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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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vorn und das
Schwänzchen wie ein Dirigentenstock nach hinten gestreckt. Haderlein hatte
Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Riemenschneider sah aus, als ob sie eine
Großpackung Viagra verspeist hätte.
    Motschenbacher wurde es langsam zu bunt. »Kann dieses Schwein auch
was anderes, als nur blöd daherschauen?«, meckerte er.
    Lagerfeld bedachte ihn mit einem drohenden Blick. »Fei obacht, gell.
Net vorschnell urdeilen«, wies er ihn zurecht.
    Wie aufs Stichwort tippelte Riemenschneider los. Mit dem konstanten
Abstand ihres Rüssels von einem Zentimeter zum Kellerboden fing sie an, in
großen Kreisen die Gerüche des Kellers einzusaugen. Gespannt verfolgte
Haderlein das kleine Ferkel, das wie ein ferngesteuerter Staubsauger das
olfaktorische Terrain des Sandsteinbodens absorbierte. Schließlich blieb es wie
festgenagelt vor einem alten Weinregal stehen und knurrte.
    »Was ist los, Riemenschneider, hast du etwas gefunden?«, fragte
Manuela Rast aufgeregt.
    Das Ferkel knurrte wieder, diesmal erheblich lauter.
    »Was soll das werden?«, ereiferte sich Motschenbacher. »Hat sich der
Zwerg vielleicht in einer Flasche versteckt, oder was?« Seine Männer lachten
vernehmlich. Niemand nahm das Ferkel offensichtlich ernst.
    Aber Haderlein wusste es besser. Wenn Riemenschneider die Flaschen
anknurrte, dann gab es dafür auch einen Grund.
    Er trat näher an das Regal heran und begutachtete seinen Inhalt
genauer. Da waren wirklich köstliche Tropfen dabei. Lauter verstaubte alte
Flaschen mit kaum noch lesbaren Etiketten. Die Weine waren wohl für ganz
besondere Momente der Familie Rosenbauer hier eingelagert worden. Doch eine
Flasche stach heraus. Sie war blank geputzt und merkwürdigerweise auch völlig
leer. Wer legte sich denn eine leere Flasche in sein Weinregal?, überlegte
Haderlein. Er griff nach der Flasche, die seinem Zug auch nachgab, aber nur
etwa zwei Zentimeter. Dann ertönte ein brummendes Geräusch, und das gesamte
Regal setzte sich in Bewegung. Eine Seite schwenkte wie eine Tür in den Raum,
und ein kalter, modriger Hauch durchzog den Kellerraum. In der Wand tat sich
eine dunkle, unbeleuchtete Öffnung auf. Vor Schreck ließ Haderlein die Flasche
los, und prompt schloss sich das Regal wieder. Das Ganze hatte bestenfalls nur
zwanzig Sekunden in Anspruch genommen. Motschenbacher und seine Männer vom SEK standen mit offenem Mund da und
sagten erst einmal gar nichts. Haderlein beugte sich zur Riemenschneiderin
hinunter und reichte ihr ein Apfelstückchen.
    »Gut gemacht, Kleine«, sagte er stolz und streichelte sie hinter den
Ohren. Dann ging er mit Motschenbacher ins Erdgeschoss und besprach das weitere
Vorgehen. Vier Männer des SEK würden hierbleiben und auf ihren Befehl harren. Sie selbst würden sich jetzt
zur Firma Bartosch begeben und sich den nächsten Keller vornehmen. Es wartete
weitere anspruchsvolle Nasenarbeit auf Riemenschneider.
    Sie waren etwa ein Viertel des Weges zurückgegangen. Das Laufen fiel
ihnen jetzt etwas leichter, da der Gang überwiegend leicht bergab führte. Der
graue Mantel Gimlis wärmte Theresa, sodass sie nicht mehr zitterte, lediglich
die feuchte Luft machte ihrer Lunge zu schaffen. Gerade als die Neigung des
Weges sich etwas abzuflachen begann, blieb Gimli wieder stehen. Seine
Nasenflügel blähten sich und nahmen offensichtlich etwas wahr, was seinen
Begleiterinnen aufgrund ihrer untrainierten Geruchsorgane verschlossen blieb.
Gerlinde Rosenbauer wollte gerade etwas fragen, als Gimli seinen Zeigefinger
beschwörend auf seine wulstigen Lippen legte. Dann schien er angestrengt in den
Gang hineinzuhorchen. Gerlinde Rosenbauer und ihre Tochter hörten beim besten
Willen nichts.
    Gimli bedeutete den beiden mit seinen Händen, sich zu setzen, dann
sagte er mit kaum hörbarer Stimme: »Männer kommen. Schnattermenschen.
Schnattermenschen böse. Theresa und Mama warten. Gimli machen.«
    Doch Gerlinde Rosenbauer hielt ihn an einem Zipfel seines grünen
Oberteiles fest. »Was willst du machen, Gimli? Was? Wer weiß, wie viele das
sind. Lass uns besser von hier verschwinden!« Sie hatte den Eindruck, als würde
der kleine Mann in seiner sinnlosen Tapferkeit eine große Dummheit begehen.
    Doch Gimli zeigte keine Zeichen von Angst. Im Gegenteil: Er lächelte
ein seltsames, trauriges Lächeln, als er sich Gerlindes Griff sanft, aber
bestimmt entwand, dann drückte er ihr die Grubenlampe in die Hand und erhob
sich. »Gimli spielen«, sagte er. Mit seinem Rucksack und dem verrosteten

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