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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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bekommen wirst, in dem man dich um Hilfe bittet. Dann einen weiteren, der Hinweise auf den Aufenthaltsort oder die Identität des Absenders oder der Absender enthält. Brotkrumen, die man dir hinwirft, damit du ihn oder sie rettest. Wer auch immer diesen Brief geschrieben hat, ist kein Mörder, da bin ich mir sicher.«
    Mit ihren Zehenspitzen zeichnete sie die sechseckigen schwarzen und weißen Kacheln nach. Nick hatte recht. Der Brief war kindisch. Mehr aufmerksamkeitsheischend als bedrohlich.
    »Du hast gesagt, es klingt wie ein Kind. Wenn dem so ist, dann weiß ich, wer ihn geschrieben hat.«
    »Wer?«
    »Adam Caine.«
    »Der Junge, dessen Mutter umgekommen ist?«
    Sie nickte. Es musste sich um Adam handeln. Wie alt mochte er jetzt sein, vierzehn? Es war möglich, dass sie ihm von Megan erzählt hatte, als sie versuchte, ihn nach dem Tod seiner Mutter zu trösten.
    »Aber warum?«, fragte sie. Adam hätte einfach anrufen können. Es gab keinen Grund, irgendwelche Spielchen zu spielen. Nick fasste ihre Frage falsch auf.
    »Lucy, du bist eine Heldin. Wem sollte er den Brief denn sonst schicken?«
    Hätte er nur das nicht gesagt. Nicht mit dieser von Stolz erfüllten Stimme. Sie sah zur Seite und konzentrierte sich auf die Ecke unter der Badewanne, wo der Fugenkitt ganz schmutziggrau war, weil sie sich nie die Zeit nahm, an der engen Stelle richtig zu schrubben. Genauso wenig hatte sie ihren Job in New Hope ordentlich erledigt.
    »Hey, was ist los?« Nick ging vor ihr in die Hocke und drehte ihr Kinn sanft zu sich. Tränen schnürten ihr den Hals zu. Sie schluckte sie herunter und ließ keine einzige davon nach oben steigen. Sie blinzelte angestrengt, während ihr Blick das übrige Badezimmer nach weiteren Hinweisen auf ihr haushälterisches Versagen absuchte. Sie sah überall hin, nur nicht zu Nick.
    »Ich bin keine Heldin«, murmelte sie schließlich und ging ins Schlafzimmer, ohne sich um Nick zu kümmern, der allein im Bad zurückblieb. Sie fürchtete sich vor dem Tag, an dem sie den Satz zu Ende sprechen und Nick die Wahrheit über das, was wirklich in New Hope passiert war, würde beichten müssen. Der Tag, an dem sie ihm alles erzählen müsste. Was passiert war und was nicht passiert war. Das wäre der Tag, an dem sie zugeben müsste, dass sie ein Feigling war. Vielleicht hatte Adam deshalb den Brief geschrieben. Er hatte endlich realisiert, dass Lucy für den Tod seiner Mutter verantwortlich war.

Kapitel 5
    In der Höhle herrschte das ganze Jahr über eine Temperatur um die dreizehn Grad, deshalb machte Adam sich gar nicht erst die Mühe, ein Feuer zu entfachen. Seine Habseligkeiten hatte er alle versiegelt und unversehrt vorgefunden, außer ein paar Büchern, in denen es sich diverse Krabbeltiere bequem gemacht hatten. Eingewickelt in seinen Schlafsack kauerte er am Tisch in seinem Schlafzimmer und begutachtete seinen Besitz. Es war alles, was er brauchte. Es sei denn, er müsste länger als nur ein paar Tage hierbleiben. Dad hatte ihm beigebracht, nie sehr weit im Voraus zu planen. »Das macht nur alles unnötig kompliziert.«
    Besser, man lernte zu improvisieren und sich dem Lauf der Dinge anzupassen. Das war es, was Dad gefiel. Und Morgan. Ihr gefiel das auch. Manchmal erfanden die beiden aus heiterem Himmel irgendeine Lügengeschichte, einfach so aus Jux und Dollerei, oder um irgendetwas abzustauben. Adam konnte das nicht. Er brauchte einen Plan, zumindest die Ahnung eines Plans, und sehnte sich nach Routine und Sicherheit. Zwei Dinge, die Dad verachtete. »Ihr beiden seid die glücklichsten Kinder auf der Welt«, rief er immer aus, wenn sie von einer Stadt in die nächste zogen. »Ich zeige euch die große, weite Welt. Welcher Vater tut das schon für seine Kinder? Keiner. Keiner, außer mir.«
    Zur Bekräftigung drückte er auf die Hupe und lächelte Adam und Morgan erwartungsfroh an. Dieses Lächeln wirkte immer wie ein Startschuss für einen Wettkampf, in dem sich Adam und Morgan gegenseitig beim Bedanken übertreffen wollten. Morgan gewann natürlich immer, was sonst. Adam mochte Morgan, aber er hatte Dad lieber für sich allein. So, wie es bis vor zwei Jahren gewesen war, als Adam einen Wachstumsschub hinlegte und auf einmal die Fische verschreckte. Deshalb begann Dad damals, nach seinen anderen Kindern zu suchen. Sie kamen sogar bis nach New Hope, auch wenn Dad natürlich dafür sorgte, dass sie von niemandem gesehen wurden. Dann entschied Dad, dass es an der Zeit war, dass Morgan das

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