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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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nach oben zu schaffen?«
    Leonhard Pechmann überlegte kurz, während er noch immer seinen
schmerzenden Hals befühlte. »Das reicht, wir sind fast fertig. Im Zweifel
lassen wir alles andere hier und nehmen nur die Hauptladung mit. Das schaffen
wir locker.«
    »Gut.« Der Bärtige trank das Wasser aus und ging zum Schrank, aus
dem er zwei zusammengefaltete Pläne herausholte. Einen breitete er in seiner
vollen Größe aus und studierte ihn intensiv. Pechmann schwieg lieber. Wenn der
Bärtige dachte, war es besser, ihn nicht dabei zu stören. Es dauerte nur eine
knappe Minute, dann faltete er den Bogen wieder zusammen.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wollen sie zu Eingang HH hinaus oder zur Altenburgpforte. Von
den anderen beiden weiß der verdammte Zwerg, dass wir sie vermint haben. Dass
der Ausgang an der Altenburg auch präpariert ist, habe ich ihm Gott sei Dank
nicht auf die Nase gebunden.« Scharf sah er Pechmann an, der gleich einen
Schritt zurückwich und eine abwehrende Handbewegung machte.
    »Von mir weiß er auch nichts. Ich habe ihm kein Sterbenswörtchen
gesagt.«
    »Gut«, meinte der Bärtige zufrieden. »Dann mach dich an die Arbeit,
und schicke unterwegs zwei deiner Schlitzaugen zu Udos Kammer. Alles Weitere
kriegen sie dann erklärt.« Er stand auf und verließ den Raum, und auch Leonhard
Pechmann machte sich auf den Weg zu den Chinesen. Das Ende der monatelangen
Schufterei näherte sich. Nur noch wenige Stunden, dann konnten sie den Lohn
ihrer Arbeit ernten.
    Gerlinde Rosenbauer hatte den Gang noch nie gesehen. Im Laufe der
Jahrhunderte waren hier unterschiedlich große Stücke aus dem Sandstein
herausgebrochen worden. Man musste aufpassen, um sich bei den herumliegenden
Brocken nicht den Fuß zu verstauchen.
    »Schau mal, Mama«, rief ihre Tochter plötzlich und zeigte zur Decke.
Gerlinde Rosebauer schaute nach oben und war überwältigt. Den drei Flüchtenden
bot sich ein phantastisches Schauspiel. Überall glitzerte es wie Sternenstaub.
Das Licht der Öllampe wurde von Tausenden von kleinen Spiegeln zurückgeworfen.
Und je weiter sie kamen, umso dichter rückten die Sternchen an der Decke
zusammen. Es war, als durchquerten sie eine unterirdische Welt aus
Tausendundeiner Nacht.
    »Was ist das?«, fragte Theresa und streckte die Hand aus, um das
faszinierende, aber unwirkliche Sternenzelt zu berühren.
    »Silber«, sagte ihre Mutter. »Es kommt hier im Gestein vor. Es ist
zu wenig, um es abzubauen, aber genug, um diese vielen wunderschönen Sternchen
leuchten zu lassen.« Sie lächelte und strich ihrer Tochter über den Kopf.
    »Gehen!«, schnarrte eine ungeduldige Stimme ein paar Meter vor ihr.
Der Zwerg hatte für derartige Besonderheiten der Natur nichts übrig, sondern
nur ein Ziel vor Augen. Das Silber im Bamberger Sandstein war für ihn so
aufregend wie für normale Menschen der Gang aufs Klo. Seufzend schob Gerlinde
Rosenbauer ihre Tochter voran. Gimli hatte recht. Der Weg war noch weit.
    »Wie groß ist die Chance, dass dieses Kind noch am Leben ist?«,
wollte Kurt Motschenbacher von Haderlein wissen. »Ich frage deshalb, weil das
ein sehr wesentlicher Aspekt dafür ist, wie wir uns da unten verhalten. Wenn
wir eine Geisel haben, die zu befreien ist, dann hat das eine andere
Vorgehensweise zur Folge, als wenn man getrost mal kurz um die Ecke feuern
kann, wenn nicht klar ist, was sich im nächsten Gang befindet.«
    Haderlein konnte an seinem hoffnungsvollen Tonfall erkennen, dass
ihm letztere Option wesentlich lieber gewesen wäre.
    Aber Dienststellenleiter Robert Suckfüll musste ihn leider enttäuschen.
»Solange wir nichts Gegenteiliges hören, ist davon auszugehen, dass Theresa
Rosenbauer sich noch in der Gewalt der Verbrecher befindet«, erklärte er. »Sie
müssen sich wohl damit anfreunden, mit Ihren SEK -Leuten
sehr vorsichtig vorzugehen.«
    Am Gesicht Motschenbachers konnte man das Unbehagen über diese
Konstellation ablesen. Aber er war Profi genug, und es war sein Job, also
musste er jetzt da durch. Trotzdem blieben noch Fragen.
    »Wieso ist bisher noch niemand den Verdächtigen durch diese Eingänge
gefolgt, als die Spur noch frisch war?« Die Frage war durchaus berechtigt und
leider nur sehr unzureichend zu beantworten.
    Doch Lagerfeld nahm die undankbare Aufgabe auf sich. »Die sind in
den Kellerräumen einfach verschwunden. Sogar die Hunde konnten nichts finden.
Sogar Kokain verstreut haben sie. Das war’s dann mit dem Spürhund. Seinem
Riechorgan ging’s hinterher

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