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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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anleuchtete.
    »Ich will Ihre romantischen
Verklärungen ja nicht unterbrechen, Müller, aber wir müssten dann weiter«,
drängte Haderlein.
    Herbert Müller schrak aus
seinen Träumereien hoch, reihte sich aber wieder brav neben dem Ferkel ein. Die
Taschenlampen richteten sich auf den Weg vor Riemenschneiders Rüssel, dann
tauchten sie weiter in die unbekannten Tiefen der Bamberger Unterwelt ein.
    Der Bärtige war wütend auf
sich selbst. Er hätte seinem Instinkt folgen und zuallererst die Holztür näher
inspizieren sollen, bevor er sich den Leichen widmete. Der Ärger übermannte
ihn, während er mit wuchtigen Tritten die Tür in ihre Einzelteile zerlegte.
    Die Knochenhaufen
interessierten ihn einen Dreck. Interessanter war da schon die Eisenleiter
hinten an der Wand. Mit großen Schritten durchquerte er das Knochengeröll und
steckte sich, vor der Leiter stehend, seine Waffe hinten in den Hosenbund. Von
oben konnte er leises Scharren hören. Sie konnten also nicht weit vor ihm sein.
Als er, oben angekommen, vorsichtig den Kopf über die Kante streckte, sah er
auf der anderen Seite Gerlinde Rosenbauers blondes Haar gerade noch
verschwinden. Schnell kletterte er die Leiter hoch und spurtete zur anderen Seite
des Gangs. Als er in das enge, dunkle Loch hineinhorchte, konnte er leise
Stimmen hören. Sofort zog er seine Waffe und feuerte dreimal. Er hörte Schreie
und feuerte daraufhin noch einmal nach. Dann wurde es still. Er legte sich auf
den Boden und horchte wieder in das Loch. Nichts. Nur noch Totenstille. Mit der
Waffe in der Hand begann er vorsichtig, seiner Beute zu folgen.
    Gerlinde Rosenbauer war
gerade am Boden angelangt und sah bereits Theresa und Gimli vor sich, als drei
Schüsse schnell hintereinander von oben durch die enge Röhre peitschten. Zwei
Kugeln verfehlten sie knapp. Die dritte durchschlug ihre Hose und riss ihr eine
zentimeterlange Fleischwunde in den rechten Oberschenkel. Erschrocken schrie
sie auf und ließ sich nach unten stürzen. Theresa und Gimli halfen ihr auf,
während ihr der Schmerz die Tränen in die Augen trieb. Kurz darauf schlugen
noch einmal Kugeln in den Sandsteinboden. Ihr Oberschenkel pochte, aber sie
biss die Zähne zusammen und folgte dem davoneilenden Gimli in den niedriger werdenden
Gang. Sie liefen, so schnell sie konnten. Gerlinde Rosenbauers Bein schmerzte
höllisch, und sie schrie mehrmals leise auf, als ihr blutender Oberschenkel
unsanft Bekanntschaft mit den Höhlenwänden machte. Noch konnten sie keine
Schritte hinter sich hören, als sie wieder eine Kammer betraten. Normalerweise
führte der Weg geradeaus weiter, aber jetzt war die Sandsteindecke der alten
Katakombe eingebrochen, und es blieb ihnen nur noch eine schmale, enge Öffnung.
Theresa und Gimli könnten sich gerade noch hindurchzwingen, für Gerlinde
Rosenbauer jedoch ein völlig hoffnungsloses Vorhaben.
    Der Zwerg blickte sie an und
sagte: »Nicht gut. Mutter nicht gut.«
    Gerlinde konnte seine
Verzweiflung fast körperlich spüren. Ihr kam die brutale Einsicht, dass sie nun
an das vorläufige Ende ihres gemeinsamen Weges gekommen waren.
    Gimli zeigte hektisch nach
oben. In Brusthöhe waren wieder Sprossen in den Stein eingelassen. Allerdings
führten diese so weit nach oben, dass das Leiterende nicht zu sehen war.
    Gimli deutete hinauf.
»Gehen«, schnarrte er hektisch und fing an zu hüpfen, um mit seinen kurzen
Armen die erste Sprosse der Leiter zu erhaschen. Doch der schwere Rucksack
hinderte ihn daran. Er drehte sich um und wollte Gerlinde Rosenbauer bitten,
ihn hochzuheben, doch die große blonde Frau mit dem schönen Gesicht hatte sich
zu ihm niedergekniet und fasste ihn nun an den Schultern. Tränen liefen ihr
über die Wangen.
    »Nein, Gimli, ich werde da
allein hinaufsteigen und versuchen einen anderen Weg zu finden. Du wirst mit
Theresa den Gang dort weitergehen. Unser Verfolger wird euch dort hinein nicht
folgen können, er wird ebenso die Leiter nehmen. Das verschafft euch einen
Vorsprung.«
    Sie nahm ihre ebenfalls
weinende Tochter in die Arme und drückte sie fest an sich. »Du wirst jetzt ganz
genau das machen, was Gimli dir sagt. Hast du verstanden, Theresa? Gimli passt
auf dich auf. Ich muss euch jetzt verlassen, aber wir sehen uns draußen wieder,
ja?« Zärtlich strich sie ihrer Tochter mit blutverschmierten Fingern über das
Haar, dann nahm sie Gimlis Gesicht in ihre Hände und sagte so eindringlich sie
nur konnte: »Ich vertraue dir hiermit meine Tochter an. Du bist jetzt für

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