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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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der Hitze in der
letzten Zeit ja auch verständlich. »Frau Kleinhenz, ich geh jetzt und hol Ihnen
ein anderes –«
    »Ich will a Schabeso«, unterbrach ihn Hildegard Kleinhenz mit einem
doch jetzt leicht unwirschen Unterton in der Stimme.
    Kommissar Lagerfeld erhob sich resigniert und verließ den Raum, um
seiner Zeugin ihren Wunsch zu erfüllen. Die gute Frau würde wohl mit einer
Fanta vorliebnehmen müssen. Er ging durch die Sicherheitstür auf den Flur zum
Getränkeautomaten, warf ein Geldstück ein, holte die Limonade aus dem
Auswurfkasten und begab sich zurück zur Wohnstatt von Frau Kleinhenz. Als er
durch die Tür trat, bemerkte er aus dem Augenwinkel einen heimlichen Blick von
Huppendorfer, der sich aber gleich wieder dienstbeflissen seinem Monitor
zuwandte.
    Lagerfeld popelte noch mühsam das Etikett von der Flasche, dann trat
er mit den Worten »Hier, Ihr Schabeso, Frau Kleinhenz!« wieder ins Zimmer. Dort
blieb er mit offenem Mund stehen. Die alte Dame kniete neben seinem Stuhl, den
er sich zum Zwecke des Verhörs an ihr Bett gestellt hatte, und zerbröselte
gerade die letzte seiner mitgebrachten Zigaretten auf dem Zimmerboden. Das
durfte doch wohl nicht wahr sein! Die Packung war fast voll gewesen, und jetzt
befand sie sich als krümeliger Haufen Tabak neben seinem Stuhl.
    »Was machen Sie denn da, Frau Kleinhenz?«, fragte er ärgerlich die
alte Dame, während er sie mit sanfter Gewalt auf die Seite schob und die Reste
seiner HB s zu retten versuchte. Vielleicht
konnte man ja noch ein paar Zigaretten daraus drehen, wenn man die
Papierschnipsel entfernte. Doch die Zimmerbewohnerin lächelte nur, als sie die
Flasche in seiner Hand sah, und nahm ihm die Limonade dankend ab. Zu seiner
größten Verblüffung hob sie ihr »Schabeso« jedoch nicht an den Mund, um zu
trinken, sondern schüttete den gesamten Inhalt über den Haufen Zigarettentabak,
der vor ihr lag. Lagerfeld war entsetzt.
    »Da muss immer noch Bier in die Suppe. Über alles diskutier ich ja,
aber da drüber net. Ohne Bier is in aaner fränkische Kartoffelsuppe nix los.«
Mit einer schwungvollen Bewegung stellte sie die leere Limonadenflasche auf den
Boden neben ihrem Bett ab und betrachtete zufrieden das kleine Häufchen aus
braunem Matsch, aus dem die überschüssige Limonade Richtung Zimmermitte zu
fließen begann. »Wollen Sie auch was, Herr Pfarrer?«, fragte sie Lagerfeld und
bedachte ihn mit einem hoffnungsvollen Blick.
    Der Kommissar packte Hildegard Kleinhenz an beiden Schultern und
drückte sie zurück auf ihr Bett. Alte Dame hin oder her, diese Madame hatte
gerade seinen Tagesvorrat an Zigaretten vernichtet. Die hatte sie ja wohl nicht
mehr alle! Er würde jetzt so schnell wie möglich dieses zum Misserfolg
verdammte Verhör durchziehen und dann auf Zigarettenautomatensuche gehen. Das
mit dem Aufhören hatte der zuständige Bereich auf der Rinde seines Großhirns
schon längst wieder großzügig gestrichen.
    »Frau Kleinhenz«, begann er wieder sehr direkt und ohne Umschweife.
»Hier im Krankenhaus sind etliche Menschen ermordet worden, und Sie sind die
einzige Zeugin. Der Mörder war hier bei Ihnen im Zimmer, Sie müssen doch
irgendetwas gesehen haben!« Lagerfeld ließ die Frau los und beobachtete, wie
sich die Augen von Hildegard Kleinhenz weiteten.
    »Ja, das stimmt, natürlich, Sie haben recht«, hörte er sie sagen und
griff sich sofort seinen Notizblock. Die Frau schien sich langsam zu erinnern.
Endlich ging mal etwas vorwärts. Und Frau Kleinhenz hatte tatsächlich viel zu
erzählen.
    »Des is schon so, dass da Leute waren. Die waren alle aus dem
Untergrund«, erklärte sie eifrig und deutete mit dem rechten Zeigefinger auf
den Fußboden, während Lagerfeld seine Sonnenbrille auf die Stirn schob, um
schneller mitschreiben zu können. »Aber singen ham die net gekonnt, besonders
dieser Gotthilf Fischer net.«
    Sogar ein Name, freute sich der Kommissar und notierte fleißig mit,
obwohl er meinte, ihn schon irgendwo einmal gehört zu haben.
    »Ja, ja, der Gotthilf. Ich hab den gleich erkannt, des war der Chef
von dieser unfähigen Bande. Ich erinner mich genau.«
    »Können Sie sich auch noch erinnern, wie viele das außer diesem
Fischer noch gewesen sind, Frau Kleinhenz?«, fragte Lagerfeld, der eine Spur
witterte. Doch sicher war er sich beileibe nicht.
    Hildegard Kleinhenz blickte ihm mit dem Ausdruck allergrößter
Glückseligkeit ins Gesicht. »Na, die ham doch alle beim Fasching in Bischberg
bedient.«
    »Sind Sie ganz

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