Blutflucht - Evolution
aus, als ob ich es nötig habe mich an einen Muti ranzuschmeißen? Und seit wann ist MUTAHELP dafür zuständig, kriminelle Mutanten einzufangen?«, wollte ich wissen, um etwas Zeit zu gewinnen, bis Jack die Monitore angeschaltet hatte, damit er alles Weitere verfolgen konnte, und um die Männer abzulenken.
»Sie würden sich wundern, für was wir alles zuständig sind, Madam.«
Also waren die irren Jungs daran schuld, dass Jack immer noch kein ruhiges Leben genießen durfte. Schlagartig wusste ich auch, warum mir die Klone so bekannt vorkamen: Ich hatte sie in Blondies Erinnerungen gesehen! Und ich konnte MUTAHELP nicht einmal berichten, was wirklich geschehen war. Sie hätten Jack sofort abgeführt. Zum Glück trug ich das Halstuch!
»Lassen Sie uns nun rein oder müssen wir uns gewaltsam Zutritt verschaffen?«, sagte Nummer eins, ohne jegliches Gefühl in seiner immer gleichen, monotonen Stimmlage.
Ich nickte. »Na gut, sehen Sie sich um. Ich habe nichts zu verbergen.« Es war besser, keinen Widerstand zu leisten, damit sie keinen Verdacht schöpften. Also trat ich beiseite. In mir brodelte es. Doch ich durfte mir die Wut über die Jugendlichen nicht anmerken lassen.
Als die drei Männer durch meine Tür traten, mussten sie die Köpfe einziehen, so groß waren sie. Ein muffiger Geruch hing an ihnen – total unnatürlich. Es war mir nicht möglich, ihre Aura zu spüren. Keinerlei Gefühle oder Gedanken gingen von ihnen aus, die ich empfangen konnte. Ich fragte mich, ob das richtige Menschen waren, die mit kleinen Scannern »bewaffnet« meine Wohnung durchleuchteten, oder Außerirdische vom Planeten Dumbo.
»Alles sauber«, sagte Nummer eins, als er aus dem Schlafzimmer in den Flur trat.
Mein Herz raste, meine Hände zitterten.
»Bei mir auch«, meldete Nummer zwei kurz darauf. Er hatte sich das Badezimmer und die Küche vorgenommen.
Ich fror und unterdrückte ein Bibbern.
Nummer drei schlich immer noch durch das Wohnzimmer, wo er den Scanner mit seiner Hand kreuz und quer durch den Raum schweben ließ. Was auch immer diese Geräte aufzeichneten, ich hoffte, sie würden ihnen nicht Jacks Anwesenheit verraten. Meine Hände waren eisig und feucht. Die Anspannung in meinem Inneren wollte gleich aus mir herausplatzen – ich fühlte mich wie ein rohes Ei in der Mikrowelle.
»Sir?«, fragte Nummer zwei. »Haben Sie etwas gefunden?«
»Irgendetwas in diesem Raum stört die Messung. Das muss an dem alten Gebäude liegen. Wahrscheinlich Bleirohre in den Wänden.«
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Gut möglich, dass die Zimmerdecke mit Blei verkleidet war. Also konnten ihre Sensoren nicht zu Jack durchdringen. Hoffte ich zumindest!
Mein Puls raste und ich vergaß zu atmen. Es erforderte meine volle Konzentration, nicht an die Decke zu starren. Stattdessen fixierte ich eine Palme in einer Ecke des Raumes und wiederholte ununterbrochen einen einzigen Satz in meinen Gedanken:
Hier ist nichts!
Endlich trat auch Nummer drei in den Flur zu seinen zwei Ablegern, die dort steif wie Statuen verharrt hatten. »Ich denke, hier ist alles clean.« Zu mir gewandt sagte er: »Wir müssen Sie trotzdem bitten, uns noch ein paar Fragen zu beantworten. Vor dem Haus steht unser Wagen. Dort haben wir die entsprechenden Mittel, um Sie zu verhören.«
»Verhören?« In mir heulte eine Sirene auf. Ich hatte gehofft, sie würden uns wieder in Ruhe lassen.
»Nur die üblichen Fragen. Vielleicht können Sie wichtige Informationen zu dem Vorfall vor der Kneipe beisteuern.«
In meinem Magen wucherte ein Geschwür, das immer größer und schwerer wurde und sich gegen meine Eingeweide presste. Was kam jetzt noch? Ich hatte kein gutes Gefühl.
Als ich absperrte, blickte ich direkt in den Spion an der Tür. In ihm war eine kleine, fast unsichtbare Kamera versteckt, die mit einem Monitor auf dem Dachboden verbunden war. Ich hoffte inständig, dass Jack meine Gedanken empfing, die ich ihm eindringlich zu schicken versuchte:
BLEIB WO DU BIST!
Mit dem Furcht einflößenden Trio quetschte ich mich in den engen Aufzug und spürte ihre bedrohlichen Blicke auf meinem Körper. Draußen angekommen, führten sie mich zu einem großen schwarzen Van, dessen getönte Scheiben keinen Blick nach innen erlaubten. Ihr kastenförmiges Verhör-Mobil wirkte genauso bedrohlich und unheimlich wie die Männer selbst.
Am Heck des Wagens schoben sie mich in sein Inneres und verriegelten die Tür hinter uns. Ich fühlte mich eingesperrt wie ein Hund in einem
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