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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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verbeugte sich
tief. »Ni hao«, sagte er höflich und fast akzentfrei.
    »Zweimal Pekingente mit Reiswein, aber zack, zack«, konnte man
Vincent Lacroix lachen hören. Das Büro stimmte mit ein, woraufhin Lagerfeld
reichlich beleidigt schaute.
    »So, Schluss jetzt«, unterbrach Haderlein brutal die aufkeimende
Leutseligkeit. »Wir haben hier einen verdammt schwierigen Job zu erledigen.
Wenn ich also um ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit bitten dürfte!«
    Das Gelächter erstarb sofort. Haderlein grübelte noch einen kurzen
Moment, dann sagte er: »Huppendorfer, habt ihr im Haus der Rosenbauers
irgendwelche Unterlagen gefunden? Geschäftspapiere, Abrechnungen, Quittungen,
irgendetwas?«
    »Ja, allerdings nicht viel, was verwertbar gewesen wäre.
Wahrscheinlich lagert das meiste in der Firma. Aber das hier haben wir im
Schrank von Gerlinde Rosenbauer gefunden.« Er reichte Haderlein einen kleinen
angestoßenen Schuhkarton.
    Als der Hauptkommissar ihn öffnete, fand er darin haufenweise
Quittungen über Chemikalien und sonstige Rohstoffe. Nichts, was irgendwie für
ein Pharmaunternehmen illegal oder auffällig gewesen wäre. Doch dann stutzte
er. Er nahm die untersten Lieferscheine heraus und las sie laut vor.
    »3. Juni diesen Jahres. 5 Tonnen Steviapulver von einer Firma aus
der Schweiz, geliefert an Bartosch über Rotterdam.
    11. Juni. 9,5 Tonnen flüssiger Gingkoextrakt aus Taiwan.
    2. Juli. 7,8 Tonnen Schwefel von der BASF .«
    Er drehte sich zu Lagerfeld um. »Sag mal, hast du irgendwo bei
Bartosch derartige Mengen an Chemikalien gesehen?«
    Lagerfeld schüttelte nach kurzem Nachdenken den Kopf. »Aber wo zum
Geier lagern die dann das ganze Zeug? Wer hat die Lieferungen unterschrieben?«,
fragte er.
    Haderlein schaute auf die Zettel. Die Signatur war immer dieselbe,
wenn auch schwer zu entziffern. Er gab die Lieferscheine an Honeypenny weiter:
»Hier, Sie Fee, Sie haben die besseren Augen.«
    Marina Hoffmann rollte mit denselbigen, richtete dann aber ihren
bebrillten Blick auf die Unterschriften. »Also, meiner Meinung nach heißt das …
Wandmüller, Waldmieter oder so ähnlich? Genau kann ich’s auch nicht erkennen.«
    »Waldmüller«, kam es unisono aus den Mündern der drei anwesenden
Kommissare. »Hängt der also etwa auch mit drin?«, fragte Huppendorfer
Haderlein, doch der war schon wieder mit Nachdenken beschäftigt.
    Alle im Büro warteten gespannt auf das Ende seiner gedanklichen
Schlüsse. Wie immer in solch hoch konzentrierten Momenten war der
Hauptkommissar völlig in sich selbst versunken, bis es dann nur so aus ihm
heraussprudelte.
    »Waldmüller, okay, das ist ja hochinteressant. Aber diesmal werden
wir keinen Fehler machen.« Er schaute Lagerfeld an. »Keine Verfolgungsjagden
mehr, Bernd, die werden wir sowieso wieder verlieren.« Erneut dachte er nach.
    Die entstandene Pause nutzte Vincent Lacroix, um ungeduldig zu
fragen: »Dürfte ich jetzt vielleicht mal meine Blutprobe haben? Herr
Siebenstädter und ich würden nämlich gern das mit den Plasmodien klären. Sie
erinnern sich?«
    Haderlein erwachte aus seiner Starre. »Ach so, ja, Entschuldigung,
das hatte ich ganz vergessen. Los, Bernd, da auf den Stuhl setzen und Ärmel
hochkrempeln.«
    Bernd Schmitt Lagerfeld glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?
Was soll ich?«
    »Eine Blutprobe abgeben«, erwiderte Haderlein entschlossen. »Du hast
doch heute bestimmt schon drei von diesen gelben ›Yellowstone‹-Dingern
eingeworfen, oder? Wenn du dich also schon selbst umbringen willst, kannst du
wenigstens vorher der Menschheit einen Dienst erweisen.« Haderlein betrachtete
seinen jungen Kollegen mit dem strengsten Blick, den er aufbieten konnte.
    Fünf, berichtigte Lagerfeld in Gedanken, fünf von diesen
›Yellowstone‹-Dingern, sagte aber nichts. Widerspruchslos ging er zu dem Stuhl,
während Siebenstädter schon die Kanülen und einen Blutbeutel herauskramte. Seit
Lagerfeld »Yellowstone« nahm, hatte er keinerlei Lust mehr auf Zigaretten. Im
Gegenteil. Und er fühlte sich fit, absolut tatendurstig. Am liebsten würde er
auf der Stelle losrennen und ein paar Kilometer laufen. Das musste man sich
einmal vorstellen: Er und joggen gehen! Bernd Schmitt Lagerfeld, der immer nur
mit Müh und Not die Sportprüfung im Polizeidienst bestanden hatte. Gegen den
Supersportler Huppendorfer war er nur eine armselige Krücke, aber der rauchte
ja auch nicht und hatte brasilianische Strandgene. »Dafür hab ich seit etlichen
Stunden nicht mehr geraucht«,

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