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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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sich zum Boden. Dort lag so etwas wie ein antiker
Baseballschläger. Nur eben in Zwergengröße. Besser als nichts, dachte sie,
griff danach und wog den alten Knüppel abschätzend in ihrer Hand.
    Als sie wieder vor Gimlis Heimstatt standen, nahm der den Türknauf
in die Hand und blickte noch einmal in seinen Wohnraum zurück, als nähme er
Abschied. Dann zog er kurzerhand die Tür ins Schloss und wollte loslaufen, doch
Gerlinde Rosenbauer hielt in zurück.
    »Wo willst du mit uns hin, Gimli?«, fragte sie unsicher, während sie
die Hand ihrer Tochter suchte. Der Zwerg schaute durch sie durch, als sei sie
nicht vorhanden, als müsse er ab jetzt alles allein ausfechten.
    »Müssen Burg«, sagte er mit fester Stimme. »Burg Sonne, Burg Licht.«
    Gerlinde Rosenbauer überlegte. Der Zwerg musste sich irren. Die
einzige Burg weit und breit, die sie kannte, war die Altenburg. Aber das konnte
nicht sein. Dorthin gab es keine unterirdischen Gänge, und wenn doch, dann war
der Weg viel zu weit! Das konnte er doch nicht ernst meinen. »Die Altenburg,
Gimli? Gibt es dort einen Ausgang?« Fragend schaute sie ihn an und hoffte auf
eine negative Antwort.
    Doch Gimli nickte. »Burg Ausgang. Burg Sonne«, wiederholte er.
Wieder wollte er losgehen, und wieder hielt ihn Gerlinde Rosenbauer zurück.
    Das war doch Unsinn. Andere Ausgänge lagen viel näher. »Warum
dorthin, Gimli? Unsere Villa liegt nicht weit von hier.« Sie sah in sein
Gesicht und merkte, dass ihn keine zehn Pferde dorthin bringen würden. »Oder
zum Bartosch-Keller, der ist auch nicht viel weiter?«
    Doch der Zwerg rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen hob er beide
Arme in die Luft. »Ausgang nicht gut. Ausgang kaputt machen.« Dann ließ er die
Arme wieder sinken und schaute sie groß an.
    Gerlinde Rosenbauer verzichtete auf weitere Nachfragen. Was auch
immer »kaputt machen« bedeutete, wenn Gimli dort nicht hinwollte, würde er
schon seine Gründe haben. Sie nahm ihre Tochter an die Hand und folgte dem
Zwerg, der den gleichen Weg zurückging, den sie gekommen waren. Nach ungefähr
einer Minute bog er nach rechts in einen dunklen, unbeleuchteten Stollen ab.
Hier gab es kein Licht, keinen Beton. Das hier war noch ein original aus dem
Keupersandstein herausgehauener Gang. An den Wänden und der Decke konnte man
die Spuren der Meißel aus verflossenen Jahrhunderten erkennen. Gimli kniete
sich nieder und entzündete die Öllampe, die er eingepackt hatte. Rußig
flackerte sie auf und beleuchtete mit ihrem unsteten Licht einen schmalen, aber
hohen Gang, der leicht bergauf führte.
    »Wo geht es da hin?«, fragte Theresa ängstlich und schaute zuerst zu
ihrer Mutter, dann zu ihrem kleinen Führer.
    »Weg Sonne, Weg Licht«, sagte Gimli und wackelte auf das
sechsjährige Mädchen zu. Gerlinde Rosenbauer sah zu, wie der Zwerg seine Hand
auf Theresas legte und schnarrte: »Sonne weit, Theresa schaffen. Theresa
tapfer.« Dann drehte er sich um und ging in demselben zügigen Tempo wie zuvor
weiter.
    Der Bärtige war zwar einen kompletten Kopf kleiner als Pechmann,
trotzdem drückte er den Exprofisportler mit eisenhartem Griff gegen die Wand.
Pechmann hatte nicht die geringste Chance, sich herauszuwinden, aber er
versuchte es auch gar nicht. Er konnte sich ausmalen, was ihm in diesem Fall
blühen würde. Auf dem Gesicht des Bärtigen zeichnete sich kalte Wut ab.
    »Du verdammter, arroganter Idiot! Sie sind abgehauen, alle drei. Nur
weil du dir deine feinen, studierten Finger nicht dreckig machen wolltest. Aber
hier immer große Reden schwingen. Ich bin vor dir gewarnt worden. Sie hat
gesagt, dass man dir nicht trauen kann, und sie hatte recht!« Seine Hand
drückte noch etwas stärker Pechmanns Kehle zusammen.
    »Wer hat dich vor mir gewarnt?«, krächzte er mühsam. Der Griff des
Bärtigen tat langsam verdammt weh.
    »Das möchtest du wohl gern erfahren, was?« Der Bärtige lächelte sein
eiskaltes Lächeln aus seinen grauen Augen. »Aber weißt du was, Leonhard? Du
brauchst nicht alles zu wissen.« Mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck ließ
er den Zweimetermann los und an der Wand stehen. Der rieb sich den Hals und
holte erst einmal tief Luft. Der Bärtige ging zum Tisch zurück und setzte sich
auf einen Stuhl. Dann stand er auf, holte sich eine Wasserflasche aus dem
Kühlschrank und winkte Pechmann zu sich.
    »Wir müssen das aus der Welt schaffen, aber das übernehme ich. Dazu
brauche ich Udo und zwei von den Chinesen. Reichen dir vier Schlitzaugen, um
das Zeug

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