Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
Vom Netzwerk:
Höhlenszene aus Tom Sawyer, weil sie so gut passte. Sally war schon eingeschlafen. Sie nuckelte am Daumen und hielt Miss Priss an sich gekuschelt. Adam bettete sie in ihren neuen Schlafsack. Die Jungen kämpften mit schweren Lidern gegen die Müdigkeit.
    »Bist du dir sicher, dass meine Mom weiß, wo ich bin?«, fragte Marty und unterdrückte ein Gähnen. »Sie macht sich manchmal Sorgen.«
    Adam fiel wieder ein, wie wütend Martys Mutter in der vergangenen Nacht geworden war.
    »Warum hat sie dich dann gestern Nacht so angebrüllt?«
    Der Junge war viel zu müde, um sich auch nur ansatzweise zu wundern, warum Adam Bescheid wusste.
    »Ich hatte schlecht geträumt und hatte Angst. Ich wollte zu meinem Dad.«
    »Hat sie dir jemals von deinem Dad erzählt?«
    »Sie spricht andauernd von ihm. Er ist ein Held. Guck, hier.«
    Er zeigte ihm stolz die Armbanduhr. Darrin saß still daneben und fuhr mit einem Finger bewundernd über die Uhr.
    »Er war bei der Armee und flog Hubschrauber, Kiowas. Dann wurde er abgeschossen und starb.«
    Das letzte Wort stotterte Marty und zog dann sein Handgelenk wieder an sich und umklammerte die Uhr. Darrin legte ihm einen Arm um die Schultern. Vielleicht war Martys Mutter gar nicht wütend, sondern nur traurig gewesen, überlegte Adam. Trotzdem hatte sie kein Recht, ihre Stimmung an dem kleinen Kind auszulassen. Oder ihm seinen richtigen Vater vorzuenthalten.
    »Ich will jetzt nach Hause«, verkündete Marty. Seine laute Stimme hallte durch die Höhle. »Ich vermisse meine Mom.«
    »Ich vermisse meine Mom auch«, stimmte Darrin ein. »Und meine Schwester. Können wir jetzt nach Hause gehen?«
    Das überraschte Adam. Hatte er ihnen nicht alles gegeben, was sie sich nur wünschen konnten? Wieso wollten sie dann gehen? In einer Familie blieb man gerne beisammen.
    »Hattet ihr denn keinen Spaß?«
    Darrin nickte. Aber in seinen Augen schimmerten Tränen. Marty war direkter. Er stand auf und trat seinen Schlafsack zur Seite.
    »Ich will nach Hause. Jetzt.«
    »Das geht nicht. Es ist mitten in der Nacht.« Adam versuchte es mit Vernunft. »Ich kann Sally nicht allein lassen. Geht jetzt schlafen.«
    »Nein. Du kannst mir gar nichts befehlen. Ich will zu meiner Mommy!«
    Den letzten Satz schrie er förmlich. Zu Adams Überraschung wachte Sally nicht auf, sie gab nur ein kleines Murmeln von sich und schlief einfach weiter. Dann fing Darrin an zu flennen und griff nach Martys Hand. Sie waren tief genug in der Höhle und sowieso weit entfernt von allen Häusern. Niemand würde Marty hören. Vielleicht, wenn sie direkt am Eingang stehen würden. Aber selbst dann würden die Schreie nur als verirrtes Echo verhallen. Adam tat das, was Dad tun würde: Er gab den Jungen Zeit, um über ihre Handlungen und die Konsequenzen nachzudenken. Er kletterte hastig die Holzleiter hinauf und zog sie dann zu sich nach oben. Unten ging das Feuer beinahe aus. Aber er würde die Kinder trotzdem im Auge behalten und darauf achten, dass sie sich nicht verbrannten. Der rote Schein des Kerosinheizgeräts spendete Licht, und sie hatten ausreichend zu essen und zu trinken. Und wenn sie brav waren, würde er eine der Petroleumlampen oben am Rand der Grube stehen lassen.
    Marty und Darrin rannten schreiend und bettelnd zu der Stelle, an der die Leiter gestanden hatte. Als sie immer lauter wurden, bereute Adam, dass er nicht das mit Chloroform getränkte Tuch benutzt hatte, das in seiner Tasche steckte. Er hatte Angst gehabt, dass es zu stark für die Kinder sein könnte. Sie waren so viel kleiner als die Fische, die Dad damit betäubte. Die Höhlenwände warfen das Echo des Lärms hin und her, bis es wie ein Tischtennisball durch Adams Kopf schlug. Er rannte davon. Raus in die frische Luft, wo er in der Kälte stand und in den Himmel voller Schnee blickte. Er fragte sich, was er falsch gemacht hatte.

Kapitel 19
    Es dauerte nicht lang. Bob schien zu wissen, dass das alles nichts mit ihm zu tun hatte. Nicht einmal mit Sex. Es ging nur darum, dass Jenna wieder das Gefühl bekam, alles im Griff zu haben. Dass sie sich nicht so hilflos fühlte. Dass sie wenigstens über einen kleinen Teil ihres Lebens selbst bestimmen konnte. Sie kämpften sich gerade zurück in ihre Kleidung – Jenna gefiel es, wie Bob immer zu Boden sah, wenn sie Blickkontakt mit ihm herstellte, nur um dann mit roten Wangen wieder aufzublicken –, als O’Hara das Verhörzimmer betrat und Roy gegenüber Platz nahm. Bob schaltete die Sprechanlage ein und blieb

Weitere Kostenlose Bücher