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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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Zementblöcken war stufig angelegt, aber für Adam gab es keine Stufen, nur einen vom Regen aufgeweichten Erdstreifen. Endlich gelangte er an die Hinterseite des Hauses, dorthin, wo die Küche auf eine großzügige Terrasse führte, die in die Flanke des Hügels eingelassen war. Im Gegensatz zur Vorderseite des gläsernen Hauses, das die Form eines Bootskiels hatte und über das Tal hinausragte, gab es hier keine Aussicht. Sonnenlicht gab es auch keines, außer direkt am Mittag, und die Terrasse wirkte trotz der hölzernen Schaukeln und des Spielhauses dunkel und trostlos.
    Auch hier hörte Adam eine aufgebrachte Stimme. Diesmal war es eine männliche Stimme. Adam kletterte über das Terrassengeländer und spähte durchs Küchenfenster. Ein kleiner Junge stand neben einer geöffneten Kellertür, in den Armen hielt er ein Bettlaken. Er hatte sich in die Schlafanzughosen gemacht. Und er weinte. Es waren keine lauten Schluchzer, aber Adam konnte die Tränen sehen, die im Licht der Deckenlampe glitzerten. Darrin biss sich auf die Lippen und zitterte am ganzen Körper. Er stand einfach nur ganz still da.
    Der Mann, der so laut mit Darrin schimpfte, war nicht besonders groß, aber recht korpulent. Adam musste grinsen, als er sah, wie sein Bauch zwischen dem Bund der Boxershorts und dem Saum des Unterhemds hervorquoll. Er hatte den Mann von Darrins Mutter nur an den wenigen Malen gesehen, die er während des Wahlkampfes in die Stadt kam, um mit den Landwirten zu sprechen. Mit seinen schicken Anzügen und feinen Straßenschuhen wirkte er immer völlig deplatziert, aber ohne seine elegante Kleidung sah er aus wie jeder andere in New Hope. Er hatte sogar eine Tätowierung. Sie zeigte Daffy Duck, der sich, die Hände in die Hüften gestemmt, wütend nach vorn beugte. Genauso wütend, wie der Mann, auf dessen Haut er eingraviert war. Mr Duck gestikulierte wild mit den Händen, während er weiterschimpfte. Darrin nahm seinen Blick keinen Moment von diesen Händen. Er wusste genau, wo die wirkliche Gefahr lag.
    »Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche! Du bettnässende kleine Schwuchtel. Du wirst jetzt nach unten in den Keller gehen und deine Bettwäsche und deine besudelten Klamotten waschen, damit deine Mutter das nicht machen muss.«
    Er zeigte auf die geöffnete Tür neben Darrin, die in die Finsternis des Kellers führte. Darrin zuckte zusammen und rückte von den Stufen weg. »Geh sofort nach unten, hast du mich verstanden?«
    Aus dem vorderen Bereich des Hauses kam jetzt eine Frau in die Küche, Darrins Mutter. Sie verließ das Haus praktisch nie, deshalb hatte Adam sie bisher immer nur von Weitem gesehen. Dunkles Haar fiel ihr bis über die Schultern. Sie war dünn, aber ihre Brüste waren groß. Ein guter Fisch. Genau nach Dads Geschmack.
    Sie trug einen feinen Seidenbademantel, an dessen Gürtel sie beständig herumnestelte, während sie durch die Küche schlurfte. Den Blick hielt sie stets gesenkt. Deshalb konnte Adam ihr Gesicht nicht wirklich erkennen. Er erhaschte aber den Blick auf ein Mädchen ungefähr in seinem Alter, das im Flur hinter der Mutter hergekommen war. Die große Schwester. Sie sollte sich besser um ihren kleinen Bruder kümmern, dachte Adam und starrte sie unverwandt an, auch wenn es natürlich unmöglich war, dass sie ihn da draußen im Schatten sehen konnte. Das Mädchen drückte sich gegen die Wand und hörte zu, aber sie war bereit, jederzeit davonzurennen. Widerstand schien ihr völlig fremd zu sein. Sie war nur ein weiterer Fisch.
    »Was ist los, bist du taub, Junge?«, donnerte der Mann und hob seine Faust. Die Mutter schlurfte jetzt schneller, aber sie sah noch immer nicht auf. »Darrin.« Ihre Stimme klang sanft, aber bestimmt.
    »Tu, was dein Vater sagt.«
    Dann gesellte sie sich an die Seite ihres Mannes. Gemeinsam bildeten sie eine undurchdringbare Wand. Jetzt sah Darrin zu beiden hoch. Danach blickte er hinter sich auf die dunkle Treppe. Der Mann deutete nach unten. Er sah aus wie der Sensenmann. Adam konnte Darrins ergebungsvollen Seufzer nicht hören, aber er fühlte ihn. Dafür brauchte er nur mitanzusehen, wie der Junge förmlich immer mehr in sich zusammensackte, während er sich Zentimeter um Zentimeter an der Tür mit den schicken Kacheln vorbeischob und sich beim Hinuntergehen auf seine Füße konzentrierte. Sobald er drei Stufen hinter sich hatte, schlug der Mann die Tür hinter Darrin zu und verriegelte sie. Als das Mädchen im Flur das klickende Geräusch des zuschnappenden

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