Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
seit der zweiten Klasse in mich verknallt. Er war tatsächlich immer um mich herumscharwenzelt, hatte sich jedoch nie getraut, mich anzusprechen. Aber …« Sie schloss die Augen. »Aber Kurt und die anderen coolen Football-Spieler bekamen das mit. Sie haben ihn zusammengeschlagen. Er verpasste den Abschlussball und kam nie wieder an die Schule. Nicht einmal zur Abschlussfeier.«
Zwei Frauen, beide das Ziel von Clinton Caines Zuneigung. Zwei Männer, die ihn bloßgestellt hatten. Der perfekte Auslöser für Missgunst. Oder für eine Besessenheit. Es erklärte auch, warum Caine bei Karen ein so hohes Risiko eingegangen war. Er wollte sie nicht nur erniedrigen. Er wollte sie voll und ganz besitzen. Er wollte sie Kurt stehlen.
»Clinton Caine«, murmelte Lucy. Sie hatte den Mann einmal getroffen. Sie war völlig ahnungslos gewesen. Hatte gedacht, er sei ein liebender Mann und Vater. Gramgebeugt.
Adam hatte gesagt, dass er seinen Vater zurück nach New Hope locken wollte. Vielleicht war ihm das gelungen. Und zwar zu gut. Vielleicht war Caine zurückgekehrt. Und jetzt sammelte er seine Kinder ein. Seine Trophäen. Aber wozu? Sie mussten herausfinden, ob Morgan Ames auch sein Kind war. Das Ergebnis einer weiteren Entführung mit Vergewaltigung. Wenn Morgan etwas mit dem Tod von Hilfssheriff Bob zu tun hatte, dann hatte Caine ihr das Morden beigebracht? Adam hatte sein ganzes Leben mit dem Mann verbracht. Machte ihn das zu einem Opfer? Oder zu einem Komplizen? Vielleicht lag ihm das Töten im Blut?
Kapitel 31
Lucy war erwachsen. Und sie war FBI-Agentin. Sie konnte auf sich selbst aufpassen. Marty, Darrin und Sally konnten das nicht. Sie waren auf Adam angewiesen. Das sagte sich Adam immer wieder auf dem Weg hinunter zum Haus der Hardings. Dad hatte ihm eine Waffe mitgegeben und ihn und Morgan mit Bluetooth-Headsets ausgestattet, damit er sie belauschen und ihnen Anweisungen geben konnte. Genau genommen, damit er Morgan Anweisungen geben konnte. Adam war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Er war Dad einfach nicht gewachsen. Er konnte sich ja noch nicht einmal Morgan gegenüber behaupten. Man musste sich nur vor Augen führen, was mit Hilfssheriff Bob passiert war. Er hätte das stoppen sollen. Er hatte gewusst, was passieren würde, aber nur wie ein Trottel dagesessen und geglotzt. Ein hilfloser, einfältiger Trottel. Das war Adam.
Würde er zulassen, dass Lucy das Gleiche zustieß? Mit einem Stiefelabsatz trat er auf eine unter dem Schnee versteckte Baumwurzel und rutschte aus, als sei er auf eine Bananenschale getreten. Morgans Lachen schepperte durch die Luft und die Vögel verstummten. Sie brachte selbst den Wind zum Schweigen. Sie war die Herrin jedes Raums, durch den sie sich bewegte. Sogar wenn Adam ihr im Weg stand. Nein. Erst recht, wenn Adam ihr im Weg stand.
Dad hatte ihr ebenfalls eine Waffe gegeben, und zusätzlich trug sie ein Messer bei sich. In letzter Minute hatte Dad ihr noch irgendetwas ins Ohr geflüstert, als Adam sich schon auf dem Pfad bergabwärts befunden hatte. Er dachte wohl, Adam wäre zu blöd, um das mitzubekommen. Vielleicht ging es auch darum, dass Dad Adam nicht mehr brauchen würde, wenn er einmal bekommen hatte, was er wollte. So wie in Cleveland. Vielleicht war Dad nicht zurückgekommen, um Adam zu retten. Vielleicht war er gekommen, um Adam für immer auszuschalten.
Adam richtete sich wieder auf und klopfte schnell den Schnee von seiner Jeans, bevor er schmolz. Sie hatten das Haus fast erreicht. Dad würde mit dem Lieferwagen nachkommen und sie einsammeln, sobald alles unter Kontrolle war.
»Es sollten nur Lucy, Karen, die süße Olivia und die Rothaarige sein«, hatte Dad gesagt. »Alle anderen sind auf zur Lösegeldübergabe. Ihr habt ausreichend Zeit, aber verplempert sie nicht. Ich will über alle Berge sein, bevor irgendjemand die Bullen volljammert.«
Die Taktik war einfach. Adam sollte durch den Keller ins Haus eindringen, Morgan an der Eingangstür klingeln. Niemand kannte sie. Sie würden ihr die Tür öffnen – mehr war gar nicht nötig. Sie erreichten den Waldrand. Morgan tänzelte aufgeregt auf der Stelle, als sie die Waffe hervorholte und den Reißverschluss ihres Skianoraks öffnete, damit sie schnell an das Messer kommen konnte.
»Bist du bereit, großer Bruder?«
Nein. Kein Stück. Er wusste immer noch nicht, wie er sich aus dieser Klemme befreien konnte. Er musste Lucy retten, und er musste ihr sagen, wo die Kinder steckten, bevor er abhaute. In
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