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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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mühevoll
ausgearbeitetes Transparent gezogen. Das bräunliche Muster roch streng nach
Kuhmist, Öl und sonstigem Straßenbelag. Verkäuferin Merkel stand
eingeschüchtert neben ihrem Chef und betrachtete verängstigt das Desaster.
Eduard Huttenlocher-Weber hob das verdreckte Stück Stoff von der Straße auf und
stopfte es ihr in die Arme.
    »Dann hängen Sie es halt so auf, in Gottes Namen. Wir haben keine
Zeit mehr. Hauptsache, diese Imperialisten aus München merken, was ihnen hier
bevorsteht.« Mit diesen schwergewichtigen, sozialistischen Worten drehte er
sich um und eilte in seinen Bioladen zurück, während Frau Merkel verzweifelt zu
der Fläche über dem Schaufenster hinaufblickte, an der sie das Stück Stoff
anbringen sollte.
    Bürgermeister Feiler begann sich mit seinem Gemeinderat vor dem
Rathaus zu postieren. Schon in wenigen Minuten konnte die Staatssekretärin in
Mürsbach eintreffen. Der größte Moment in der Dorfgeschichte, und der war
während seiner Amtszeit hochwillkommen. Seit seiner Wahl vor drei Jahren
sackten die Umfragewerte bezüglich seiner Person unaufhörlich in den Keller. Dabei
hatte er mit seiner Partei »Vereinigter Itzgrund« einen Kantersieg errungen und
den amtierenden Würdenträger aus dem Amt gejagt. Dass er diesen Erfolg
hauptsächlich seiner Partei, die aus einem Swingerclub in dem netten Ort
Poppendorf hervorgegangen war, verdankte, rächte sich jetzt. Nach dem Umzug des
Clubs nach Busendorf war der sprachliche Bezug zwischen Inhalt und Wirken zwar
immer noch gegeben, aber Bürgermeister Feiler hatte den Club erst kürzlich
vorsorglich schließen lassen, da er selbst noch überregional Karriere machen
wollte. In dieser katholischen Gegend kam so etwas gar nicht gut an. Auch die
ziemlich ein-, zweideutigen Wahlplakate der Partei »Vereinigter Itzgrund« hatte
er inzwischen einstampfen lassen. Schließlich war der Vereinigungsgedanke auf
den Plakaten in sehr deutlicher Form dargestellt gewesen. Für diese Wahl eine
glänzende Idee, überregional allerdings nicht tragbar. Solcherlei Alleingänge
hatten ihn bereits zunehmend die Gefolgschaft in den eigenen Reihen gekostet,
da kam so eine Gebietsreform mit Staatssekretärin gerade recht, um
Sympathiewerte zu stapeln. Aber erst einmal musste er diesen Hühnerhaufen da
hinter sich in ein ordentliches Empfangskomitee verwandeln. Aufgeregt versuchte
er, seinen überhaupt nicht vereinigten Itzgrund auf der Rathaustreppe zu
ordnen.
    *
    Nachdem Lagerfeld ausgeraucht hatte, beschloss er, an diesem Tag
noch etwas Nützliches anzustellen. Draußen war es eh viel zu heiß, da war eine
klimatisierte Polizeidirektion für eine Recherchearbeit doch hochgradig geeignet.
    Er nahm vor seinem Polizeicomputer Platz und gab bei Google den
Namen »Gotthilf Fischer« ein. Und siehe da: Die Suchmaschine suchte, und sie
fand. Als Lagerfeld die Ergebnisse scannte, fiel es ihm wie Schuppen aus den
Haaren. Jetzt wusste er auch, wieso die Schultern von Huppendorfer so
merkwürdig gezuckt hatten, als er St. Getreu verließ. Und Haderlein steckte in
diesem Komplott mit drin. Na warte, das würden sie büßen. Alle.
    Wütend zerknüllte er die Aufzeichnungen über Frau Kleinhenz’ Aussage
und warf sie in den Papierkorb seines Schreibtisches. Es war Zeit für
Ergebnisse. Vielleicht sollte er sich diesen Dr. Waldmüller einmal näher zur
Brust nehmen oder die ganze Belegschaft des Krankenhauses interviewen. Aber
eigentlich war das ja Quatsch, Huppendorfer war darauf angesetzt. Das wäre ja
doppelte Arbeit.
    Lagerfeld überlegte. Beim Betrachten des gesprayten » RB « hatte es bei ihm geklingelt. Die
Buchstaben hatte er schon letzte Woche gesehen, und zwar auf den Fahnen dieser
Spinner.
    Auf dem Veitsberg hatte sich so eine Art Sekte niedergelassen, die
die Direktion nach mehreren Anzeigen wegen angeblichen Drogenhandels und
Landfriedensbruchs kontrollieren sollte. Allerdings war dabei nichts
herausgekommen, es waren halt durchgeknallte Spinner. Aber das Aussehen ihrer
Fahnen, das hatte er sich gemerkt. Vielleicht waren die Typen ja doch nicht so
harmlos, wie sie taten. Er blickte auf seine Armbanduhr. Eigentlich gleich
Dienstschluss, aber das würde er noch schnell erledigen. Auf den Busch klopfen,
darin war er gut. Und genau das würde er jetzt tun. Lagerfeld griff nach seiner
Sonnenbrille und begab sich zu seinem Honda Cabriolet, das im Hof des
Präsidiums parkte. Die Nachrichten warnten zwar vor schweren Gewittern in der
Nacht, aber bis dahin wollte er

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