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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gerade eine Erleichterung
für die Arbeit der Hilfskräfte. Tausende Menschen mussten in Notunterkünfte in
ganz Nordbayern umgesiedelt werden, da nicht nur der nördliche Itzgrund,
sondern auch große Teile der Coburger Innenstadt unbewohnbar geworden waren.
Trotzdem waren bei allen Schäden die meisten froh, dass es nicht zu mehr
Todesopfern gekommen war. Zumindest bis jetzt. Besonders schlimm gestaltete
sich die Lage der Infrastruktur im Coburger Land. Die Bundeswehr würde dort
wohl noch eine ganze Weile zu tun haben.
    Für die beiden Kommissare bedeutete dies immerhin das Ende ihrer
fachfremden Hilfstätigkeit. Fidibus hatte alle Bediensteten der Bamberger
Polizei zurückbeordert. Haderlein stellte den Landrover wieder im Hof des
Präsidiums ab und begab sich in die heiligen Hallen. Dort traf er reihenweise
auf Gesichter, die von Erschöpfung gekennzeichnet waren. Kurze Zeit später
betrat Lagerfeld das Büro. Er sah nach der schlaflosen Nacht auch nicht viel
besser aus. Von dem Erlebten gezeichnet, blickten sich die Kommissare in die
Augen und mussten beide lächeln. Wie klein wurden doch persönliche Streitereien
angesichts einer solchen Naturkatastrophe.
    »Hast du schon gehört, dass unsere Mädels heute Abend heimkommen?
Und von diesem Todesfall auf ihrer Tour?«, fragte Lagerfeld seinen älteren
Kollegen, während er geistesabwesend eine leere Zigarettenschachtel in der
rechten Hand drehte.
    Haderlein nickte. »Ja, aber ich weiß nichts Näheres. Egal, das
werden wir ja bald erfahren, denk ich. Soweit ich weiß, müssten sie jetzt schon
in Nürnberg sein, sollten also in spätestens einer Stunde eintreffen, wenn die
Autobahn wieder geräumt ist«, meinte Haderlein nachdenklich.
    »Weißt du was, Franz?«, fiel Lagerfeld spontan ein. »Wir gehen jetzt
erst mal in den ›Greifenklau‹, die Mädels sollen gleich hinterherkommen. Heut
ist da bestimmt nichts los. Die Bamberger hocken doch jetzt alle vor der
Glotze, um sich das Tornadochaos in Endlosschleife anzusehen. Na, wär das was?
Ein Schlaftrunk in einem halb leeren ›Greifenklau‹? Gibt’s nicht oft.« Lagerfeld
hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Haderlein hätte ihn am liebsten umarmt. Noch nie in seinem Leben war
ihm so nach einem Bier gewesen wie nach diesem irrwitzigen Tag. »Du hast ja so
was von recht, mein lieber junger Kollege«, erwiderte er mit einem müden
Grinsen. »Auf geht’s, lass uns keine Zeit verlieren. Aber du musst fahren, ich
hab kein Auto mehr.«
    »Du hattest doch vorher auch keins«, lachte Kommissar Bernd Schmitt
im nicht sehr wohlwollenden Angedenken an den Multipla. »Und jetzt los.« Beide
drehten sich um und wollten die gute Polizeistube verlassen, als sie plötzlich
die Stimme von Fidibus vernahmen.
    »Schmitt, Haderlein? Einen Moment noch, bitte!«
    Leicht genervt drehten sie sich wieder um. Was war denn jetzt noch,
um Himmels willen? Sie hatten einen Horrortag hinter sich gebracht, und jetzt
war eigentlich Dienstschluss.
    Bitte erst morgen wieder, Herr Suckfüll, war auf ihren Gesichtern
abzulesen. Doch Fidibus kam mit Honeypenny im Schlepptau auf sie zu und wedelte
in einem fort mit einer dünnen grauen Aktenmappe.
    »Einen Moment noch, die Herren«, wiederholte er sich. »Ich werde Sie
auch nicht lange aufhalten, ich weiß ja, Sie sind müde. Nur zwei Geschichten
noch.«
    Haderlein blickte fragend zu Honeypenny, die ihren Blick
bedeutungsvoll unbeteiligt auf die Decke gerichtet hatte. Wieder einmal bildete
sich ein Kreis neugieriger Büromitbewohner um die beiden Kommissare.
    »Meine Herren, Professor Siebenstädter hat offiziell darum gebeten,
diesen Fall mit seinen orangefarbenen Leichen beschleunigt zu bearbeiten. Ich
habe die Akten drüben auf Ihren Schreibtisch gelegt, Haderlein. Weiterhin …«
    »Was denn für orangefarbene Leichen?«, unterbrach der ahnungslose
Lagerfeld, doch Haderlein legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
    »Das erklär ich dir alles morgen, das ist noch früh genug.«
Lagerfelds Gesicht war ein einziges Fragezeichen, aber er ließ es dabei
bewenden.
    »Weiterhin«, ließ sich Fidibus in seinem Oberlehrertonfall nicht
beirren, »weiterhin lassen Sie uns jetzt noch schnell das Notarielle erledigen,
wenn Sie schon beide hier sind, sonst wird das wieder vergessen.« Er legte die
graue Aktenmappe vor ihnen auf einen Tisch und einen dokumentenechten Stift
daneben.
    »Was ist das?«, fragten Haderlein und Lagerfeld synchron, während
sie misstrauisch den Text

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