Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
längst wieder daheim sein. Er steuerte das
Cabrio auf den Münchner Ring, während sein markanter Zopf im Wind flatterte.
Klimakatastrophe hin oder her, bei solchen Temperaturen war man im Cabrio der
König der Straße.
    *
    Jonathan schlich sich mit seiner Edelstahlkanne durch den
Hintereingang in die Metzgerei hinüber. Gerade als er glaubte, das gefährliche
Abenteuer unbeschadet überstanden zu haben, traf ihn die Stimme seines Herrn
und Meisters von hinten. »Wo kommst jetzt du denn her, du fauler Sack, hä?«
    Jonathan drehte sich entgeistert um. Felgenhauer stand wutschnaubend
vor ihm und hätte ihm todsicher eine gedonnert, hätte er nicht das wertvolle
Blut in den Händen gehalten.
    »Sieh bloß zu, dass du vor nein Laden kommst, Jonadan. Seid aaner
Stunn hab ich jetzerd auf dich geward. Geb des Blud her!«, rief der
Metzgermeister erzürnt und riss ihm brutal den Behälter aus den Händen. Dann
drängte er seinen zartbesaiteten Gesellen zur Wurstmischmaschine, wo er ohne
viel Federlesen den blutroten Inhalt zu dem Fleischteig goss, der sich in der
Maschine wälzte. Anschließend drehte sich Felgenhauer zu Jonathan um und redete
sich immer mehr in Rage.
    »Sach amol, waast denn du net, was mir heud für an Taach ham, du
Kaschber! Heut is Miss-Bresssagg-Tach, und du lässt mich da dodal hänga!«
Wütend hob er den Edelstahlbehälter über seinen Kopf. »Seh bloß zu, dass du
nauskummst, Börschla!«, schrie er außer sich.
    Jonathan flüchtete. Im letzten Moment schaffte er es, die Ladentür
aufzureißen und mit einem Hechtsprung zu entkommen. Während er unsanft auf dem
Bürgersteig landete, sah er über sich den massiven Edelstahlbehälter
hinwegfliegen. Dann hörte er Autoreifen quietschen, und es krachte.
    *
    Es war bereits später Nachmittag, als Haderlein auf dem Gelände der
Polizeihundeschule in Neuendettelsau parkte. Er stieg aus, nahm Riemenschneider
an die Leine und ging die Treppe hinauf zum Leiter. »Polizeihauptwachtmeister
Michael Schuller« prangte auf dem Schild neben der Tür. Während Haderlein
klopfte, drang gedämpft das aufgeregte Bellen von Hunden an sein Ohr.
    Im Büro hatten sich insgesamt drei Hundeführer versammelt, einer
davon Michael Schuller, wie sich herausstellte. Alle blickten neugierig auf,
als das seltsame Pärchen eintrat.
    »Sie wollen was?« Ausbildungsleiter Schuller konnte nicht glauben,
was er aus dem Mund des gestandenen Kriminalisten gehört hatte. »Sie … Sie
wollen, dass ich dieses Schwein da zum Polizeihund ausbilde?«
    Von den beiden anderen Hundeführern, die im Büro eigentlich nur noch
ihren Feierabendkaffee hatten trinken wollen, war Gelächter zu vernehmen.
Haderlein machte keine Anstalten, darin einzustimmen, um das Ganze als Witz
abzutun, was Michael Schuller eindeutig lieber gewesen wäre. Nein, Haderlein
blieb ernst und Schuller gegenüber sehr bestimmt.
    »Nicht direkt zum Polizeihund«, versuchte ihn Haderlein zu
besänftigen. »Aber Riemenschneider hat die beste Nase, die ich jemals gesehen
habe. Außerdem ist sie voll diensttauglich.« Er beugte sich nach vorn,
überreichte Schuller das Attest und machte eine beschwichtigende Handbewegung.
»Sie soll ja nicht über Mauern springen oder sich in Verbrecherarme verbeißen,
sondern nur Sachen oder Menschen aufspüren, das kann sie nämlich wirklich gut.
Einen Versuch wäre es doch wert?«
    Michael Schuller blickte hilflos auf Siebenstädters Schrieb und dann
fragend zu seinen beiden Kollegen, die grinsend an der Bürowand lehnten und mit
den Schultern zuckten.
    Anschließend fixierte er Riemenschneider, dann Haderlein und rieb
sich die Nasenwurzel, während er im Geiste die Bestimmungen für die Spürhundeausbildung
durchging. Schließlich lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück. Die
Klimaanlage in der Hundeschule war nur geplant, aber noch nicht installiert
worden, die Temperatur also dementsprechend. Michael Schuller transpirierte aus
verschiedenen Gründen, die nicht alle zwingend mit der erhöhten
Luftfeuchtigkeit und der Lufttemperatur in seinem Büro zu tun hatten. Er
wischte sich den Schweiß mit einem Ärmel seines Hemdes aus dem Gesicht, bevor
er die unterste Schublade seines Schreibtisches öffnete.
    »Als Zollschwein vielleicht?«, sinnierte er leise vor sich hin,
während er in den Innereien der Schublade wühlte. »Einen Zwetschgenschnaps,
Herr Kollege?«
    »Aber gern«, erwiderte Haderlein, während ein mühsam lächelnder
Ausbilder Schuller wieder hinter dem Schreibtisch auftauchte

Weitere Kostenlose Bücher