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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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sicher, Frau Kleinhenz?«, fragte Lagerfeld, während
er Wort für Wort mitkritzelte.
    »Sie müssen net glauben, dass die Evangelischen kaan Alkohol trinken«,
verkündete sie mit großer Überzeugung, und Lagerfeld notierte den Satz in der
Vermutung, Frau Kleinhenz wolle ihm etwas auf verschlüsselte Art und Weise
mitteilen.
    Dann kam sie auf ihn zu und schaute ihm tief in die Augen. »In
Bischberg hab ich den Gotthilf des erschte Mal gsehn, da hat der noch net
gsungen, da hat der noch die Bierdeckel verkauft, vom Bayerischen Rundfunk.«
    »Und der war hier, in Ihrem Zimmer?«, versicherte sich Lagerfeld
noch einmal, aber Frau Kleinhenz machte einen absolut sicheren Eindruck, was
ihr Gedächtnis anbelangte. Sie schien sich an jede Einzelheit zu erinnern.
Jetzt lächelte sie ihn wieder wissend an.
    »Alles Italiener waren das, aber ohne Geschenke. Wissen Sie, es
kommen ja immer weniger Kisten aus der Ewigkeit zurück.« Dabei blickte sie
Bernd Schmitt offen und ehrlich an, der verstehend zurücklächelte.
    »Schon klar, Frau Kleinhenz, ich hab schon kapiert.« Kisten aus der
Ewigkeit, hier wurde also was geschmuggelt, wahrscheinlich Alkohol oder so.
»Gut, Frau Kleinhenz, das reicht fürs Erste. Sie waren wirklich sehr
hilfreich«, sagte er, bereute diesen Satz aber schon fast wieder, als sein
Blick auf den verklumpten Tabak fiel. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, können
Sie sich gern an den Kollegen draußen vor der Tür wenden, ja?«
    »Wo is mei Schabeso?«, fragte die alte Dame plötzlich wieder hilflos
und setzte sich mit fragendem Gesichtsausdruck auf ihr Bett.
    Wortlos und genervt verließ Lagerfeld das Zimmer. Er atmete tief
durch, während er seinen Notizblock wegsteckte. Jetzt musste er erst mal
herausfinden, was es mit diesem Gotthilf Fischer auf sich hatte. Direkt
kriminelle Assoziationen löste der Name nicht gerade bei ihm aus, aber er hatte
ihn schon mal gehört, da war er sich sicher. Doch das war ja schnell
herauszufinden. Wofür gab es denn das Internet?
    Ohne Huppendorfer noch eines Blickes zu würdigen, der sich mit
merkwürdig zuckenden Mundwinkeln hinter dem Computer der Nachtschwester
verkrochen hatte, ging Lagerfeld in Richtung Ausgang. Hildegard Kleinhenz indes
begann wieder leise ihre Melodie zu summen.
    Haderlein hatte mehrere Telefonate geführt und nur negative
Auskünfte bezüglich des verwendeten Phosgens erhalten. Das Gas wurde
tatsächlich streng unter Verschluss gehalten und war schon gar nicht frei
verkäuflich. Die Bilder der Sprühdosen hatte Honeypenny nach Nürnberg an das
Bombenräumkommando gemailt. Vielleicht wussten die damit etwas anzufangen. Die
Nachforschungen über die getöteten Rentner hatte Huppendorfer übernommen.
Eventuell schlummerte die Lösung der Tat ja in der militärischen Vergangenheit
der Betroffenen? Immerhin war auffällig, dass es sich bei den Getöteten
ausschließlich um Männer handelte und die einzige Frau der Abteilung überlebt
hatte. Womöglich hatte da einer tatsächlich noch eine Rechnung aus Kriegszeiten
offen. Allerdings konnte dieser die Tat unmöglich selbst erledigt haben. Es war
eine ziemliche sportliche Übung, durch das Fenster in St. Getreu einzusteigen,
das schaffte man mit siebzig plus nicht mehr.
    Nachdenklich betrachtete Haderlein die kleine gelbe, ovale Tablette
in seiner Hand, die ihm Waldmüller gegeben hatte. »Yellowstone«. Schon ein
witziger Name für ein Demenzpräparat. Darüber würde er noch mal mit dem Leiter
von St. Getreu sprechen müssen.
    Tja. Er blickte auf die Uhr. Noch nicht einmal Mittag, und die
Ermittlungen gingen schon ihren Gang. Da konnte man sogar noch Dinge erledigen,
die nicht megawichtig waren, aber trotzdem auf der To-do-Liste standen. Prüfend
betrachtete er den Grund seiner Kaffeetasse. Eigentlich wäre jetzt eine gute Gelegenheit,
um etwas Schlaf nachzuholen, aber Honeypenny hatte ihm wie gewünscht eine ihrer
Koffeinbomben verabreicht. Da war an ein Nickerchen nicht zu denken. Also war
es an der Zeit, etwas mit der Riemenschneiderin auszuprobieren. Bei der
Gelegenheit würde er auch gleich bei Siebenstädter vorbeischauen und ein
bisschen Rache üben. Unwillkürlich musste er bei dem Gedanken grinsen. Er
verspürte fast schon wieder Lust auf diesen heißen Tag.
    »Komm, Riemenschneider, wir haben einen gemeinsamen Nachmittag vor
uns!«, rief er. Das kleine Ferkel kam sofort folgsam und neugierig angetrottet.
»Honeypenny, Riemenschneider und ich fahren nach Neuendettelsau. Wenn was ist,
ich bin

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