Der Weg führte zur Altenburg. Über Funk
beorderte er vorsorglich alle verfügbaren Streifenwagen dorthin, während er
einhändig halsbrecherische Fahrmanöver zwischen den parkenden Autos ausführte.
Am Fuße der Straße, die zur Burg hinaufführte, konnte er den weißen Roller noch
sehen. Er hatte bereits den halben Anstieg hinter sich gebracht, aber jetzt gab
es keine parkenden Fahrzeuge oder enge Gassen mehr, nur noch katastrophalen
Teer. Lagerfeld holte in der untergehenden Sonne auf. Eine wunderschöne
Abendstimmung, für die niemand einen Sinn hatte. Als sie oben ankamen, sahen
sie gerade noch, wie Pechmann den Roller mit laufendem Motor in den Eingang der
Zugbrücke rutschen ließ, absprang und dann nach drinnen rannte.
    »Sie gehen nach hinten und
halten alles auf, was über die Mauer will, klar?«, rief Lagerfeld dem
Polizisten zu, der heilfroh war, diesem irrsinnigen Stuntman in seinem Stockcar
entfliehen zu dürfen. Während er zur Rückseite der Burg rannte, lief Lagerfeld
mit gezogener und entsicherter Waffe über die Zugbrücke zum Tor. Vorsichtig
schaute er um die Ecke und musterte das Gelände. Niemand zu sehen. Alle Fenster
zu, der Burghof leer. Während er fieberhaft überlegte, tuckerte der hinter ihm
am Boden liegende Roller im Leerlauf leise vor sich hin. Als Lagerfeld den
Motor abstellte, konnte er bereits Polizeisirenen hören, und auch der
Hubschrauber war schon in der Ferne am Himmel zu erkennen.
    Diesmal nicht. Diesmal saß
der Hase in der Falle, dachte er zufrieden. Ein Lächeln machte sich auf seinem
Gesicht breit. Es erstarb allerdings sofort wieder, da sich das Pochen seiner
Beule dadurch verstärkte. Na gut, dachte er, dann eben ohne Grimassen.
    Die Polizeifahrzeuge hatten
es von der Lorbersgasse auf die Altenburg nicht weit gehabt, sodass in sehr
kurzer Zeit ein undurchdringlicher Ring um die alte Wehranlage gezogen worden
war. Lagerfeld winkte dem Hundeführer. Der Schäferhund durfte zuerst ausgiebig
am Roller schnuppern, bevor er loszog. Sein anschließender Weg führte ihn
geradeaus, dann bog er scharf nach rechts in Richtung des ehemaligen
Bärenzwingers ab. Doch gerade, als jeder dachte, der Hund würde nun gleich über
die Mauern in die Bärengrube springen, jaulte das Tier laut auf, begann sich
wie wild im Kreis zu drehen und nieste. Der Hundeführer zog an der Leine und
den Hund aus seiner letzten Spurenposition, dann bückte er sich und winkte
Lagerfeld.
    Er deutete auf das Pflaster,
dann entdeckte Lagerfeld es auch. Unregelmäßig, aber doch deutlich zu sehen,
war überall darauf ein weißes Pulver verstreut. Lagerfeld nahm etwas davon auf
und zerrieb es zwischen seinen Fingern. Das Zeug kam ihm verdammt bekannt vor.
Während seiner Zeit bei der Sitte hatte er dauernd damit zu tun gehabt. Sicherheitshalber
leckte er vorsichtig daran.
    »Alles klar«, sagte er
halblaut und nickte.
    Der Hundeführer sah ihn
fragend an, während er sich um seinen jaulenden Hund kümmerte.
    »Kokain. Den Hund können wir
vergessen. Aber wenn sich der Schmerz in seiner Nase gelegt hat, wird er einen
richtig tollen Abend verleben«, meinte Lagerfeld tröstend zu dem Hundeführer.
Okay, dann eben auf die altmodische Tour. Die Sonne war inzwischen
untergegangen, und alle anwesenden Einsatzkräfte wurden im hereinbrechenden
Dämmerlicht vorsorglich mit Taschenlampen ausgestattet, während der
Hubschrauber die ganze Aktion mit einem lautstarken Stakkato untermalte. An ein
unbemerktes Verlassen der Burganlage war nicht mehr zu denken.
    »Also los«, gab Lagerfeld
den Befehl, und über fünfzig Polizisten fingen an, die Altenburg von oben bis
unten zu durchkämmen und auf den Kopf zu stellen.
    Als Haderlein den Anruf von
Lagerfeld erhielt, bog gerade das Fahrzeug der Erlanger Gerichtsmedizin in
Sandhof ein. Neben Siebenstädter verließ ein untersetzter, dicker Mann das
Auto. Nicht gerade elegant, aber ziemlich guter Stimmung, wie es Haderlein
schien. Siebenstädter machte Haderlein mit Vincent Lacroix bekannt, der sich
gleich nach dem Ort des Geschehens erkundigte. Auf dem Weg erzählte Haderlein
den Medizinern in kurzen Stichpunkten, was sie von Rosenbauer an Informationen
erhalten hatten, bevor er gestorben war. Als der Kommissar beide in das kleine
Labor gebracht hatte, stürzte sich der kleine runde Schweizer sofort und
zielsicher auf das Elektronenmikroskop. Dass die Leiche von dem Chemiker gerade
in einem schwarzen Plastiksack abtransportiert

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