Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Lucy, die dadurch ihre Waffe verlor.
»Erschießen Sie ihn nicht! Er weiß, wo Darrin ist«, schrie Olivia und umklammerte Lucys Arm.
»Alle mucksmäuschenstill jetzt! Adams Waffe ist vielleicht nicht geladen, aber meine ist es mit Sicherheit!«, brüllte Morgan. Jenna feuerte Adams Pistole ab. Nichts passiert. Morgan lachte höhnisch. »Hab ich doch gesagt.«
Lucy schüttelte Olivia ab und bewegte sich zentimeterweise auf ihre Waffe zu. Morgan verlagerte ihre Position und feuerte einen Schuss in den Holzfußboden, ganz in der Nähe von Lucys Hand. Splitter flogen durch die Luft. Morgan drehte ihren Kopf zur Seite. In ihren Augen schimmerte der Wahnsinn. Mit ihrem Körper gab Lucy Adam Deckung. Sie drehte sich so, dass sie Morgan im Blick behalten konnte. So, wie sie lag, konnte sie hören, dass eine Stimme in Adams Headset murmelte. Wahrscheinlich gab Clint Anweisungen.
»Nein!«, schrie Adam. Er sprach nicht mit ihnen, sein Nein galt der Stimme, die in sein Ohr sprach.
Morgan grinste.
»Er will dich.« Sie richtete die Waffe auf Olivia. »Er hat gesagt, dass er dich nehmen will. So wie er deine Mutter genommen hat.«
Aus Karen brach ein fast unwirklich anmutender Schrei hervor, als sie auf Morgan zustürzte. Colleen schmiss sich auf Olivia, und beide fielen hinter den Couchtisch. Morgan feuerte noch einen Schuss ab, der Karen ins Bein traf. Jenna erhaschte Lucys Blick und machte ein Ablenkungsmanöver. Lucy sprang auf die Füße. Sie hoffte, sie würde Morgan nach dem Abfeuern der Pistole in einem unachtsamen Moment erwischen. Sie packte das Mädchen am Arm. Es war eine Verzweiflungstat, aber wenn man es mit einem aktiven Schützen zu tun hatte, durfte man nicht lang fackeln. Sie wollte Morgans Schussarm in die Luft reißen und ihn so drehen, dass die Waffe von ihr weg zeigte. Aber Morgan hatte die Bewegung kommen sehen, wehrte sie ab und hielt Lucy ein Messer an den Hals. Sie schlitzte die Haut ein kleines bisschen auf, gerade so, dass es blutete. Lucy ließ die andere Hand des Mädchens los. Zwar brannte der leichte Schnitt nicht besonders, zumindest fühlte sie kaum etwas, aber sie sah das Rinnsal ihres eigenen Blutes die Messerklinge hinunterlaufen. Morgan brachte sich schnell wieder in Position und benutzte Lucy jetzt als Schutzschild. Die Schusswaffe drückte sie fest in Lucys Kreuz.
»Na gut, vielleicht klappt es dieses Mal ausnahmsweise nicht mit dem Fisch. Aber wir haben trotzdem das, wofür wir hergekommen sind.« Morgan lenkte Lucy in Richtung der offenen Tür. Lucy blieb nichts anderes übrig, als mitzumachen. »Schließt die Haustür«, wies Lucy ihre Freunde an.
Sobald die beiden über die Schwelle getreten waren und die Tür vor Adam, Jenna und den anderen ins Schloss gefallen war, sammelte Lucy sich wieder. Sie war bereit für einen neuen Angriff auf Morgan. Aber dann sah sie den Mann. Den Mann mit dem Elektroschocker. Vor ihren Augen wurde alles rot, als die Elektrowellen sie mit einem Ruck durchrasten – wie ein Pilot, der mit dem Schleudersitz aus seinem Flugzeug katapultiert wird. Der Schmerz durchzuckte ihre Muskeln und sie ging zu Boden. Der Mann lachte und warf sie über seine Schulter wie ein Feuerwehrmann.
»Adam erzählt denen da drinnen, dass er sie zu den Kindern führen wird«, sagte Morgan, die über Bluetooth mithörte. »Soll ich ihn nicht besser umbringen?«»Nein. Folge ihnen. Ich will Adam.« Der Mann klang selbst dann noch entspannt, als er Lucy die Treppen hinuntertrug und in den Laderaum seines Lieferwagens warf. Als stünde es auf seiner Tagesordnung, Bundesagenten mit vorgehaltener Pistole zu entführen. Lucy knallte mit dem Gesicht nach unten auf den harten Boden. Er griff nach ihren Handgelenken und band ihre Hände mit Handschellen auf dem Rücken zusammen. Eines ihrer Beine zitterte, aber sie konnte keine andere Bewegung kontrollieren, als die ihrer Brustmuskeln, ein- und ausatmen, ein- und ausatmen …
»Siehst du«, sagte er grinsend zu Morgan. »Hab ich dir doch gesagt. Du kannst alles haben. Du brauchst nur die Eier, um es dir zu holen.«
Morgan verließ Lucys eingeschränktes Gesichtsfeld. Dann drehte der Mann sie auf die andere Seite. Sie schaffte es, so lang zu blinzeln, bis sie den Mann klar erkennen konnte: Clinton Caine.
»Schön, Sie wiederzusehen, Lucy. Wir haben einiges zu besprechen. Zum Beispiel die Tatsache, dass Sie meine Frau umgebracht haben.«
Er versetzte ihr einen weiteren Schlag mit dem Elektroschocker. Schmerz durchzuckte ihren
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