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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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muskulösen Hand Gimlis fest. Die Hand war
jetzt alles, was sie hatte, und sie würde alles tun, um sie nie mehr
loszulassen, bis sie auf der Erdoberfläche ankamen.
    Der Bärtige hatte nur kurz
überlegt, als er die Leiter über und das enge Loch vor sich sah. Er hatte
schnell in die Öffnung geleuchtet, aber ihm war klar gewesen, dass eine
erwachsene Frau hier niemals hindurchpassen würde. Dann hörte er über sich das
unterdrückte Stöhnen. Als er in den Schacht hinaufsah, leuchtete ihm von oben
das schwankende Licht einer Grubenlampe entgegen, und Blut tropfte ihm ins Gesicht.
Sein wettergegerbtes Gesicht verzog sich zu einem hämischen Lächeln, seine
Augen leuchteten kalt. Er hatte sie erwischt. Lange würde es also nicht mehr
dauern, stellte er befriedigt fest, während er die Waffe in seinem Hosenbund
hinter dem Rücken verstaute.
    Er zog sich an der Leiter
hoch und kletterte geschmeidig wie eine Raubkatze an den Eisenstufen nach oben.
Mit einer Verletzten konnten ihm die drei unmöglich entkommen. Nur noch eine
Sprosse. Er konnte schon sehen, wie die Grubenlampe den Raum über ihm erhellte,
und auch ein leises unterdrücktes Stöhnen war zu hören. Vorsichtig zog er die
Waffe hinter seinem Rücken hervor, während seine linke Hand den Bodenrand am
Ende der Leiter umfasste. Gerade als er sich hochziehen wollte, traf etwas
seine Hand, und ein glühender Schmerz durchfuhr seine Finger. Die Hand zuckte
zurück, und er brüllte. Mit der anderen Hand wollte er sich an der Leiter
hochziehen, was jedoch nicht so einfach war, weil er mit dieser gleichzeitig
die Waffe hielt. Als er mühsam Halt gefunden hatte, tauchte über ihm der von langem blondem Haar umrahmte Kopf Gerlinde Rosenbauers auf, und das Licht der
Grubenlampe stach ihm grell ins Gesicht.
    »Hallo, Arschloch«, hörte er
ihre entschlossene Stimme. Mit ihrer rechten Hand hob sie etwas nach oben. Im
flackernden Licht konnte er so etwas Ähnliches wie einen sehr kurzen Knüppel
erkennen. Verzweifelt versuchte er, die Pistole mit der gesunden Hand zu
drehen. Er gab einen Schuss ab, doch die Kugel traf nur den Stein direkt vor
ihm in der Wand. Sand spritzte in alle Himmelsrichtungen, und
Sekundenbruchteile später traf ihn ein weiterer brutaler Schlag auf den Arm,
mit dem er gerade noch den Schuss abgefeuert hatte. Der Schmerz war bei Weitem
nicht so heftig wie beim ersten Mal, doch er reichte aus, um auch die letzte
Verbindung der Hände mit der Leiter zu lösen. Sein Oberkörper kippte nach
hinten, und der Bärtige fiel, rechts und links an die Wände schlagend, die
Röhre wieder hinunter, die er vor ein paar Momenten noch hochgeklettert war.
Nach seinem Aufschlag konnte Gerlinde Rosenbauer noch sein wütendes und
schmerzerfülltes Gebrüll vernehmen.
    Zufrieden machte sie sich
humpelnd auf den Weg. Selbst wenn dieser Sadist es schaffen sollte, sich noch
einmal die Leiter hochzuquälen, hatte sie sich auf jeden Fall erst einmal einen
komfortablen Vorsprung erarbeitet. Mit der Grubenlampe leuchtete sie nach vorn.
Der Gang verzweigte sich schon wieder. Der rechte Weg führte leicht ansteigend
nach oben und war noch dazu relativ intakt, der linke führte relativ steil
abwärts, war aber ziemlich verfallen und wesentlich niedriger. Nicht besonders
einladend, aber Theresa befand sich mit Gimli unter ihr, also würde sie diese
Variante wählen. Sie musste ihre Tochter wiederfinden. Den Knüppel warf sie
weg, der war nur noch unnötiger Ballast. Was sie jetzt brauchte, war
Geschwindigkeit und eine gehörige Portion Glück. Mit den Gedanken an ihre
Tochter verschwand sie humpelnd in der niedrigen Katakombe.
    Riemenschneider zog unbeirrt
und frei von irgendwelchen Zweifeln in eine Richtung, und alle folgten ihr
kritiklos. Plötzlich weitete sich der Gang, und es empfing sie ein seltsames
blaues Licht. Die Taschenlampen leuchteten in die Höhe, und allen blieb vor
Staunen der Mund offen stehen.
    Sie standen in einer für
Höhlenverhältnisse riesigen Halle. Der Raum war zwar nur etwa zehn Meter breit,
aber bestimmt zwanzig Meter hoch. In seiner Mitte ragten dünne, steinerne
Säulen empor, die das Gewölbe zu stützen schienen. Die Decke glitzerte im Licht
ihrer Lampen wie eine unterirdische Milchstraße. Ein unglaublicher Anblick.
    »Was ist das?«, fragte
Lagerfeld staunend.
    »Die Minen von Moria, mein
Freund«, sagte Haderlein ebenfalls ergriffen. Mit seiner Taschenlampe leuchtete
er das ganze gewaltige Gewölbe entlang. »Und hier sehen wir das ›Mithril‹,

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