Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
des Finanzministeriums?«
Lucys Lächeln war rein diplomatisch. Sie wussten beide, dass Zeller bei den folgenden Untersuchungen über den Schusswechsel nichts zu melden hatte.
»Tut mir leid, Sheriff. Da kann ich nichts machen.«
»Wie hieß der Mann?« Jennas Stimme zitterte kaum merklich.
»Wer? Ach so, der, den Sie erledigt haben. Leroy Lamont. Dank Ihnen wird sich unsere Verbrechensrate in den nächsten Wochen, vielleicht sogar in den nächsten Monaten, halbieren, Agentin Galloway.«
Jenna schluckte und nickte, blieb aber stumm und korrigierte noch nicht einmal ihren Titel. Aber sie war sehr blass.
»Nehmen Sie schon Platz«, wies Zeller die beiden Frauen an. Jenna ließ sich auf einen Stuhl vor Zellers Schreibtisch sinken. Der Stuhl war gerade hoch genug, dass sie über einen Stapel brauner Pappordner hinweg mit ihm Augenkontakt halten konnte. Lucy blieb stehen. Das Adrenalin pumpte noch immer viel zu schnell durch ihren Körper, als dass sie hätte still sitzen können. Zeller richtete seinen Blick auf Lucy. »An Sie erinnere ich mich. Warum haben Sie immer Ärger im Schlepptau?« Danach schenkte er Jenna ein Lächeln, das nur als großväterlich bezeichnet werden konnte, obwohl er erst Ende vierzig war.
»Das, was Sie gerade durchmachen, junges Fräulein, musste ich noch nicht erleben, so wie die meisten von uns hier. Aber wenn Sie etwas brauchen oder mit jemandem reden möchten, lassen Sie es mich einfach wissen.«
»Wir wissen das zu schätzen, Sheriff«, antwortete Lucy an Jennas Stelle. Sie hatte das Bedürfnis, die jüngere Frau zu beschützen. »Wie lang, glauben Sie, müssen Sie meine Kollegin für die Ermittlungen hierbehalten? Ich würde sie gerne bald mit nach Hause nehmen.«
Nachdrücklich stellte Jenna beide Füße auf den Boden.
»Auf keinen Fall. Ich muss noch immer meine Zielperson finden.«
»Und wer ist das?«, erkundigte sich der Sheriff. »Ich dachte, Sie beide wären wegen Rachel und dem Mörder von New Hope hier. Geht noch etwas anderes in meinem Zuständigkeitsbereich vor sich, von dem ich wissen sollte?«
»Nein«, sagte Lucy mit fester Stimme.
»Doch«, entgegnete Jenna. »Ich bin einem Jungen auf der Spur, der einer Bundesagentin einen Drohbrief geschrieben hat. Das ist ein Verstoß gegen das US-Postgesetz Paragraph 18, Abschnitt 876.«
»Welcher Junge?«
»Adam Caine. Und wir hätten Ihren Zuständigkeitsbereich schon längst wieder verlassen, wenn meine Kollegin nicht …«
Lucy drehte ihren Kopf ruckartig zu Jenna.
»Ich bin mir sicher, dass der Sheriff wichtigere Dinge …«
»Der Caine-Junge ist wieder hier?«
Bevor Lucy antworten konnte, steckte Hilfssheriff Bob seinen Kopf durch die Tür.
»Die Ärzte sind jetzt mit Roy durch. Wenn wir seine Daten aufgenommen haben, bringe ich ihn nach oben, um Nummer drei zu befragen.«
Jenna stand auf. »Darf ich dabei sein?«
Der Sheriff sah zu Lucy. Sie nickte.
»Aber mach zuerst deine Aussage. Roy kann noch ein bisschen schmoren und die Ereignisse des heutigen Tages Revue passieren lassen.«
Der Sheriff bedeutete Bob, dass er Jenna mitnehmen konnte. Dann musterte er Lucy erneut.
»Sie erinnern sich an mich?«
»Vor vier Jahren standen Sie den Hilfssheriffs vor.«
»Damals sollten bald Wahlen stattfinden und Sheriff Dobbs hatte keinen Gegenkandidaten. Aber nachdem Sie und …«
Er breitete die Hände aus.
»Kurz und gut, es war eine große Niederlage für ihn. Also wurde ich automatisch zum Sheriff befördert. Schon alles offiziell, von den Landräten bestätigt und so weiter, aber nichtsdestotrotz: Es war nicht das, was wir uns gewünscht hatten. Dass Sie hier hereinpreschen und alte Fälle aufmischen, ist das Letzte, das ich mir in meiner Amtszeit wünsche, das werden Sie sicher verstehen.«
»Ist auch gar nicht meine Absicht. Ich bin nur hier, um zu sehen, ob ich Adam Caine helfen kann. Ich fand, dass ich ihm wenigstens das schuldig bin.«
Sie nahm sich vor, ihr Büro anzurufen und nach Clinton Caines Aufenthaltsort fahnden zu lassen, sobald sie aus Zellers Büro heraus wäre.
Zeller blickte finster drein. »Das sind Sie ihm wohl. Etwas schuldig. Haben Sie unsere Nebenstelle in New Hope gesehen? Ist Marion Caine gewidmet. Bob besteht darauf, von dort aus zu arbeiten.«
»Er ist ein guter Mann. Er hat uns heute den Allerwertesten gerettet, daran besteht kein Zweifel.«
»Ja, er ist in Ordnung. Kriegt manchmal so Stimmungsschwankungen. Vor allem im Frühling.«
»Am Jahrestag?«
Der Sheriff nickte.
»Er
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