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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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mit dem Schiff davonfahren. Aber dieser kleine Gauner mit dem
noch kleineren Verstand hatte es ja nicht lassen können, sein privates
Nebengeschäft aufzuziehen und einen kleinen, beschissenen Handel mit
»Yellowstone« begonnen. Hier mal ein Beutel, dort mal eine Hosentasche voll. An
alle seine Kumpel und die Kumpel der Kumpel hatte er ohne das Wissen der
Geschäftsleitung die Pillen verschachert. Als seine Abnehmer merkten, was das
für ein phantastisches Zeug war, hatte sich der Kundenkreis sehr schnell
vergrößert, genauso wie die Nachfrage. Dann war es mit einem Beutelchen am Tag
natürlich nicht mehr getan.
    Als der liebe Udo gerade dabei war, die Produktion von einem ganzen
Tag auf die Seite zu schaffen, hatten ihn die Chinesen erwischt. Fast wäre er
von ihnen gelyncht worden, wäre der Bärtige nicht dazwischengegangen.
Vielleicht hätte er es lieber sein lassen sollen. Jedenfalls wurde die Lage so
richtig problematisch, als Udos Kunden einer nach dem anderen in aller Welt
dramatisch krepierten.
    Es war unumgänglich: Udo musste von der Bildfläche verschwinden.
Keiner hatte es bis jetzt übers Herz gebracht, diesen kindlichen Trottel
umzulegen, also war er zum Daueraufenthalt unter Tage verdammt worden.
Zumindest hatte er begriffen, dass ihm bei Nichtbefolgung des Höhlenarrestes
der Sensenmann besuchen würde. Das hatte man ihm überdeutlich klargemacht.
    Udo Kümmel wagte sich nicht auf seinem Stuhl zu rühren, dann traten
die zwei angeforderten Chinesen ein. Der Bärtige bedeutete ihnen, auf den
anderen Stühlen Platz zu nehmen. Sie musterten Udo Kümmel verächtlich. Beide
konnten sehr gut mit Waffen umgehen, einer von ihnen sprach leidlich Englisch.
Der Bärtige holte aus seiner mitgebrachten Tasche drei Handfeuerwaffen
deutscher Herkunft heraus. Die Chinesen checkten sofort ihre Halbautomatik und
setzten die Magazine ein. Während sie bereits durchluden, fingerte Udo Kümmel
noch hilflos mit dem Magazin herum.
    »Mensch, Udo, ich dachte, du warst bei der Bundeswehr?«, meinte der
Bärtige abfällig, dann reichte er ihm eine bereits durchgeladene Waffe. »Ihr
werdet die drei Flüchtigen verfolgen und sie sofort umlegen, wenn ihr sie seht,
verstanden?« Udo nickte, und der Bärtige wiederholte alles noch einmal auf
Englisch für die Chinesen.
    »Um wen handelt es sich überhaupt?«, fragte Kümmel unsicher.
    »Die Rosenbauer, ihre Tochter und Gimli.«
    Kümmels Augen weiteten sich. »Theresa? Ich kann doch kein Kind
umlegen!«
    »Doch, das kannst du«, versicherte ihm der Bärtige kalt. »Falls
nicht, werden Cheng und sein Kumpel das für dich erledigen, und du kannst dich
bei der Gelegenheit auch gleich von deinem eigenen irdischen Dasein
verabschieden.«
    Sofort wiederholte er seine Drohung auf Englisch, was ein
Aufleuchten in Chengs Gesicht zur Folge hatte. Der Chinese ließ keine mimischen
Zweifel an seiner Vorfreude aufkommen. Udo Kümmel war nun klar, dass er wohl
besser tat, was man ihm da angedient hatte. Er musste froh sein, wenn ihn
dieses Schlitzaugenduo überhaupt am Leben ließ.
    »Ihr werdet den Gang zur Altenburg hinauf überprüfen«, sagte er zu
Udo Kümmel und drückte ihm eine Kopie des Stollenplanes in die Hand. »Und passt
auf Gimli auf, der Typ ist zwar nur ein Zwerg, aber unberechenbar. Unterschätzt
ihn nicht. Keiner kennt sich hier unten besser aus als er. Und jetzt an die
Arbeit, verdammt noch mal!«
    Die Chinesen nickten und machten sich mit dem unglücklich
dreinschauenden Udo Kümmel auf den Weg.
    Gimlis Schritt verlangsamte sich. Sie waren jetzt bereits über eine
halbe Stunde gelaufen, und Theresa war erschöpft. In dem Gang war es nur circa
zehn Grad warm, und sie hatte bei ihrem plötzlichen Aufbruch vergessen, sich
einen Pulli oder eine Jacke überzuziehen. Das Mädchen fror erbärmlich, und wenn
sie jetzt stehen blieben, dann würde es noch weiter auskühlen.
    Plötzlich stoppte der Zwerg und hob die Hand.
    Gerlinde Rosenbauer ging zu dem wie zu einer Salzsäule erstarrten
Gimli und fragte: »Was ist los, warum gehen wir nicht weiter?«
    Doch Gimli deutete nur wortlos in die Düsternis des Ganges. Im
flackernden Licht der alten Grubenlampe konnte sie mehrere blaue
Kunststofffässer sehen, die den Weg versperrten. Gerlinde Rosenbauer konnte an
den Fässern nichts Bedrohliches erkennen und wollte sie aus dem Weg räumen,
aber der Zwerg hielt sie mit eisernem Griff fest.
    »Was soll das, Gimli?«, zischte sie verärgert. »Glaubst du etwa, ich
kann so ein Fass nicht auf

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